Die Stadtverwaltung Krefeld in der NS-Zeit

Joachim Lilla (Krefeld)

Das Krefelder Rathaus an der Weststraße (1933 Schneiderstraße) vor seiner Zerstörung 1943. (Stadtarchiv Krefeld)

Schlagworte

Die Macht­über­nah­me der Na­tio­nal­so­zia­lis­ten in Kre­feld 1933 er­folg­te nicht, wie in vie­len an­de­ren Städ­ten, be­reits im März 1933 sym­bo­lisch durch ei­ne spek­ta­ku­lä­re Ent­las­sung des Ober­bür­ger­meis­ters, son­dern voll­zog sich schritt­wei­se vom Früh­jahr bis zum Som­mer, al­ler­dings nicht we­ni­ger ef­fek­tiv, und kann im Au­gust 1933 als mehr oder we­ni­ger ab­ge­schlos­sen gel­ten. So liegt der Schwer­punkt des fol­gen­den Bei­trags auf dem Jahr 1933, in dem nicht nur per­so­nell, son­dern auch or­ga­ni­sa­to­risch die Tat­sa­chen ge­schaf­fen wur­den, die in Kre­feld bis 1945 Be­stand hat­ten. Die im Zu­sam­men­hang zu be­rück­sich­ti­gen­de Be­son­der­heit der Kom­mu­nal­ver­fas­sung in der Stadt Kre­feld-Uer­din­gen a.Rh., die von 1929 bis 1940 in Gel­tung war, wird ein­gangs vor­ge­stellt.

1. Die Grundlagen der Kommunalverfassung in Krefeld(-Uerdingen) ab 1929/1930

Der Ti­tel ist, der ge­bo­te­nen Kür­ze ge­schul­det, nicht prä­zi­se, rich­tig müss­te er hei­ßen: Die Stadt­ver­wal­tung der Stadt Kre­feld-Uer­din­gen a.Rh. und die Ver­wal­tung des Stadt­teils Kre­feld (1933 bis 1940) be­zie­hungs­wei­se der Stadt Kre­feld (1940 bis 1945); die­ses Ti­tel­mons­ter ist der kom­pli­zier­ten kom­mu­nal­ver­fas­sungs­recht­li­chen Ge­ge­ben­hei­ten in Kre­feld nach der Ein­ge­mein­dung Uer­din­gens 1929 ge­schul­det. In der Fol­ge der kom­mu­na­len Neu­glie­de­rung ent­stan­den drei recht­li­che Ge­bil­de im ver­grö­ßer­ten Stadt­ge­biet: die Stadt­ge­mein­de Kre­feld-Uer­din­gen a.Rh. (Ge­samt­stadt) als Stadt im Sin­ne der da­mals noch gel­ten­den Rhei­ni­schen Städ­te­ord­nung und der wei­te­ren kom­mu­nal­ver­fas­sungs­recht­li­chen Vor­schrif­ten. Die frü­he­re Stadt Kre­feld (er­wei­tert durch die Ein­ge­mein­dun­gen vor al­lem von Fi­scheln, Tra­ar, Ben­rad, Gel­lep-Stra­tum), bil­de­te fort­an den Stadt­teil Kre­feld, die bis­he­ri­ge Stadt Uer­din­gen den Stadt­teil Uer­din­gen. Die Stadt­tei­le hat­ten die Ei­gen­schaf­ten von Kör­per­schaf­ten des öf­fent­li­chen Rechts.

 

Nach § 7 Abs. 1 des Neu­glie­de­rungs­ge­set­zes vom 29.7.1929 gin­gen für „ei­ne län­ge­re Über­gangs­zeit nur be­stimm­te Ver­wal­tungs­zwei­ge in die ge­mein­sa­me Ver­wal­tun­g“, al­so die der Stadt Kre­feld-Uer­din­gen a.Rh., über, die üb­ri­gen Ver­wal­tungs­zwei­ge wa­ren „von den bei­den Stadt­tei­len […] ge­trennt und selb­stän­dig ver­wal­tet wer­den“. Die Über­gangs­zeit soll­te 20 Jah­re be­tra­gen, konn­te aber ver­kürzt wer­den, wie es zum 1.4.1940 ge­schah. Die An­ge­le­gen­hei­ten der ge­mein­sa­men Ver­wal­tung wa­ren in § 8 der Orts­sat­zung für die Stadt Kre­feld-Uer­din­gen a.Rh. und die Stadt­tei­le Kre­feld und Uer­din­gen vom 24.4.1930 in zwölf Po­si­tio­nen ab­schlie­ßend nie­der­ge­legt. Die­se um­fa­ß­ten im We­sent­li­chen:

– Kreis­an­ge­le­gen­hei­ten,
– Wahl­sa­chen und Ab­stim­mun­gen,
– Fi­nanz­an­ge­le­gen­hei­ten der Ge­samt­stadt,
– Er­laß von Orts­sat­zun­gen für die Ge­samt­stadt,
– Per­so­nal­an­ge­le­gen­hei­ten der ge­mein­schaft­li­chen Ver­wal­tung,
– Ver­wal­tung der Gas-, Was­ser- und Elek­tri­zi­täts­ver­so­gung,
– Ver­wal­tung der ver­ei­nig­ten Rhein­ha­fen- und Werft­an­la­gen nebst Ha­fen­bahn,
– Ei­gen­tum des Ge­mein­de­ver­mö­gens,
– Fest­stel­lung ge­mein­sa­mer Flucht­li­ni­en-, Be­bau­ungs- und Flä­chen­auf­tei­lungs­plä­ne, je­doch nur mit Zu­stim­mung der Be­zirks­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung des be­tei­lig­ten Stadt­teils,
– wei­te­re An­ge­le­gen­hei­ten, „falls sie mit Zu­stim­mung der bei­den Stadt­tei­le in die ge­mein­sa­me Ver­wal­tung in die ge­mein­sa­me Ver­wal­tung der bei­den Ge­samt­stadt über­wie­sen wer­den“. 

Al­le üb­ri­gen „Selbst­ver­wal­tungs- und Auf­trags­an­ge­le­gen­hei­ten“ fie­len un­ter die „ge­trenn­te und selb­stän­di­ge Ver­wal­tung der Stadt­tei­le Kre­feld und Uer­din­gen“ (§ 9). We­gen der per­so­nel­len Aus­ge­stal­tung der Ver­wal­tung der drei Kör­per­schaf­ten be­stimm­te § 3 der Orts­sat­zung: „Der Bür­ger­meis­ter der Stadt Kre­feld-Uer­din­gen a.Rh. ist zu­gleich Bür­ger­meis­ter des Stadt­teils Kre­feld, die Bei­ge­ord­ne­ten der Stadt Kre­feld-Uer­din­gen a.Rh. sind zu­gleich Bei­ge­ord­ne­te des Stadt­teils Kre­feld, ei­ner von ih­nen, und zwar der 1. Stell­ver­tre­ter des Ober­bür­ger­meis­ters in den An­ge­le­gen­hei­ten der Ge­samt­stadt […] ist zu­gleich Bür­ger­meis­ter des Stadt­teils Uer­din­gen.“

Er­staun­li­cher­wei­se, ob­wohl um die Aus­ge­stal­tung der Orts­sat­zung sei­ner­zeit zäh ge­run­gen wur­de, ist die­se Be­stim­mung nicht ein­deu­tig, denn sie lä­ßt durch­aus den Schluss zu, dass der Ers­te Bei­ge­ord­ne­te der Ge­samt­stadt, der zu­gleich Bür­ger­meis­ter des Stadt­teils Uer­din­gen war, auch Bei­ge­ord­ne­ter des Stadt­teils Kre­feld sein könn­te, was aber nicht der Fall war und auch nicht der Fall sein soll­te. Nach § 6 (letz­ter Ab­satz) der Orts­sat­zung war der Bür­ger­meis­ter des Stadt­teils Uer­din­gen nur „ver­pflich­tet, ein De­zer­nat der Ge­samt­stadt zu über­neh­men, wo­für ins­be­son­de­re das Ha­fen- und Werft­de­zer­nat in Fra­ge kom­men soll, ist aber nicht ver­pflich­tet, ein De­zer­nat der Ver­wal­tung des Stadt­teils Kre­feld zu über­neh­men.“ Die Wahr­neh­mung ei­nes De­zer­nats des Stadt­teils Kre­feld durch den Bür­ger­meis­ter des Stadt­teils Uer­din­gen wä­re auch recht­lich pro­ble­ma­tisch ge­we­sen, so­fern die­ser nicht auch durch die Be­zirks­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung des Stadt­teils Kre­feld ei­gens ge­wählt wor­den wä­re. An­de­rer­seits be­stimm­te die Be­zirks­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung des Stadt­teils Kre­feld, dass Bür­ger­meis­ter Dr. Wil­helm Warsch den Ober­bür­ger­meis­ter im Stadt­teil Kre­feld an 10. (letz­ter) Stel­le ver­trat.

In der Pra­xis sah das so aus, dass Bür­ger­meis­ter Dr. Warsch in sei­ner Funk­ti­on als Ers­ter Bei­ge­ord­ne­ter der Ge­samt­stadt nur ein recht klei­nes De­zer­nat der Ge­samt­stadt ver­wal­te­te, das das Ver­si­che­rungs­amt, das Sta­tis­ti­sche Amt und die Volks- und sons­ti­gen Zäh­lun­gen um­fass­te. Im Zu­ge der Vor­be­rei­tung der neu­en De­zer­nats­ver­tei­lung, die am 1.5.1931 in Kraft ge­setzt wer­den soll­te, schrieb Dr. Warsch am 7.4.1931 an den Ober­bür­ger­meis­ter: „Ich ha­be be­kannt­lich auf Grund der Orts­sat­zung auf die Über­nah­me ei­nes De­zer­nats des Stadt­teils Kre­feld aus­drück­lich ver­zich­tet. Das gilt na­tur­ge­mäß auch für ei­ne ver­tre­tungs­wei­se De­zer­nats­über­nah­me.“ Ei­ne sol­che kom­me nur „für ein Ge­samt­stadt­de­zer­nat in Fra­ge. Im Ver­ei­ni­gungs­ver­trag ist für mich die Über­nah­me des Ha­fen­de­zer­nats vor­ge­se­hen, was ja auch über kurz oder lang Wirk­lich­keit wer­den wird. Es ist des­halb durch­aus sach­lich ge­recht­fer­tigt, daß ich schon jetzt durch ei­ne ge­le­gent­li­che Ver­tre­tung des Ha­fen­de­zer­nats ge­wis­ser­ma­ßen in die Sa­che hin­ein­wach­se.“ Die (dem Ober­bür­ger­meis­ter zu­ge­wie­se­ne) Ver­tre­tung im Ha­fen­de­zer­nat ha­be ihm die­ser „nach Ab­lauf ei­nes Jah­res zu­ge­sag­t“. Ober­bür­ger­meis­ter Hein­rich Hüp­per be­dau­er­te, da ei­ne gänz­li­che Neu­ver­tei­lung der De­zer­na­te nicht be­ab­sich­tigt sei, der Bit­te „zur­zeit kei­ne Fol­ge ge­ben zu kön­nen“. Von den wei­te­ren De­zer­nen­ten ver­wal­te­te nur Bei­ge­ord­ne­ter Me­bus An­fang 1933 kein ge­samt­städ­ti­sches De­zer­nat.

Die äu­ße­ren Vor­gän­ge der Ver­än­de­run­gen bei den Ver­wal­tun­gen der Stadt Kre­feld-Uer­din­gen a.Rh. und des Stadt­teils Kre­feld sind im 5. Band der Kre­fel­der Stadt­ge­schich­te be­reits dar­ge­stellt wor­den. Dort noch of­fen ge­blie­be­ne Fra­gen lie­ßen sich erst un­ter Be­rück­sich­ti­gung auch or­ga­ni­sa­to­ri­scher De­tails be­ant­wor­ten, die im Zu­ge der Ar­bei­ten an ei­ner Or­gan­sa­ti­ons­ge­schich­te der Kre­fel­der Stadt­ver­wal­tung er­ho­ben wur­den. Hier­nach dürf­te sich ein weit­ge­hend ab­ge­run­de­tes Bild der da­ma­li­gen Vor­gän­ge er­ge­ben.

2. Die Ausgangslage: Dezernatsverteilung Anfang 1933

An­fang 1933 ver­wal­te­ten die lei­ten­den Be­am­ten (Ober­bür­ger­meis­ter, Bei­ge­ord­ne­te) die fol­gen­den De­zer­na­te der Ge­samt­stadt und des Stadt­teils Kre­feld. Die den Na­men bei­ge­schrie­be­nen Par­tei­an­ga­ben mei­nen ei­ne tat­säch­li­che Par­tei­zu­ge­hö­rig­keit be­zie­hungs­wei­se Zu­ord­nung zu ei­ner Par­tei, so­weit be­kannt. Die in den Über­sich­ten der De­zer­nats­ver­tei­lung ein­zeln auf­ge­führ­ten Sach­be­rei­che wer­den im In­ter­es­se der Über­sicht­lich­keit stich­wort­ar­tig zu­sam­men­ge­fasst. Die Mehr­heit der Ge­gen­stän­de be­tref­fen den Stadt­teil Kre­feld; An­ge­le­gen­hei­ten der Ge­samt­stadt Kre­feld-Uer­din­gen a. Rh. sind mit (G) ver­se­hen, ge­mein­sa­me An­ge­le­gen­hei­ten der Ge­samt­stadt und des Stadt­teil Kre­feld mit (G/K).

Ober­bür­ger­meis­ter Hüp­per [Zen­trum]
(Ober­bür­ger­meis­ter der der Ge­samt­stadt und des Stadt­teils Kre­feld Hein­rich Hüp­per, im Amt seit 11.6.1930)
Ver­tre­ter:
a) in Sa­chen der Ge­samt­stadt (I. Bei­ge­ord­ne­ter der Ge­samt­stadt und Bür­ger­meis­ter des Stadt­teils Uer­din­gen): Dr. Wil­helm Warsch
b) in Sa­chen des Stadt­teils Kre­feld (I. Bei­ge­ord­ne­ter des Stadt­teils Kre­feld mit der Amts­be­zeich­nung 2. Bür­ger­meis­ter): Dr. Paul Wit­ten (1887-1954)

Re­prä­sen­ta­ti­on der Ge­samt­stadt (G) und des Stadt­teils Kre­feld (K); Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung (G) und Be­zirks­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung Kre­feld (K); Ti­tel- und Or­dens­sa­chen, Kir­chen­sa­chen (staatl­li­che Auf­sicht); Schen­kun­gen und Stif­tun­gen an Kor­po­ra­tio­nen, Stadt­hal­le, so­weit Ver­ge­bung der Sä­le in Fra­ge kommt; Stadt­ar­chiv; Kai­ser-Wil­helm-Mu­se­um; Stadt­bi­blio­thek; Na­tur­wis­sen­schaft­li­ches Mu­se­um; Hei­mat­mu­se­um; Pres­se­amt; Pro­vin­zi­al-Feu­er­ver­si­che­rung; Schen­kun­gen und Stif­tun­gen an die Ge­samt­stadt (G) und den Stadt­teil Kre­feld (K); Kon­zert­ver­an­stal­tun­gen; Städ­ti­sches Or­ches­ter; Stadt­thea­ter ; Ver­tre­tung der Stadt in dem Ver­ban­de ge­mein­nüt­zi­ger Thea­ter 

Bür­ger­meis­ter Dr. Warsch [Zen­trum]
(Bür­ger­meis­ter des Stadt­teils Uer­din­gen und I. Bei­ge­ord­ne­ter der Ge­samt­stadt Dr. Wil­helm Warsch, im Amt seit 17.9.1925)
Stell­ver­tre­ter: Bür­ger­meis­ter Dr. Wit­ten

Ver­si­che­rungs­amt (G); Sta­tis­ti­sches Amt (G); Volks- und sons­ti­ge Zäh­lun­gen (G).

Erste Beratung der Ratsherren der einheitlichen Stadt Krefeld am 3.4.1940 im Ratssaal Krefeld; am Tisch (v.l.) Verwaltungsdirektor Meyer, Stadtrat Dr. Hollatz, Bürgermeister Dr. Hürter, Kreisleiter Diestelkamp, Oberbürgermeister Dr. Heuyng (stehend), Direktor Rademaker, Stadtrat Dr. Schacht. (Stadtarchiv Krefeld)

 

Bür­ger­meis­ter Dr. Wit­ten [Zen­trum]
(Bei­ge­ord­ne­ter [Käm­me­rer] der Ge­samt­stadt und I. Bei­ge­ord­ne­ter mit der Amts­be­zeich­nung [2.] Bür­ger­meis­ter des Stadt­teils Kre­feld Dr. Paul Wit­ten, im Amt seit 23.4.1920)
Stell­ver­tre­ter: Bei­ge­ord­ne­ter Dr. Helm

Fi­nanz-, all­ge­mei­nes Kas­sen und Rech­nungs­we­sen, Schul­den- und Ver­mö­gens­ver­wal­tung (G/K); Grund­stücks­ver­wal­tung; Klein­gar­ten- und Klein­pacht­an­ge­le­gen­hei­ten; Haus­ver­wal­tung; Bau­dar­le­hens­kas­se; Ver­mes­sungs­amt; Stadt­er­wei­te­rung, Auf­stel­lung von Be­bau­ungs- und Flucht­li­ni­en­plä­nen, Of­fen­le­gung von Stra­ßen (G); Spar­kas­se; [Haupt­amt]; [Per­so­nal­ver­wal­tung].

Bürgermeister Dr. Paul Witten, nach 1945. (Stadtarchiv Krefeld)

 

Bei­ge­ord­ne­ter Dr. Helm [DNVP]
(Bei­ge­ord­ne­ter der Ge­samt­stadt und des Stadt­teils Kre­feld Dr. Ro­bert Helm, im Amt seit 24.10.1930)
Stell­ver­tre­ter: Bei­ge­ord­ne­ter Dr. Bey­er
Haft­pflicht­an­ge­le­gen­hei­ten (G/K); Auf­wer­tungs­stel­le (G/K); Städ­ti­sches Kran­ken­haus; Schul­ver­wal­tung; Schul­zahn­kli­nik; Tex­til­for­schungs­an­stalt; Miet­ei­ni­gungs­amt; Po­li­zei­ver­wal­tung (oh­ne Bau­po­li­zei); Pri­va­te Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men; Ver­wal­tungs­stel­le Kre­feld-Fi­scheln

Bürgermeister Dr. Robert Helm, um 1933. (Stadtarchiv Krefeld)

 

Bei­ge­ord­ne­ter Stadt­ober­bau­rat Lub­szyn­ski (bis 31.3./30.9.1933)
(Bei­ge­ord­ne­ter der Ge­samt­stadt und des Stadt­teils Kre­feld Stadt­ober­bau­rat Lud­wig Lub­szyn­ski)
Stell­ver­tre­ter: Bei­ge­ord­ne­ter Dr. Hol­latz
G.W.E.-Wer­ke (G); Stra­ßen­bahn (Vor­stand, Auf­sichts­rats- und Ta­rif­sa­chen); Öf­fent­li­che Uh­ren­an­la­gen [Tief­bau­amt]; Koh­len­be­schaf­fung für die Stadt (G/K); Stadt­bä­der; Kre­fel­der Ei­sen­bahn (Vor­stand, Obers­ter Be­triebs­lei­ter) 

Bei­ge­ord­ne­ter Pohl
(Bei­ge­ord­ne­ter der Ge­samt­stadt und des Stadt­teils Kre­feld Mar­tin Pohl, im Amt seit 21.9.1916)
Stell­ver­tre­ter: In Ver­tre­tungs­fäl­len geht das De­zer­nat an den Ober­bür­ger­meis­ter zu­rück
Ha­fen- und Werft­ver­wal­tung (G); Ha­fen­kom­mis­sar (Staat­li­che Auf­sicht) (G); Klein­bahn Kre­feld-Uer­din­gen a.Rh. (G); Rhein­schiff­fahrt (G); In­dus­trie­sied­lun­gen; Bahn- und Ge­län­de AG, Vor­stan­d 

Der Beigeordnete Ludwig Lubszynski, um 1920. (Stadtarchiv Krefeld)

 

Bei­ge­ord­ne­ter Me­bus [SPD]
(Bei­ge­ord­ne­ter der Ge­samt­stadt und des Stadt­teils Kre­feld Ar­tur Me­bus, im Amt seit 22.4.1920)
Stell­ver­tre­ter: Bei­ge­ord­ne­ter Dr. Bey­er
Land­wirt­schaft­li­che An­ge­le­gen­hei­ten; Vor­be­rei­tung von städ­ti­schen und va­ter­län­di­schen Fei­ern; Wet­ter­dienst; Milch- und Trink­bu­den; Ver­kehrs­amt und Rund­funk­we­sen, aus­schlie­ß­lich Luft­ver­kehr; Ver­kehrs­wer­bun­gen; Öf­fent­li­ches An­schlags­we­sen; Öf­fent­li­che Märk­te; Rei­ni­gungs- und Schirr­amt; Stra­ßen­rei­ni­gung nebst Ab­ga­ben; Müll­ab­fuhr nebst Ab­ga­ben; Schlacht­hof; Stadt­waa­gen; Lei­han­stal­t 

Bei­ge­ord­ne­ter Dr. Bey­er (bis 12.4.1933 †) [DDP/DStP?]
(Bei­ge­ord­ne­ter der Ge­samt­stadt und des Stadt­teils Kre­feld Dr. Wal­ter Bey­er, im Amt ab 16.9.1920)
Stell­ver­tre­ter: Bei­ge­ord­ne­ter Me­bus 
Städ­ti­sche Wirt­schaf­ten ein­schlie­ß­lich der Stadt­hal­le mit Aus­nah­me der Ver­mie­tung der Sä­le; Schieds­mann­sa­chen; Luft­ver­kehr [ein­schl. Luft­schutz] ; Ver­tre­tung der Stadt im Ver­band Deut­scher Flug­hä­fen und [in der] Wis­sen­schaft­li­chen Ge­sell­schaft für Luft­fahrt;  Rechts­be­ra­tung der [nicht­ju­ris­ti­schen] De­zer­na­te Lub­szyn­ski, Pohl, Me­bus und Dr. Hol­latz (G/K); Stadt­aus­schuss (G); Schöf­fen und Ge­schwo­re­nen­lis­te (G/K); Stan­des­äm­ter; Steu­er­sa­chen, All­ge­mei­nes (G/K); Rech­nungs­amt (G/K)  

Bei­ge­ord­ne­ter Stadt­ober­bau­rat Dr. Hol­latz [Wirt­schafts­par­tei]
(Bei­ge­ord­ne­ter der Ge­samt­stadt und des Stadt­teils Kre­feld Dr. Jo­sef Hol­latz, im Amt ab 24.10.1930)
Stell­ver­tre­ter: Bei­ge­ord­ne­ter Lub­szyns­ki 
Bau­po­li­zei; Woh­nungs­auf­sicht; All­ge­mei­ne Bau­ver­wal­tung; Bau­ver­bot der Ge­mein­de­be­hör­de im Sin­ne der §§ 11 und 12 des Flucht­li­ni­en­ge­set­zes vom 2.7.1875; Fried­hof­ver­wal­tung; Gar­ten­amt; Hoch­bau­amt mit Bau­be­ra­tungs­stel­le; Ka­nal­amt; Grä­ben und Bach­schau; Ver­an­la­gung der Ka­nal­nut­zungs­ge­büh­ren; Not­stands­ar­bei­ten (Wert­schaf­fen­de Ar­beits­lo­sen­für­sor­ge); Tief­bau­amt ; Ei­sen­bahn­an­la­gen und Stra­ßen­bah­nen (au­ßer Vor­stands-, Auf­sichts­rats- und Ta­rif­sa­chen); Ver­an­la­gung der An­lie­ger­bei­trä­ge nach dem Flucht­li­ni­en- und Kom­mu­nal­ab­ga­ben­ge­setz; Wohl­fahrts­amt (Be­zirks­für­sor­ge­ver­band) (G); Ju­gend­amt (G) 

Beigeordneter Artur Mebus mit Familie, vor 1933. (Stadtarchiv Krefeld)

 

Stad­t­as­ses­sor Dr. Erdtmann [DNVP?]
(Stad­t­as­ses­sor Dr. Egon Erdtmann, im Amt ab 1.10.1921)
Stell­ver­tre­ter: N.N. [Dr. Bey­er?]
Hei­mat­schutz; Na­tur­denk­mal­pfle­ge; Milch­han­dels­ge­neh­mi­gungs­stel­le; Stadt­amt für Lei­bes­übun­gen; Wah­len (G); Be­sat­zungs­amt (Ab­wick­lungs­stel­le); Ver­wal­tungs­stel­le Kre­feld-Fi­scheln; Feu­er­lösch­we­sen; Kran­ken­trans­por­te; Des­in­fek­ti­ons­an­stal­t  

3. Die Entwicklung von Februar bis Anfang Juli 1933

Die nach dem 30.1.1933 sich (in Kre­feld erst suk­zes­si­ve aus­wir­ken­den) neu­en po­li­ti­schen Ge­ge­ben­hei­ten be­tra­fen zu­erst, schon im Fe­bru­ar, den der SPD an­ge­hö­ren­den Bei­ge­ord­ne­ten Me­bus. Die­ser war seit dem 23.12.1932 krank­heits­hal­ber be­ur­laubt war. Am 11.2.1933 ge­neh­mig­te der Ober­bür­ger­meis­ter (an­geb­lich we­gen Fort­dau­er der Krank­heit, tat­säch­lich schon aus po­li­ti­schen Grün­den) des­sen „wei­te­re Be­ur­lau­bung bis auf wei­te­res“ un­ter Fort­dau­er der be­ste­hen­den Ver­tre­tungs­re­ge­lung. Am 20. März, nach­dem NS­DAP-Kreis­lei­ter Wil­helm Be­cker (1891-1957) Me­bus ei­ni­ge Ta­ge zu­vor mas­siv zum Rück­tritt auf­ge­for­dert hat­te, galt er wei­ter­hin als be­ur­laubt. Hier­nach trat Me­bus in der Ver­wal­tungs­spit­ze nicht mehr in Er­schei­nung, die bis­lang von ihm ver­wal­te­ten An­ge­le­gen­hei­ten gin­gen über­wie­gend auf Stad­t­as­ses­sor Dr. Erdtmann über (und nicht auf sei­nen De­zer­nats­ver­tre­ter Dr. Bey­er, der auch schon im Vi­sier der Na­zis stand). Im Zu­sam­men­hang mit ei­nem an­hän­gi­gen Straf­ver­fah­ren (in dem er spä­ter frei­ge­spro­chen wur­de) wur­de Me­bus am 20.7.1933 „vor­läu­fig vom Dienst ent­ho­ben“, dann durch Er­lass des Preu­ßi­schen Mi­nis­ters des In­nern vom 8.11.1933 ge­mäß § 4 des Ge­set­zes zur Wie­der­her­stel­lung des Be­rufs­be­am­ten­tums (BerBG) ent­las­sen und er­hielt ab 1.3.1934 Ru­he­ge­halt.

Stadtrat Dr. Otto Erdtmann, 1937. (Stadtarchiv Krefeld)

 

Nach den Kom­mu­nal­wah­len am 12. März, bei de­nen die NS­DAP in der Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung so­wie in den Be­zirks­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lun­gen je­weils die stärks­te Frak­ti­on ge­wor­den war, wur­de der Ton der Na­tio­nal­so­zia­lis­ten ge­gen­über der Ver­wal­tungs­spit­ze zu­se­hends schär­fer, wie im Fal­le Me­bus schon ge­zeigt. Bür­ger­meis­ter Dr. Warsch, Mit­glied des Zen­trums, ab 13. März in ei­nem schon län­ger ge­neh­mig­ten Er­ho­lungs­ur­laub, kehr­te aus dem Ur­laub nicht mehr in sein Amt zu­rück. Auch er blieb zu­nächst „vor­läu­fi­g“ wei­ter be­ur­laubt, „aus Zweck­mä­ßig­keits­grün­den“, wie der Re­gie­rungs­prä­si­dent am 26. März ver­laut­bar­te, wur­de 1934 ent­las­sen be­zie­hungs­wei­se 1935 in den Ru­he­stand ver­setzt. Das von Dr. Warsch ver­wal­te­te De­zer­nat wur­de nach sei­ner Be­ur­lau­bung mut­ma­ß­lich zu­nächst von sei­nem De­zer­nats­ver­tre­ter Dr. Wit­ten wahr­ge­nom­men. Die Stell­ver­tre­tung des Ober­bür­ger­meis­ters der Ge­samt­stadt wur­de er­kenn­bar nicht neu ge­re­gelt, sie wur­de of­fen­kun­dig bis auf wei­te­res von des­sen zwei­tem Stell­ver­tre­ter, Bür­ger­meis­ter Dr. Wit­ten, wahr­ge­nom­men. Schnell be­setzt hin­ge­gen wur­de die durch Dr. Warschs Aus­schei­den eben­falls va­kan­te Stel­le des Bür­ger­meis­ters des Stadt­teils Uer­din­gen, die der Re­gie­rungs­prä­si­dent be­reits mit Ver­fü­gung vom 27.3.1933 dem frü­he­ren (bis 1923/1925) Uer­din­ger Bür­ger­meis­ter Fried­rich Al­de­hoff zu­nächst kom­mis­sa­risch über­trug, der das Amt am 3. April an­trat. Mit der kom­mis­sa­ri­schen Er­nen­nung Al­de­hoffs in Uer­din­gen war zu­nächst noch nicht die Stell­ver­tre­tung des Ober­bür­ger­meis­ters der Ge­samt­stadt an ers­ter Stel­le ver­bun­den; die­se wur­de erst in der Sit­zung der Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung am 7.7.1933 fest­ge­legt. Al­de­hogg wur­de am 14. Ju­li zum kom­mis­sa­ri­schen I. Bei­ge­ord­ne­ten der Ge­samt­stadt Kre­feld-Uer­din­gen a.Rh. er­nannt, sei­ne Wahl in die­ses Amt er­folg­te erst in der Sit­zung der Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung am 22.12.1933, die plan­mä­ßi­ge An­stel­lung erst am 5.6.1934.

Der De­zer­nent für die Gas-, Was­ser- und Elek­tri­zi­täts­wer­ke, Lud­wig Lub­szyn­ski trat nach Er­rei­chen der Al­ters­gren­ze am 1.4.1933 in den Ru­he­stand. Be­mer­kens­wert, vor al­lem weil Lub­szyn­ski Ju­de war, ist sei­ne Wei­ter­be­schäf­ti­gung als „Hilfs­ar­bei­ter (Fach­be­ra­ter)“ der Stadt Kre­feld, wo­bei er „mit der Wahr­neh­mung sei­ner bis­he­ri­gen Ge­schäf­te be­auf­trag­t“ wur­de. „Er wird zeich­nen: I.A. So­fern die Un­ter­schrift des Ober­bür­ger­meis­ters oder sei­nes ge­setz­li­chen Ver­tre­ters er­for­der­lich ist, über­neh­me ich [Ober­bür­ger­meis­ter Hüp­per] das De­zer­nat sel­ber.“ Für die hier­durch frei wer­den­de Bei­ge­ord­ne­ten­stel­le wur­de En­de Ju­ni dem Na­tio­nal­so­zia­lis­ten Dr. Alois Heuyng vor­ge­schla­gen, der am 4. Ju­li ge­gen­über dem Ober­bür­ger­meis­ter er­klär­te, er hal­te „zu mei­ner schnel­le­ren und leich­te­ren Ein­ar­bei­tung … ei­ne Zu­sam­men­ar­beit mit Herrn Lub­szyn­ski für ei­ne Rei­he von Wo­chen für sehr zweck­mä­ßi­g“, die Ent­schei­dung hier­über wol­le er „al­ler­dings Herrn Kreis­lei­ter Be­cker über­las­sen“ .

Das wich­ti­ge Per­so­nal­de­zer­nat, das von Bür­ger­meis­ter Dr. Wit­ten ver­wal­tet wur­de (die Sach­be­ar­bei­tung lag bei Bü­ro­di­rek­tor Fried­rich Ho­n­er­kamp), ging am 30. März no­mi­nell auf den Ober­bür­ger­meis­ter über. Fak­tisch aber wur­de es Stadt­bad­di­rek­tor Emil Fun­ne­mann als Hilfs­de­zer­nen­ten un­ter dem Ober­bür­ger­meis­ter über­tra­gen. Fun­ne­mann war am 20. März mit Wir­kung vom 22. März in die Haupt­ver­wal­tung ein­be­ru­fen und mit der Wahr­neh­mung der Ge­schäf­te des Ver­wal­tungs­di­rek­tors be­auf­tragt wor­den. Die­se Per­so­na­lie war of­fen­kun­dig vom Ober­bür­ger­meis­ter un­mit­tel­bar in­iti­iert wor­den, oh­ne er­kenn­ba­re Mit­wir­kung des Per­so­nal­de­zer­nen­ten, der Ent­wurf trägt le­dig­lich die Pa­ra­phen von Bü­ro­di­rek­tor Ho­n­er­kamp und des Ober­bür­ger­meis­ters. Mut­ma­ß­lich woll­te Hüp­per mit die­sem Schritt den hef­ti­gen per­so­nal­po­li­ti­schen An­grif­fen der NS­DAP in den Ta­gen zu­vor et­was  ent­ge­gen­set­zen.

In der Sit­zung der Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung am 6.4.1933 hat­te die­se ei­ne (weit­ge­hen­de) „Be­schlu­ßzu­stän­dig­keit für be­stimm­te Ge­schäfts­zwei­ge und die Er­le­di­gung ein­zel­ner Ge­schäf­te der Ver­wal­tun­g“ auf den Ge­mein­schafts­aus­schuß ge­mäß § 22 der Ge­mein­de­fi­nanz­ver­ord­nung vom 2.11.1932 über­tra­gen. Die­sem auch „Haupt­aus­schu­ß“ ge­nann­ten (aus zwölf Mit­glie­dern be­ste­hen­den) Gre­mi­um ob­lag in der Fol­ge­zeit die Be­schluss­fas­sung über na­he­zu al­le kom­mu­na­len An­ge­le­gen­hei­ten mit Aus­nah­me der Än­de­rung der Gren­zen des Stadt­be­zirks, Wap­pen und Sie­gel so­wie Flag­ge der Ge­samt­stadt, Wahl des Ober­bür­ger­meis­ters und der Bei­ge­ord­ne­ten. Die­ser Haupt­aus­schuss be­stell­te am 24. April „zwecks An­glei­chung der Stadt­ver­wal­tung Kre­feld an die nun­meh­ri­gen Macht­ver­hält­nis­se“ den NS­DAP-Stadt- und Be­zirks­ver­ord­ne­ten und Kreis­lei­ter der NS­DAP in Kre­feld, Wil­helm Be­cker, zum dem Ober­bür­ger­meis­ter bei­ge­ord­ne­ten eh­ren­amt­li­chen Kom­mis­sar, was ei­ne fak­ti­sche Ent­mach­tung des Ober­bür­ger­meis­ters be­deu­te­te, des­sen Ver­bleib an der Spit­ze der Ver­wal­tung fort­an nur noch ei­ne Fra­ge der Zeit war.

Un­ter spek­ta­ku­lä­ren Um­stän­den ver­lief das Aus­schei­den des li­be­ra­len (der DVP na­he­ste­hen­den oder an­ge­hö­ren­den) Bei­ge­ord­ne­ten Dr. Wal­ter Bey­er. Auch die­sen hat­te am 17. März Kreis­lei­ter Be­cker zum Aus­schei­den aus dem Dienst bin­nen zwei Ta­gen auf­ge­for­dert, mit der un­ver­hoh­le­nen Dro­hung, dass „ein spä­te­rer Ab­gang […] bit­te­rer für ihn sein“ wer­de. Bey­er ver­wei­ger­te sich, sah sich da­her mas­si­ven Re­pres­sa­li­en der NS­DAP aus­ge­setzt, de­nen er nicht ge­wach­sen war. Am 12. April abends be­ging er in sei­ner Woh­nung in Ka­pel­len Selbst­mord („Schuß in die Schlä­fe“), wo­bei in der Öf­fent­lich­keit von „star­ker see­li­scher De­pres­si­on und völ­li­ger Ner­ven­zer­rüt­tun­g“ die Re­de war. Das De­zer­nat Dr. Bey­er wur­de (als ein­zi­ges der bis­lang va­kant ge­wor­de­nen De­zer­na­te) of­fi­zi­ell auf­ge­teilt: Die Mehr­zahl der Zu­stän­dig­kei­ten, dar­un­ter die Steu­er­sa­chen, gin­gen auf Bei­ge­ord­ne­ten Dr. Helm über, das Stadt­thea­ter, das Or­ches­ter und die Kon­zert­ver­an­stal­tun­gen auf den Ober­bür­ger­meis­ter, der Luft­ver­kehr auf Dr. Erdtmann.

Die nächs­te durch Be­ur­lau­bung ab­seh­bar frei wer­den­de Stel­le war die von Stadt­käm­me­rer Bür­ger­meis­ter Dr. Paul Wit­ten, der dem Zen­trum an­ge­hör­te. Die­ser wur­de durch Ver­fü­gun­g  des Ober­bür­ger­meis­ters vom 30.6.1933 ab 3. Ju­li oh­ne An­ga­be von Grün­den be­ur­laubt. Die Auf­ga­ben des De­zer­nats gin­gen zu­nächst auf sei­nen De­zer­nats­ver­tre­ter Dr. Helm über, der im Au­gust 1933 auch förm­lich die Nach­fol­ge von Dr. Wit­ten als Stadt­käm­me­rer und spä­ter auch als Bür­ger­meis­ter des Stadt­teils Kre­feld über­nahm. Die von Dr. Wit­ten aus dem De­zer­nat Dr. Warsch vor­über­ge­hend ver­wal­te­ten Auf­ga­ben des Ver­si­che­rungs­amts über­nahm im Au­gust 1933 Dr. Hür­ter, die des Sta­tis­ti­schen Amts und der Volks­zäh­lun­gen usw. Dr. Erdtmann.

Der erste Beigeordnete der Stadt Krefeld-Uerdingen und Bürgermeister des Stadtteils Uerdingen Friedrich Aldehoff, um 1933. (Stadtarchiv Krefeld)

 

4. Die Neuordnung der Verwaltungsspitze (Juli bis Dezember 1933)

Ei­ne der letz­ten in den Ak­ten fest­stell­ba­re amt­li­chen Ak­ti­vi­tä­ten von Ober­bür­ger­meis­ter Hein­rich Hüp­per war die Un­ter­fer­ti­gung des (sei­ner­zeit von je­dem An­ge­hö­ri­gen de­s  öf­fent­li­chen Diens­tes ver­pflich­tend aus­zu­fül­len­den) Fra­ge­bo­gens zur Durch­füh­rung des Ge­set­zes zur Wie­der­her­stel­lung des Be­rufs­be­am­ten­tums am 3.7.1933 so­wie ein Sicht­ver­merk vom 6. Ju­li auf ei­nem (be­reits zi­tier­ten) Schrei­ben von Dr. Heuyn­g  vom 4. Ju­li.  We­ni­ge Ta­ge spä­ter war Hüp­per nicht mehr im Amt. Das ge­naue Da­tum sei­ner Be­ur­lau­bung er­hellt sich nicht aus sei­ner Per­so­nal­ak­te und sons­ti­gen Ak­ten, so dass wir ver­su­chen müs­sen, die Vor­gän­ge an­hand an­de­rer Über­lie­fe­run­gen zu re­kon­stru­ie­ren. Am 7.7.1933 tra­ten die Stadt­ver­ord­ne­ten der Ge­samt­stadt und die Be­zirks­ver­ord­ne­ten des Stadt­teils Kre­feld zu ei­ner ge­mein­schaft­li­chen Sit­zung zu­sam­men. Auf der Ta­ges­ord­nung stan­den die Wah­len von zwei Bei­ge­ord­ne­ten (ei­ne der we­ni­gen noch in de­ren ori­gi­nä­re Zu­stän­dig­keit fal­len­den An­ge­le­gen­hei­ten) und die Ent­ge­gen­nah­me ei­ner Er­klä­rung der NS­DAP. Die Sit­zung wur­de ge­lei­tet vom Bei­ge­ord­ne­ten Dr. Helm, von der Ver­wal­tung wa­ren fer­ner an­we­send der kom­mis­sa­ri­sche Bür­ger­meis­ter des Stadt­teils Uer­din­gen Fried­rich Al­de­hoff und die bei­den ein­zi­gen noch fak­tisch im Amt be­find­li­chen Bei­ge­ord­ne­ten Mar­tin Pohl und Dr. Jo­sef Hol­latz. Ob und war­um Ober­bür­ger­meis­ter, der sich noch im Amt be­fun­den hat, die Sit­zung nicht lei­te­te, ist nicht klar. Die NS-Pres­se ver­merk­te nur bei­läu­fig, dass den Vor­sitz Bei­ge­ord­ne­ter Dr. Helm in­ne­hat­te und nicht „al­ter Über­lie­fe­rung ge­mäß Herr Hüp­per“. In der Sit­zung wur­den Dr. Alois Heuyng zum be­sol­de­ten und NS­DAP-Kreis­lei­ter Wil­helm Be­cker zum un­be­sol­de­ten Bei­ge­ord­ne­ten der Stadt Kre­feld-Uer­din­gen a.Rh. und des Stadt­teils Kre­feld ge­wählt.

Be­vor die­se Er­eig­nis­se am fol­gen­den Tag in der Pres­se öf­fent­lich ge­macht wur­den, wa­ren sie schon in Kre­feld im Ge­spräch. Der frü­he­re Kre­fel­der Bei­ge­ord­ne­te und nun­meh­ri­ge Bür­ger­meis­ter von Kle­ve, Dr. Jo­han­nes Step­kes, weil­te an die­sem Tag in Kre­feld „und hör­te von [Be­kann­ten], daß in der heu­ti­gen Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung nicht nur, wie vor­ge­se­hen, 2 nat.soz. Bei­ge­ord­ne­te, da­von ei­ner (ein kaufm. An­ge­stell­ter) an­stel­le von Wit­ten als 1. Bei­ge­ord­ne­ter ge­wählt, son­dern, daß Ober­bür­ger­meis­ter Hüp­per ab­ge­setzt wor­den sei“. Dies könn­te als (al­ler­dings frag­wür­di­ges) In­diz da­für ge­wer­tet wer­den, dass Hüp­per schon an die­sem Ta­ge be­ur­laubt wor­den sei. Am Abend des 7. Ju­li for­der­te Kreis­lei­ter Wil­helm Be­cker bei ei­ner Kund­ge­bung der NS­DAP, dass die NS­DAP den Ober­bür­ger­meis­ter stel­len müs­se und nann­te den Na­men des neu­ge­wähl­ten Bei­ge­ord­ne­ten Dr. Heuyng, der am fol­gen­den Ta­ge in der Pres­se in ei­ner Schlag­zei­le als „Der kom­men­de Ober­bür­ger­meis­ter“ prä­sen­tiert wur­de, wo­bei es im Text dann zu­tref­fen­der hei­ßt, er sei „für den Pos­ten des Ober­bür­ger­meis­ters in Aus­sicht ge­nom­men“.

Die Ein­zel­hei­ten des Wech­sels im Amt des Ober­bür­ger­meis­ters wur­den dann zwi­schen Ver­tre­tern aus Kre­felds Wirt­schaft und Po­li­tik, dem Staats­se­kre­tär im Preu­ßi­schen Mi­nis­te­ri­um des In­nern, Lud­wig Grau­ert (1891-1964), und Re­gie­rungs­prä­si­dent Carl Chris­ti­an Schmid (1886-1955), bei­de Gäs­te des Kre­fel­der Reit­tur­nier vom 7.-9.7.1933, am Ran­de die­ser Ver­an­stal­tung aus­ge­han­delt. Als Er­geb­nis wur­de Dr. Heuyng durch den Re­gie­rungs­prä­si­den­ten am 10.7.1933 mit Zu­stim­mung des Mi­nis­ters des In­nern „vom 9. Ju­li des Jah­res ab die k[om­mis­sa­ri­sche]. Stell­ver­tre­tung des Ober­bür­ger­meis­ters der Stadt Kre­feld-Uer­din­gen“ über­tra­gen.  Hier­über be­rich­te­te der Re­gie­rungs­prä­si­dent am 10. Ju­li dem Mi­nis­te­ri­um und führ­te u.a. aus, er ha­be bei der An­we­sen­heit von Staats­se­kre­tär Grau­ert am 8. und 9. Ju­li in Kre­feld „sei­ne Ge­neh­mi­gung zur Be­ur­lau­bung des bis­he­ri­gen Ober­bür­ger­meis­ters Hüp­per und zur Be­stel­lung des Syn­di­kus Dr. Heuyng zum k. Stell­ver­tre­ter des Ober­bür­ger­meis­ters er­wirk­t“. Die­ser Be­richt hilft, auch die Fra­ge des Ter­mins der Be­ur­lau­bung von Ober­bür­ger­meis­ter Hüp­per zu­ver­läs­sig zu klä­ren. Die Zu­stim­mung von Staats­se­kre­tär Grau­ert wur­de hier­nach frü­hes­tens am 8. Ju­li er­teilt. Da im er­wähn­ten Be­richt ein (we­der in den Ak­ten des Re­gie­rungs­prä­si­den­ten noch des In­nen­mi­nis­te­ri­ums über­lie­fer­tes) Te­le­gramm des Re­gie­rungs­prä­si­den­ten an das Mi­nis­te­ri­um vom 8. Ju­li er­wähnt wird, spricht man­ches da­für, dass hier­in auch die Be­ur­lau­bung von OB Hüp­per an­ge­spro­chen wur­de. Ein wei­te­rer An­halts­punkt da­für, dass die Be­ur­lau­bung Hüp­pers wahr­schein­lich am 8. Ju­li er­folgt sein dürf­te, ist die Tat­sa­che, dass Dr. Heuyng „vom 9. Ju­li … ab“ er­nannt wor­den ist, da ei­ne sol­che kom­mis­sa­ri­sche Er­nen­nung nur dann vor­ge­nom­men wer­den konn­te, wenn der Stel­len­in­ha­ber be­ur­laubt oder an­der­wei­tig nicht mehr tat­säch­lich im Amt war. Der so be­ur­laub­te Hüp­per wur­de am 1. Au­gust durch Er­laß des Mi­nis­ters des In­nern ge­mäß § 6 BerBG („im In­ter­es­se des Diens­tes“) in den Ru­he­stand ver­setzt, noch be­vor die Kre­fel­der Stadt­ver­wal­tung von sich aus ei­nen ent­spre­chen­den An­trag auf den Weg ge­bracht hat­te; die Ver­set­zung in den Ru­he­stand wur­de ab 1.1.1934 wirk­sam.

Der Mi­nis­ter des In­nern be­stä­tig­te durch Er­lass vom 14.7.1933 „das be­reits münd­lich er­klär­te Ein­ver­ständ­nis zu der Be­ur­lau­bung des Ober­bür­ger­meis­ters Hüp­per […] und zu der Be­stel­lung des Dr. Heuyng zum kom­mis­sa­ri­schen Ober­bür­ger­meis­ter“. Der kom­mis­sa­risch be­stell­te Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Heuyng wur­de am 7. Sep­tem­ber von der Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung und der Be­zirks­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung Kre­feld zum Ober­bür­ger­meis­ter ge­wählt, am 30. Ok­to­ber vom Mi­nis­te­ri­um des In­nern in die Stel­le ein­ge­wie­sen und am 27.11.1933 in sein Amt ein­ge­führt. Zu­gleich be­stell­te der Mi­nis­ter „mit so­for­ti­ger Wir­kung den Bür­ger­meis­ter Al­de­hoff zum kom­mis­sa­ri­schen Ers­ten Bei­ge­ord­ne­ten der Stadt Kre­feld-Uer­din­gen“, wo­bei im Hin­blick auf das fort­ge­schrit­te­ne Al­ter von Al­de­hoff ei­ne ge­setz­li­che Aus­nah­me­re­ge­lung in Aus­sicht ge­stellt wur­de.

Der Wech­sel im Amt des Ober­bür­ger­meis­ters schlug sich in der lau­fen­den Ar­beit der De­zer­nen­ten nicht nen­nens­wert nie­der, zu­mal der Ober­bür­ger­meis­ter ne­ben der Lei­tung der Ver­wal­tung auch vor­her schon über­wie­gend re­prä­sen­ta­ti­ve Auf­ga­ben wahr­ge­nom­men hat­te. Das An­fang des Jah­res aus (oh­ne den Ober­bür­ger­meis­ter) neun De­zer­nen­ten be­ste­hen­de Kol­le­gi­um der Bei­ge­ord­ne­ten war im Ju­li auf nur vier noch tat­säch­lich im Amt be­find­li­che Be­am­te (Dr. Helm, Dr. Hol­latz, Pohl, Dr. Erdtmann, letz­te­rer als Hilfs­de­zer­nent) zu­sam­men­ge­schrumpft. So war es nicht un­be­rech­tigt, wenn Dr. Helm An­fang Au­gust fest­stell­te, auf ihm „las­te fast die gan­ze Ver­wal­tung […], da der neue Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Heuyng als Treu­hän­der der Ar­beit sich um die Ver­wal­tungs­ge­schäf­te we­nig küm­mern kön­ne“.

Die an­ge­spann­te per­so­nel­le Si­tua­ti­on an der Spit­ze von Ge­samt­stadt und Stadt­teil Kre­feld er­kann­te auch der neue Ober­bür­ger­meis­ter. Un­ter Hin­weis auf die Be­ur­lau­bung von drei Wahl­be­am­ten (Hüp­per, Dr. Wit­ten, Me­bus), auf das Aus­schei­den von Lub­szyn­ski und den Tod von Dr. Bey­er be­rich­te­te er am 7. Au­gust an den Re­gie­rungs­prä­si­den­ten und bat um Be­stel­lung des bei der Staats­an­walt­schaft in Kre­feld be­schäf­tig­ten Ge­richt­s­as­ses­sors Dr. Emil Hür­ter zum kom­mis­sa­ri­schen Bei­ge­ord­ne­ten des Stadt­teils Kre­feld. Die An­ge­le­gen­heit hat­te in Kre­feld ei­ne Vor­lauf­zeit, so gab es schon vor An­fang Au­gust ei­ne Un­ter­re­dung zwi­schen Dr. Helm und Dr. Hür­ter, in de­ren Fol­ge Hür­ter ei­ni­ge Un­ter­la­gen für die Ein­stel­lung und ei­ne Mit­tei­lung über das zu er­war­ten­de Ge­halt zu­ge­lei­tet wur­den, fer­ner ließ sich Hür­ter ab 6. Au­gust „zur Dienst­leis­tung bei der Stadt­ver­wal­tung Kre­fel­d“ aus dem Jus­tiz­dienst be­ur­lau­ben, so dass er be­reits am 7. Au­gust sei­nen Dienst bei der Stadt an­tre­ten konn­te. Am 10. Au­gust teil­te der Ober­bür­ger­meis­ter den De­zer­nen­ten und sämt­li­chen Dienst­stel­len mit: „Der Re­gie­rungs­prä­si­dent hat … Dr. Hür­ter … als k. Bei­ge­ord­ne­ten … be­stä­tig­t“, die Volks­pa­ro­le be­rich­te­te am 11. Au­gust über die be­reits er­folg­te Be­stä­ti­gung Hür­ters, ob­wohl die schrift­li­che Be­stel­lung zum kom­mis­sa­ri­schen Bei­ge­ord­ne­ten durch den Re­gie­rungs­prä­si­den­ten, die das Da­tum 11. Au­gust trug, bei der Stadt erst am 16. Au­gust ein­ging. Hür­ter wur­de am 7.9.1933 zum be­sol­de­ten Bei­ge­ord­ne­ten der Stadt Kre­feld-Uer­din­gen a.Rh. und des Stadt­teils Kre­feld ge­wählt, am 23.11.1933 vom Re­gie­rungs­prä­si­den­ten in die Stel­len ein­ge­wie­sen und in der Sit­zung der Stadt­ver­ord­ne­ten- und der Be­zirks­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung am 27. No­vem­ber in sein Amt ein­ge­führt.

In der er­wähn­ten Rund­ver­fü­gung vom 10. Au­gust be­stimm­te der Ober­bür­ger­meis­ter zu­gleich, Dr. Hür­ter  über­neh­me „das De­zer­nat des Bei­ge­ord­ne­ten Dr. Helm ein­schlie­ß­lich des Ver­si­che­rungs­am­tes, mit Aus­nah­me der Steu­er­sa­chen, der städ­ti­schen Kran­ken­an­stal­ten, der Ver­wal­tungs­stel­le Fi­scheln und des Rech­nungs­am­tes“, wäh­rend auf Dr. Helm das „bis­he­ri­ge De­zer­nat des Bür­ger­meis­ters Dr. Wit­ten ein­schl. Rech­nungs­amt, Stadt­steu­er­amt, städt. Kran­ken­an­stal­ten, Stadt­thea­ter und Or­ches­ter und die Ver­wal­tungs­stel­le Fi­scheln“ über­ge­he. Durch die­sen Zu­schnitt der De­zer­na­te setz­te sich ei­ne stär­ke­re Struk­tu­rie­rung der bis­lang et­was will­kür­lich wir­ken­den De­zer­nats­ver­tei­lung fort, die mit ei­ner Straf­fung der Äm­ter­struk­tur ein­her­ging, was sich be­son­ders im Be­reich der Zen­tral­ver­wal­tung (Haupt­amt, Per­so­nal­amt) und im ju­ris­ti­schen Be­reich (Rechts­ab­tei­lung/Rechts­amt) ma­ni­fes­tier­te, de­ren bis­lang un­ter­schied­lich fir­mie­ren­de (und auch teil­wei­se von ver­schie­de­nen De­zer­nen­ten be­treu­ten) Zu­stän­dig­kei­ten nun­mehr auch for­mal in­ner­halb ei­nes Am­tes zu­sam­men­ge­fa­ßt wur­den.

Im Zu­sam­men­hang mit der Über­nah­me der bis­her von Dr. Wit­ten wahr­ge­nom­men Auf­ga­ben des Käm­me­rers durch Dr. Helm stellt sich auch die Fra­ge, ab wann ihm die bis­her eben­falls von Dr. Wit­ten in­ne­ge­hab­te Stel­lung des I. Bei­ge­ord­ne­ten des Stadt­teils Kre­feld mit der Amts­be­zeich­nung (zwei­ter) Bür­ger­meis­ter über­tra­gen wur­de. No­mi­nel­ler ers­ter Ver­tre­ter des Ober­bür­ger­meis­ters des Stadt­teils Kre­feld soll­te der am 7. Ju­li als eh­ren­amt­li­cher Bei­ge­ord­ne­te ge­wähl­te NS­DAP-Kreis­lei­ter Wil­helm Be­cker sein, der al­ler­dings kein De­zer­nat ver­wal­te­te und bes­ten­falls als po­li­ti­scher Kom­mis­sar in der Ver­wal­tungs­spit­ze an­ge­se­hen wer­den kann. Die fak­ti­sche Ver­tre­tung des Ober­bür­ger­meis­ters ob­lag be­reits ab Ju­li 1933 dem 2. Ver­tre­ter des Ober­bür­ger­meis­ters, dem Bei­ge­ord­ne­ten Dr. Helm. In des­sen Per­so­nal­ak­te fin­det sich auf dem vor­hef­te­ten Per­so­nal­bo­gen der Hin­weis, er sei be­reits am 1.9.1933 Bür­ger­meis­ter ge­wor­den. Die­ses Da­tum kann in­so­weit tat­säch­lich nicht zu­tref­fen, da Helm in amt­li­chen Un­ter­la­gen, et­wa in den Nie­der­schrif­ten der Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung (so noch am 22.12.1933), und in sei­ner Per­so­nal­ak­te, bis De­zem­ber 1933 durch­gän­gig nur als Bei­ge­ord­ne­ter fir­miert. In der Sit­zung der Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung am 27.11.1933 wur­de bei der Fest­set­zung der Rei­hen­fol­ge der Ver­tre­tung des Ober­bür­ger­meis­ters im Hin­blick auf den Stadt­teil Kre­feld be­stimmt, dass die an ers­ter Stel­le durch „Bei­ge­ord­ne­te[n] des Stadt­teils Kre­feld Dr. Helm mit der Amts­be­zeich­nung ‚Zwei­ter Bür­ger­meis­ter des Stadt­teils Kre­feld’“ er­folgt. Hier­nach wur­den die Be­zü­ge von Dr. Helm im De­zem­ber „end­gül­ti­g“ nach Be­sol­dungs­grup­pe B 10 fest­ge­setzt, die Mit­tei­lung hier­über ging am 5.1.1934 an „Herrn Bür­ger­meis­ter Dr. Hel­m“, wo­bei „die Be­zü­ge mit Wir­kung vom 1.9.1933 [neu] fest­ge­setzt wer­den“. 

Nach die­ser Neu­or­ga­ni­sa­ti­on stell­te sich die De­zer­nats­ver­tei­lung ab Mit­te Au­gust 1933 wie folgt dar:

De­zer­nat Ober­bür­ger­meis­ter
(kom­mis­sa­ri­scher Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Aloys Heuyng, ab 9.7.1933)
Ver­tre­ter des Ober­bür­ger­meis­ters:
a) in Sa­chen der Ge­samt­stadt: komm. Bür­ger­meis­ter des Stadt­teils Uer­din­gen Fried­rich Al­de­hoff (ab 14.7.1933, kom­mis­sa­risch)
b) in Sa­chen des Stadt­teils Kre­feld: 
1.) eh­ren­amt­li­cher Bei­ge­ord­ne­ter Wil­helm Be­cker, 
2.) Bei­ge­ord­ne­ter Dr. Ro­bert Helm
Re­prä­sen­ta­ti­on (G/K); Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung und Be­zirks­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung Kre­feld (G/K); Ti­tel- und Or­dens­sa­chen; Kir­chen­sa­chen (staatl. Auf­sicht); Schen­kun­gen und Stif­tun­gen an Kor­po­ra­tio­nen; Stadt­hal­le, so­weit Ver­ge­bung der Sä­le in Fra­ge kommt; Stadt­ar­chiv; Kai­ser-Wil­helm-Mu­se­um; Stadt­bi­blio­thek; Na­tur­wis­sen­schaft­li­ches Mu­se­um; Hei­mat­mu­se­um; Pres­se­amt; Pro­vin­zi­al-Feu­er­ver­si­che­rung; Schen­kun­gen und Stif­tun­gen an die Stadt (G/K) 

[Hilfs-]De­zer­nat kom­mis­sa­ri­scher Ver­wal­tungs­di­rek­tor Fun­ne­mann
[Per­so­nal­amt:] Be­am­ten- und An­ge­stell­ten­an­ge­le­gen­hei­ten (G/K); Be­am­ten­dar­le­hens­kas­se; Be­am­ten­aus­bil­dung und –prü­fung; Ar­bei­ter­ta­rif­sa­chen (G/K); Für­sor­ge für die städ­ti­schen Ar­bei­ter (G/K); [Per­so­na­li­en der Be­am­ten, An­ge­stell­ten und Ar­bei­ter]  

De­zer­nat Bei­ge­ord­ne­ter Dr. Helm
Kon­zert­ver­an­stal­tun­gen; Stadt­thea­ter und Or­ches­ter; Ver­tre­tung der Stadt in dem Ver­ban­de ge­mein­nüt­zi­ger Thea­ter; [Haupt­amt:] Or­ga­ni­sa­ti­on der Ver­wal­tung, Auf­sicht über den Ge­schäfts­gang und die Ge­schäfts­füh­rung bei den städ­ti­schen Äm­tern, Dienst­auf­sicht über Rat­haus und die Ver­wal­tungs­stel­len Kre­feld-Bock­um, Kre­feld-Op­pum, Kre­feld-Linn, Kre­feld-Fi­scheln; Rat­haus­kanz­lei und Druck­sa­chen­ver­wal­tung; Fi­nanz-, all­ge­mei­nes Kas­sen und Rech­nungs­we­sen, Schul­den- und Ver­mö­gens­ver­wal­tung (G/K); Städ­ti­sche Bah­nen (Stra­ßen­bahn und Ei­sen­bahn – wirt­schaft­li­che An­ge­le­gen­hei­ten –); Grund­stücks­ver­wal­tung; Klein­gar­ten- und Klein­pacht­an­ge­le­gen­hei­ten; Haus­ver­wal­tung;  Bau­dar­le­hens­kas­se; Stadt­er­wei­te­rung, Auf­stel­lung von Be­bau­ungs- und Flucht­li­ni­en­plä­nen, Of­fen­le­gung von Stra­ßen (G); Steu­er­sa­chen, All­ge­mei­nes (G/K);Ver­mes­sungs­amt;  Stadt­er­wei­te­rung, Auf­stel­lung von Be­bau­ungs- und Flucht­li­ni­en­plä­nen (G/K); Städt. Kran­ken­haus; Spar­kas­se; Rech­nungs­prü­fungs­am­t­amt (G/K) 

De­zer­nat Bei­ge­ord­ne­ter a.D. Stadt­ober­bau­rat Lub­szyn­ski (bis 30.9.1933) G.W.E.-Wer­ke (G); Stra­ßen­bahn (Vor­stand, Auf­sichts­rats- und Ta­rif­sa­chen); Öf­fent­li­che Uh­ren­an­la­gen [Tief­bau­amt]; Koh­len­be­schaf­fung für die Stadt (G/K); Stadt­bä­der; Kre­fel­der Ei­sen­bahn (Vor­stand, Obers­ter Be­triebs­lei­ter) a

De­zer­nat Bei­ge­ord­ne­ter Pohl
Ha­fen- und Werft­ver­wal­tung (G); Ha­fen­kom­mis­sar (Staat­li­che Auf­sicht) (G); Klein­bahn ; Kre­feld-Uer­din­gen a.Rh. (G); Rhein­schif­fahrt (G); In­dus­trie­sied­lun­gen; Bahn- und Ge­län­de AG, Vor­stan­d 

De­zer­nat Bei­ge­ord­ne­ter Ober­bau­rat Dr. Hol­latz
All­ge­mei­ne Bau­ver­wal­tung; Bau­ver­bot der Ge­mein­de­be­hör­de im Sin­ne der §§ 11 und 12 des Flucht­li­ni­en­ge­set­zes vom 2.7.1875; Fried­hof­ver­wal­tung; Gar­ten­amt; Hoch­bau­amt mit Bau­be­ra­tungs­stel­le; Ka­nal­amt; Grä­ben und Bach­schau; Ver­an­la­gung der Ka­nal­nut­zungs­ge­büh­ren; Not­stands­ar­bei­ten ( Wert­schaf­fen­de Ar­beits­lo­sen­für­sor­ge); Tief­bau­amt; Bau­po­li­zei; Ei­sen­bahn­an­la­gen und Stra­ßen­bah­nen (au­ßer Vor­stands-, Auf­sichts­rats- und Ta­rif­sa­chen); Ver­an­la­gung der An­lie­ger­bei­trä­ge nach dem Flucht­li­ni­en- und Kom­mu­nal­ab­ga­ben­ge­setz; Wohl­fahrts­am­t 

De­zer­nat Bei­ge­ord­ne­ter Dr. Hür­ter 
Schieds­mann­sa­chen; Haft­pflicht­an­ge­le­gen­hei­ten; Städ­ti­sches Wirt­schaf­ten ein­schlie­ß­lich Stadt­hal­le
Rechts­be­ra­tung der De­zer­na­te Lub­syn­ski, Pohl, Dr. Hol­latz (G/K); [Rechts­ab­tei­lung]; Po­li­zei­ver­wal­tung (oh­ne Bau­po­li­zei); Pri­va­te Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men; Ver­si­che­rungs­amt (G); Stadt­aus­schuss (G/K); Schöf­fen- und Ge­schwo­re­nen­lis­te; [Schul­ver­wal­tung]; Stan­des­äm­ter  

De­zer­nat Stad­t­as­ses­sor Dr. Erdtmann
Ver­wal­tungs­stel­le Kre­feld-Tra­ar ; Hei­mat­schutz; Na­tur­denk­mal­pfle­ge; Vor­be­rei­tung von städ­ti­schen und va­ter­län­di­schen Fei­ern; Wet­ter­dienst; Land­wirt­schaft­li­che An­ge­le­gen­hei­ten; Milch- und Trink­bu­den; Stadt­amt für Lei­bes­übun­gen; Ver­kehrs­amt und Rund­funk­we­sen (au­ßer Luft­ver­kehr); Ver­kehrs­wer­bun­gen; Öf­fent­li­ches An­schlags­we­sen; Luft­ver­kehr [ein­schl. Luft­schutz, auch Amts­stel­le für Luft­ver­kehr]; Ver­tre­tung der Stadt im Ver­band Deut­scher Flug­hä­fen und [in der] Wis­sen­schaft­li­chen Ge­sell­schaft für Luft­fahrt; Öf­fent­li­che Märk­te (Markt­preis­no­tie­run­gen, Markt­hal­le); Rei­ni­gungs- und Schirr­amt; Stra­ßen­rei­ni­gung nebst Ab­ga­ben; Müll­ab­fuhr und Ab­ga­ben; Schlacht­hof; Stadt­waa­gen; Lei­han­stalt; Wah­len (G); Sta­tis­ti­sches Amt (G): Volks- und sons­ti­ge Zäh­lun­gen (G): Be­sat­zungs­amt (Ab­wick­lungs­stel­le); Feu­er­lösch­we­sen ; Kran­ken­trans­por­te; Des­in­fek­ti­ons­an­stal­t  

Nach der Neu­ord­nung der De­zer­na­te Dr. Helm und Dr. Hür­ter (hier­durch wa­ren im Grund­satz be­reits die Be­rei­che All­ge­mei­ne Ver­wal­tung, Fi­nanz­we­sen und Rechts­we­sen so­wie Kul­tur ge­ord­net) blieb als zu be­set­zen­de Per­so­na­lie die des tech­ni­schen De­zer­nen­ten, ins­be­son­de­re für die städ­ti­schen Wer­ke, des­sen Auf­ga­ben ab 1. Ok­to­ber (nach dem end­gül­ti­gen Aus­schei­den von Ober­bau­rat Lub­szyn­ski) zu­nächst dem Bau- und Wohl­fahrts­de­zer­nen­ten Dr. Hol­latz über­tra­gen wur­den. Die Stadt- und Be­zirks­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lun­gen wähl­ten am 27. No­vem­ber den Syn­di­kus der In­dus­trie- und Han­dels­kam­mer Es­sen, Dr. Karl Schacht, zum be­sol­de­ten Bei­ge­ord­ne­ten der Stadt Kre­feld-Uer­din­gen a. Rh. und des Stadt­teils Kre­feld. Da das Ver­fah­ren der Ein­wei­sung in die Stel­le er­fah­rungs­ge­mäß et­was dau­er­te, die Wie­der­be­set­zung des tech­ni­schen De­zer­nats „aus dienst­li­chen Grün­den“ aber eil­be­dürf­tig schien, bat Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Heuyng den Re­gie­rungs­prä­si­den­ten am 6. De­zem­ber, „falls er­for­der­lich, [Dr. Schacht] bis zur Ein­wei­sung in sei­ne Stel­le als Bei­ge­ord­ne­ter vor­läu­fig zum kom­mis­sa­ri­schen Bei­ge­ord­ne­ten be­stel­len zu wol­len“. Die­ser Bit­te ent­sprach der Re­gie­rungs­prä­si­dent zeit­nah und be­auf­trag­te am 14. De­zem­ber „den zum be­sol­de­ten Bei­ge­ord­ne­ter der Stadt Kre­feld-Uer­din­gen a./Rh. und des Stadt­teils Kre­fel­d  ge­wähl­ten Dr. Karl Schacht mit der vor­läu­fi­gen kom­mis­sa­ri­schen Wahr­neh­mung der Dienst­ge­schäf­te ei­nes be­sol­de­ten Bei­ge­ord­ne­ten“. Dr. Schacht trat die Stel­le am 15. De­zem­ber an; am 23. März 1934 wur­de er zum haupt­amt­li­chen Bei­ge­ord­ne­ten be­ru­fen, ihm die Ur­kun­de am 17.5.1934 aus­ge­hän­digt.

Im Zu­sam­men­hang mit dem Neu­zu­schnitt des tech­ni­schen De­zer­nats Dr. Schacht, dem auch die Ha­fen- und Werft­ver­wal­tung zu­ge­teilt wer­den soll­te, stell­te sich die Fra­ge nach der wei­te­ren Ver­wen­dung des bis­her aus­schlie­ß­lich da­für zu­stän­di­gen Bei­ge­ord­ne­ten Mar­tin Pohl. Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Heuyng sprach sich da­für aus, Pohl vor­zei­tig in den Ru­he­stand ver­set­zen zu las­sen, und be­grün­de­te dies am 5.1.1934 ge­gen­über dem Re­gie­rungs­prä­si­den­ten da­mit, „daß die neue De­zer­nats­ver­tei­lung aus wirt­schaft­li­chen und ver­kehrs­tech­ni­schen Grün­den ei­ne Ver­bin­dung zwi­schen städ­ti­schen Wer­ken, Ha­fen- und Werft­an­la­gen, Schlacht­hof, land­wirt­schaft­li­chen An­ge­le­gen­hei­ten, Pres­se­amt und Ver­kehrs­amt vor­sieht. Es wür­de nicht im dienst­li­chen In­ter­es­se lie­gen, wenn den da­durch zum Aus­druck ge­brach­ten kom­mu­nal­po­li­ti­schen Li­ni­en ent­ge­gen ei­ne an­de­re Ein­tei­lung vor­ge­nom­men wür­de, zu­mal der neue De­zer­nent, Stadt­rat Dr. Schacht, auf die­sen Ge­bie­ten an­er­kann­ter Fach­mann ist und ge­ra­de die­se letz­te­re Ei­gen­schaft für sei­ne Wahl aus­schlag­ge­bend war.“ Da Bei­ge­ord­ne­ter Pohl an­der­wei­tig in der Ver­wal­tung nicht ver­wen­det wer­den kön­ne, aber auch we­gen des­sen an­ge­grif­fe­ner Ge­sund­heit,  be­an­trag­te der Ober­bür­ger­meis­ter, Pohl aus dienst­li­chen Grün­den (al­so nach § 6 des Ge­set­zes zur Wie­der­her­stel­lung des Be­rufs­be­am­ten­tums) in den Ru­he­stand zu ver­set­zen. Vor­aus­ge­gan­gen wa­ren im De­zem­ber im Grun­de er­geb­nis­los ge­blie­be­ne Ver­hand­lun­gen zwi­schen der Ver­wal­tungs­spit­ze und Pohl über die Fra­ge der Pen­sio­nie­rung. Pohl, der sich ab dem 27.12.1933 im Er­ho­lungs­ur­laub be­fand (die Be­ur­lau­bung wur­de dann ver­län­gert) wur­de durch Er­lass des Preu­ßi­schen Mi­nis­ters des In­nern vom 1.3.1934 ge­mäß § 6 BerBG (mit Wir­kung vom 1.7.1934) in den Ru­he­stand ver­setzt.

Hier­mit hat­te das Kol­le­gi­um der Bei­ge­ord­ne­ten im Lau­fe des Jah­res 1933 sei­ne Zu­sam­men­set­zung er­hal­ten, die bis An­fang März 1945 im Grund­satz un­ver­än­dert be­ste­hen blieb. Auf ein­zel­ne Ver­än­de­run­gen wird spä­ter ein­zu­ge­hen sein.

5. Die Dezernatsverteilung ab 1.1.1934

Nach der per­so­nel­len Neu­ord­nung der Ver­wal­tungs­spit­ze im Lau­fe des Jah­res 1933, die mit ei­ner be­gin­nen­den Ent­flech­tung und Neu­or­ga­ni­sa­ti­on der Äm­ter­struk­tur ein­her­ging, stell­te sich die De­zer­nats­ver­tei­lung ab 1.1.1934 wie folgt dar:

Ober­bür­ger­meis­ter (I Hg.)
(Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Alois Heuyng)
Ver­tre­ter des Ober­bür­ger­meis­ters:
a) in Sa­chen der Ge­samt­stadt (I. Bei­ge­ord­ne­ter der Ge­samt­stadt und Bür­ger­meis­ter des Stadt­teils Uer­din­gen): Fried­rich Al­de­hoff (bis 5.6.1934 kom­mis­sa­risch)
b) in Sa­chen des Stadt­teils Kre­feld (I. Bei­ge­ord­ne­ter des Stadt­teils Kre­feld mit der Amts­be­zeich­nung Bür­ger­meis­ter): Dr. Ro­bert Hel­m 
Fest­stel­lung der Richt­li­ni­en der Fi­nanz-, Wirt­schafts-, So­zi­al- und Kul­tur­po­li­tik der Stadt und de­ren Über­wa­chung; Re­prä­sen­ta­ti­on der Ge­samt­stadt und des Stadt­teils Kre­feld
Wahr­neh­mung der ver­fas­sungs­mä­ßi­gen Rech­te der Stadt­ver­wal­tung und Stadt­ver­tre­tung; Ver­tre­tung der Stadt in den kom­mu­na­len Spit­zen­ver­bän­den; Kir­chen­sa­chen (staat­li­che Auf­sicht); Per­so­na­li­en der Be­am­ten, An­ge­stell­ten und Ar­bei­ter [Per­so­nal­amt] – s. Dr. Helm; Or­ga­ni­sa­ti­ons­amt (Wirt­schaft­lich­keits- und Or­ga­ni­sa­ti­ons­prü­fun­gen) 

Bür­ger­meis­ter Dr. Helm (I Hm.)
Ver­wal­tungs­di­rek­tor Haupt­amt (mit Rat­haus­bü­che­rei, Bo­ten­meis­te­rei und Kanz­lei)
Per­so­nal­amt (G/K)
Stan­des­amt (nach 1.4.1934)
Stadt­käm­me­rei 
Grund­stücks- und Haus­ver­wal­tung (G/K)
Stadt­steu­er­amt (G/K) 
Stadt­haupt­kas­se Ein­zie­hungs­amt Städ­ti­sche Spar­kas­se Rech­nungs­prü­fungs­amt (G/K) 
Stadt­ver­wal­tungs­ge­richt (G) (ab 21.4.1934)
Wahl­amt (nach 1.4.1934) (G)
Thea­ter- und Kon­zert­ver­an­stal­tun­gen
Kran­ken­an­stal­ten 

Stadt­rat Dr. Hol­latz (V)
All­ge­mei­ne Bau­ver­wal­tung
Hoch­bau­amt (ein­schl. Sied­lungs­amt)
Bau­po­li­zei, Woh­nungs­auf­sicht
Tief­bau­amt
Ka­nal­am­t 
Ma­schi­nen­amt
Brü­cken­bau­ab­tei­lung, spä­ter Brü­cken­bau
Ver­mes­sungs­amt
Gar­ten­amt
Fried­hö­fe und Feu­er­be­stat­tung [Fried­hof­ver­wal­tung]
Wohl­fahrts­am­t  

Stadt­rat Dr. Schacht (I Scht.) (ein­ge­tre­ten am 15.12.1933)
G.W.E.-Wer­ke Ha­fen- und Werft­ver­wal­tung, Ha­fen­amt
Schlacht­hof
Stadt­bä­der
Pres­se­amt
Ver­kehrs­amt
Land­wirt­schaft­li­che An­ge­le­gen­hei­ten (nach 1.4.1934 Dr. Erdtmann) 

Stadt­rat Dr. Hür­ter (I Hü.)
Po­li­zei­ver­wal­tung (ab 1.4.1934 auch die Ge­schäf­te der bis­her staatl. Po­li­zei­ver­wal­tung)
Feu­er­lösch­po­li­zei (ab 21.7.1934)
Che­mi­sches Un­ter­su­chungs­amt (nach 1.4.1934)
Rechts­amt
Stan­des­äm­ter (bis nach 1.4.1934)
Stadt­aus­schuss­an­ge­le­gen­hei­ten/Stadt­ver­wal­tungs­ge­richt (bis 21.4.1934) (G)
Schul­amt
Mu­se­en und Bi­blio­the­ken so­wie sons­ti­ge kul­tu­rel­le An­ge­le­gen­hei­ten, so­weit sie nicht an­de­ren De­zer­na­ten zu­ge­wie­sen sind
Stadt­hal­len­ver­wal­tung und städ­ti­sche Wirt­schaf­ten
Kul­tur­amt (ab 5.12.1934)

Stad­t­as­ses­sor Dr. Erdtmann
Wahl­amt (nach 1.4.1934 Dr. Helm) (G)
Sta­tis­ti­sches Amt
Stadt­amt für Lei­bes­übun­gen Rei­ni­gungs- und Schirr­amt
Feu­er­wehr und Des­in­fek­ti­on [Feu­er­lösch­po­li­zei] (bis 21.7.1934)
Lei­han­stalt
Stadt­waa­gen (nach 1.4.1934 in das Ma­schi­nen­amt ein­ge­glie­dert)
Markt­ver­wal­tun­g 
Land­wirt­schaft­li­che An­ge­le­gen­hei­ten (nach 1.4.1934)
Amts­stel­le für Luft­ver­kehr 

6. Die Neuordnung der Ämterstruktur (1934/1935)

Die vor­ste­hen­de, ab 1.1.1934 gel­ten­de De­zer­nats­ver­tei­lungs­über­sicht ist er­kenn­bar über­sicht­li­cher als die zu­vor dar­ge­stell­te von An­fang und Herbst 1933. Dies liegt we­ni­ger an der von zehn auf fünf hal­bier­ten Zahl der De­zer­nen­ten als an der deut­lich ge­rin­ge­ren An­zahl der von den De­zer­nen­ten ins­ge­samt zu be­treu­en­den Zu­stän­dig­kei­ten be­zie­hungs­wei­se Äm­ter in­fol­ge der Zu­sam­men­fas­sung di­ver­ser Zu­stän­dig­kei­ten zu ei­nem Amt. Dies lä­ßt sich gut ver­an­schau­li­chen an zwei zen­tra­len Äm­tern der Ver­wal­tung, dem Haupt­amt und dem Per­so­nal­amt. Das Haupt­amt bün­del­te fol­gen­de ein­zel­ne Zu­stän­dig­kei­ten: Or­ga­ni­sa­ti­on der Ver­wal­tung, Auf­sicht über den Ge­schäfts­gang und die Ge­schäfts­füh­rung bei den städ­ti­schen Äm­tern, Dienst­auf­sicht über Rat­haus und die Ver­wal­tungs­stel­len Kre­feld-Bock­um, Kre­feld-Op­pum, Kre­feld-Linn, Kre­feld-Fi­scheln, Kre­feld-Tra­ar; Rat­haus­kanz­lei und Druck­sa­chen­ver­wal­tung. Der Auf­ga­ben­be­reich des Per­so­nal­amts um­fa­ß­te: Be­am­ten- und An­ge­stell­ten­an­ge­le­gen­hei­ten (G/K), Be­am­ten­dar­le­hens­kas­se, Be­am­ten­aus­bil­dung und -prü­fung, Ar­bei­ter­ta­rif­sa­chen (G/K), Für­sor­ge für die städ­ti­schen Ar­bei­ter (G/K).

Or­ga­ni­sa­to­risch be­deut­sam ist die nu­me­ri­sche Kenn­zeich­nung der Äm­ter durch ara­bi­sche Zah­len. Die­se wur­de in den Groß­städ­ten er­kenn­bar zu un­ter­schied­li­chen Zeit­punk­ten um­ge­setzt, nach vor­lie­gen­den In­for­ma­tio­nen aus ei­ni­gen Städ­ten er­folg­te die­se zum Teil zwi­schen En­de der 1920er und Mit­te der 1930er Jah­re, in Köln ab Ja­nu­ar 1928 (mit ei­ner Mo­di­fi­ka­ti­on An­fang 1933), in Reck­ling­hau­sen ab 10.12.1929, Glad­bach-Rhe­ydt (heu­te Mön­chen­glad­bach) ab et­wa 1931, Düs­sel­dorf ab 12.7.1933, in Kre­feld dann zum 1.4.1935, für Neuss hin­ge­gen konn­te kein Da­tum er­mit­telt wer­den. In­so­fern ist die in Düs­sel­dorf auf­ge­stell­te Be­haup­tung, die or­ga­ni­sa­to­ri­sche „Um­ar­bei­tun­g“ sei ei­ne Aus­wir­kung der „Über­nah­me der lei­ten­den städ­ti­schen Stel­len durch be­währ­te Na­tio­nal­so­zia­lis­ten“ na­tür­lich recht kühn, die dort wei­ter ge­ge­be­ne sach­li­che Be­grün­dung für die Neu­or­ga­ni­sa­ti­on ist aber (ab­ge­se­hen von ei­ni­gem NS-Jar­gon) zu­tref­fend und trifft auch für die Kre­fel­der Ver­hält­nis­se zu: Ziel der „Um­ar­bei­tun­g“ war, dem „Ge­samt­auf­bau der Stadt­ver­wal­tung […] ei­ne kla­re, über­sicht­li­che Ein­tei­lung zu ge­ben. Der Ver­wal­tungs­ap­pa­rat der Sys­tem­zeit war un­or­ga­nisch, un­sach­lich zu­sam­men­ge­setzt und da­her voll­kom­men un­über­sicht­lich. Die Ver­wal­tung war in ih­rem Auf­bau der Ent­wick­lung der Stadt […] nicht ge­folgt. Oh­ne in­ne­ren Zu­sam­men­hang wa­ren neu ent­stan­de­ne Äm­ter und Dienst­stel­len ein­fach an­de­ren an­ge­hängt oder auf­ge­pfropft wor­den, so daß sich selbst die Be­am­ten nicht zu­recht­fin­den konn­ten.“

Die Äm­ter wur­den im Ver­lau­fe des Jah­res 1934 noch wei­ter um­struk­tu­riert und sys­te­ma­ti­siert, so dass zum 1.4.1935 ei­ne Neu­or­ga­ni­sa­ti­on der Äm­ter und de­ren mu­me­ri­sche Kenn­zeich­nung in Kraft ge­setzt wer­den konn­te.  Die­se vor­läu­fi­ge Re­ge­lung wur­de je­doch noch ein­mal über­ar­bei­tet und fand dann fol­gen­de Fas­sung ab 1.10.1935, die mit mar­gi­na­len Mo­di­fi­zie­run­gen zum 1.7.1939 (vor al­lem die Num­mern ei­ni­ger Äm­ter be­tref­fend) im Grund­satz das Grund­mus­ter der Or­ga­ni­sa­ti­on der Stadt­ver­wal­tung bis zum 1.1.1965 ge­blie­ben ist.

Ober­bür­ger­meis­ter
(Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Alois Heuyng)
Ver­tre­ter des Ober­bür­ger­meis­ters:
a) in Sa­chen der Ge­samt­stadt (I. Bei­ge­ord­ne­ter der Ge­samt­stadt und Bür­ger­meis­ter des Stadt­teils Uer­din­gen): Fried­rich Al­de­hoff (bis 30.4.1938), Dr. Emil Hür­ter (ab 1.5.1938)
b) in Sa­chen des Stadt­teils Kre­feld (I. Bei­ge­ord­ne­ter des Stadt­teils Kre­feld mit der Amts­be­zeich­nun­g  Bür­ger­meis­ter): Dr. Ro­bert Hel­m 
01 – Rech­nungs­prü­fungs­am­t 

De­zer­nat 1 – De­zer­nat der All­ge­mei­nen Ver­wal­tung
(Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Alois Heuyng; Hilfs­de­zer­nent: Ver­wal­tungs­di­rek­tor Her­mann Mey­er ab 1.1.1937)
10 – Haupt­amt
11 – Per­so­nal­amt (G/K)
12 – Stan­des­äm­ter
13 – Sta­tis­ti­sches Amt (Fe­bru­ar 1937 Sta­tis­ti­sches und Wahl­amt) (G)
14 – Ver­wal­tungs­stel­len der Vor­or­te
15 – Stadt­ver­wal­tungs­ge­richt (G) 

De­zer­nat 2 – Fi­nanz­de­zer­nat
(Stadt­käm­me­rer Bür­ger­meis­ter Dr. Ro­bert Helm)
20 – Stadt­käm­me­rei (G/K)
21 – Lie­gen­schafts­amt
22 – Stadt­steu­er­amt (G/K)
23 – Stadt­haupt­kas­se
24 – Städt. Spar­kas­se
25 – Lei­han­stal­t 

De­zer­nat 3 – De­zer­nat der Po­li­zei­ver­wal­tung und der Rechts­ver­wal­tun­g 
(Stadt­rat Dr. Emil Hür­ter) 
30 – Po­li­zei­ver­wal­tung (G/K)
31 – Feu­er­lösch­po­li­zei (ab 1.11.1936 G)
32 – Che­mi­sches Un­ter­su­chungs­amt
33 – Rechts­amt
34 – Ver­si­che­rungs­amt (G) 

De­zer­nat 4 – De­zer­nat für Bil­dung und Kunst
(Stadt­rat Dr. Emil Hür­ter)
40 – Schul­amt
41 – Thea­ter- und Or­ches­ter­ver­wal­tung
42 – Mu­se­en
43 – Stadt­bi­blio­thek
44 – Kul­tur­am­t 

De­zer­nat 5/6 – De­zer­nat für Bau­we­sen
(Stadt­rat Dr. Jo­sef Hol­latz)
50 – All­ge­mei­ne Bau­ver­wal­tung und Pla­nungs­amt
51 – Hoch­bau­amt
52 – Bau­po­li­zei­amt und Woh­nungs­auf­sicht
53 – Ma­schi­nen­amt
54 – Tief­bau­amt (1.4.1937: Stra­ßen­bau­amt)
55 – Ka­nal­amt
56 – Ver­mes­sungs­amt
57 – Gar­ten­amt
58 – Fried­hof­amt
59 – Stadt­pla­nungs­amt
60 – Rei­ni­gungs- und Schirr­amt
61 – Brü­cken­bau­amt

De­zer­nat 7 – De­zer­nat für Wirt­schaft und Ver­kehr
(Stadt­rat Dr. Karl Schacht)
70 – GWE.-Wer­ke (G)
71 – Ha­fen­amt (G)
72 – Stadt­hal­len­ver­wal­tung
73 – Schlacht­hof
74 – Stadt­bä­der
75 – Pres­se­am­t 
76 – Ver­kehrs­am­t 
78 – Amt für land­wirt­schaft­li­che An­ge­le­gen­hei­ten (780, 781, s. Dez. 8) 

De­zer­nat 8 – Wohl­fahrts­de­zer­nat
(Stad­t­as­ses­sor, 1.7.1936 Stadt­rat Dr. Ot­to Erdtmann)
77 – Amt für Luft­ver­kehr (ab Sep­tem­ber 1936: Städt. Flug­ha­fen­ver­wal­tung)
780 – Gro­ß­markt­hal­le
781 ¬– Markt­hal­le
80 – Wohl­fahrts­amt
81 – Kran­ken­an­stal­ten
82 – Ge­sund­heits­amt (G)
83 – Stadt­amt für Lei­bes­übun­gen 

Oberbürgermeister Dr. Alois Heuyng (rechts) und Bürgermeister Dr. Robert Helm (Mitte) beim Einzug des Aufklärungsregiment VI in Krefeld am 14.8.1938; links im Bild (mit Pickelhaube) Reichskanzler a.D. Botschafter Franz von Papen. (Stadtarchiv Krefeld)

 

7. Nationalsozialistische Personalpolitik bei den städtischen Ämtern

Die Mehr­zahl der Be­am­ten, die den städ­ti­schen Äm­tern und Dienst­stel­len vor­stan­den (mit Aus­nah­me der ei­ne aka­de­mi­sche Aus­bil­dung vor­aus­set­zen­den Lei­ter der Dienst­stel­len na­ment­lich der Bau- und tech­ni­schen De­zer­na­te so­wie im Kul­tur­be­reich), wa­ren aus dem mitt­le­ren Dienst auf­ge­stie­gen (häu­fig nach lang­jäh­ri­gem Mi­li­tär­dienst als Ver­sor­gungs­an­wär­ter ein­ge­tre­ten) und be­klei­de­ten Stel­lun­gen als In­spek­to­ren oder Ober­inspek­to­ren. Ex­po­nier­te Be­am­te stie­gen bis zum Amt­mann oder so­gar Ober­amt­mann auf, letz­te­re oft mit der Funk­ti­ons­be­zeich­nung Di­rek­tor (et­wa des Wohl­fahrts­am­tes) aus­ge­stat­tet.  Hier­bei han­del­te es sich um ei­ne durch sei­ne ver­wal­tungs­in­ter­ne Aus­bil­dung sehr ho­mo­ge­ne Grup­pe, die in­ner­halb der meis­ten Zwei­ge der Ver­wal­tung fle­xi­bel ver­wen­det wer­den konn­te und wur­de. Pri­mus in­ter pares war der Bü­ro­di­rek­tor (ab 1920 Ver­wal­tungs­di­rek­tor), dem der der ge­sam­te in­ne­re Dienst­be­trieb der Stadt­ver­wal­tung un­ter­stand. Quer­ein­stei­ger wa­ren äu­ßert sel­ten, et­wa wur­den vor dem ers­ten Welt­krieg pen­sio­nier­te Of­fi­zie­re als Stan­des­be­am­te ein­ge­stellt. Ge­gen En­de des Ers­ten Welt­krie­ges wur­de das Prin­zip der Re­kru­tie­rung der Dienst­stel­len­lei­ter erst­mals un­ter­bro­chen, als aus po­li­ti­schen Er­wä­gun­gen Au­ßen­ste­hen­de zu be­stimm­ten Stel­lun­gen be­ru­fen wur­den, wie der Zen­trums-Stadt­ver­ord­ne­te Cor­ne­li­us Ulsa­mer als Lei­ter des Ar­beits­am­tes oder der SPD-Stadt­ver­ord­ne­te und Ge­nos­sen­schaft­ler Ar­tur Me­bus zum Lei­ter des Wu­cher­am­tes. Bei­de ver­blie­ben bei der Stadt, Ulsa­mer wur­de spä­ter Lei­ter des Wohl­fahrts­am­tes und Me­bus Bei­ge­ord­ne­ter.

Mit die­sem durch­aus be­währ­ten Prin­zip bra­chen die na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Macht­ha­ber in Kre­feld zwar nicht grund­sätz­lich, aber doch in mar­kan­ten Ein­zel­fäl­len. Die schon er­wähn­te Be­stel­lung des Stadt­bad­di­rek­tors Emil Fun­ne­mann zum kom­mis­sa­ri­schen Ver­wal­tungs­di­rek­tor am 22. März und zum Lei­ter des Per­so­nal­amts am 30. März und be­weg­te sich for­mal noch im Rah­men des Her­kömm­li­chen. Fun­ne­mann war zwar noch kein NS­DAP-Mit­glied, er trat erst am 1.5.1933 der Par­tei bei, galt aber of­fen­bar als po­li­tisch zu­ver­läs­sig und war durch sein Ver­hal­ten wäh­rend der Se­pa­ra­tis­ten­zeit als va­ter­län­disch ge­sinnt be­kannt; au­ßer­dem war er in ei­ner Dienst­stel­lung, die die Über­tra­gung der Ge­schäf­te des Ver­wal­tungs­di­rek­tors oh­ne wei­te­res er­mög­lich­te. Er trat an die Stel­le des seit 1924 am­tie­ren­den Ver­wal­tungs­di­rek­tors Hans Kes­ting, der als Zen­trums­mann galt und spä­ter beim Rech­nungs­amt, dann beim Ver­si­che­rungs­amt ver­wen­det wur­de. 

Auch städtische Beamte zeigten Flagge: Wohnhaus von Stadtinspektor W. van Gelder, Lohstraße 134 am Parkhofplatz (heute Theaterplatz), Frühjahr 1936, Foto: Adolf Schuhmacher. (Stadtarchiv Krefeld)

 

Al­ler­dings war Fun­ne­mann of­fen­bar ei­ne et­was schil­lern­de Per­sön­lich­keit, so dass er im März 1935 so­wohl als Per­so­nal­amts­lei­ter als auch als Ver­wal­tungs­di­rek­tor durch Her­mann Mey­er er­setzt wer­den muss­te. Mey­er war Par­tei­mit­glied seit 1932, galt al­so als „Al­ter Kämp­fer“, war In­spek­tor beim Fi­nanz­amt Kre­feld und, für sei­nen Wir­kungs­kreis bei der Stadt nicht un­we­sent­lich, seit 1934 auch Kreis­per­so­nal­amts­lei­ter der NS­DAP-Kreis­lei­tung; Mey­er blieb Ver­wal­tungs­di­rek­tor bis 1945. Wäh­rend sei­nes Kriegs­diens­tes (1939-1944) wur­de Mey­er von Al­fons Ra­de­maker ver­tre­ten, ver­mut­lich auch NS­DSAP-Mit­glied, seit 1935 Lei­ter (Di­rek­tor) des Sta­tis­ti­schen Amts be­zie­hungs­wei­se Sta­tis­ti­schen und Wahl­amts, 1942 zu­gleich Lei­ter des Kriegs­ein­satz- und Quar­tier­amts, 1944 auch noch Per­sön­li­cher Re­fe­rent des Ober­bür­ger­meis­ters und stän­di­ger Stell­ver­tre­ter des Ver­wal­tungs­di­rek­tors. Ra­de­maker kam bei Kriegs­aus­bruch ei­ne Schlüs­sel­stel­lung zu we­gen der dem Sta­tis­ti­schen Amt an­ge­glie­der­ten Mo­bil­ma­chungs­stel­le – bei Kriegs­en­de spiel­te er noch in ei­ne Rol­le bei der Flucht der Stadt­spit­ze vor den an­rü­cken­den Ame­ri­ka­nern. Die Lei­tung des Per­so­nal­amts gab Mey­er am 5.10.1937 an Her­bert Vo­gel ab, eben­falls „Al­ter Kämp­fer“ (Par­tei­ge­nos­se seit 1931), der An­fang 1933 als tech­ni­scher Hilfs­ar­bei­ter bei den GWE-Wer­ken ein­ge­tre­ten war. Nach­dem Vo­gel im Ok­to­ber 1939 zum Kriegs­dienst ein­ge­zo­gen war (er fiel am 7.8.1942 in Russ­land) wur­de das Per­so­nal­amt bis 1945 ver­tre­tungs­wei­se von Stadt­amt­mann Hein­rich Eschst­ruth ge­lei­tet, seit 1.5.1937 Par­tei­mit­glied.

Min­des­tens zwei pro­mi­nen­te Kre­fel­der Na­tio­nal­so­zia­lis­ten, die als Quer­ein­stei­ger mit der Lei­tung städ­ti­scher Dienst­stel­len ver­sorgt wer­den soll­ten, muss­ten ih­re Tä­tig­keit bei der Stadt un­ter un­rühm­li­chen, für den Na­tio­nal­so­zia­lis­mus gar nicht so un­ty­pi­schen Um­stän­den (se­xu­el­le Ver­feh­lun­gen, Kor­rup­ti­on) be­en­den. Der Bü­ro­vor­ste­her Heinz Krap­pen, Stadt- und Be­zirks­ver­ord­ne­ter, wur­de am 15.10.1933 zum Di­rek­tor (Ver­wal­tungs­lei­ter) der Kran­ken­an­stal­ten er­nannt. Ver­mut­lich im Win­ter 1934/1935 schied er aus die­sem Amt aus und ver­schwand in der Ver­sen­kung, nach­dem Ge­rüch­te über ho­mo­se­xu­el­le Ak­ti­vi­tä­ten Krap­pens die Run­de mach­ten. Der In­ge­nieur Jo­han­nes Co­en­ders, seit 1932 NS­DAP-Orts­grup­pen­lei­ter, trat am 21. No­vem­ber als Ober­inge­nieur an die Spit­ze des Ma­schi­nen­am­tes und er­setz­te den lang­jäh­ri­gen Lei­ter Jo­sef Ruh, der an die zwei­te Stel­le im Amt rück­te. Co­en­ders wur­de am 19.10.1939 im Zu­sam­men­hang mit Er­mitt­lun­gen we­gen Sa­bo­ta­ge und Kor­rup­ti­ons­ver­dacht be­ur­laubt. Die Be­ur­lau­bung wur­de zwar am 25.7.1940 auf­ge­ho­ben, Co­en­ders aber von der Lei­tung des Ma­schi­nen­am­tes ent­ho­ben und mit der Lei­tung des Werkluft­schut­zes der Stadt­wer­ke be­auf­tragt, ei­ne Stel­le, die er of­fen­bar erst ver­spä­tet an­trat und kaum aus­üb­te. „Zur Durch­füh­rung ei­nes be­son­de­ren Ein­sat­zes“ wur­de er 1941 für ei­ni­ge Mo­na­te von der Reichs­lei­tung der NS­DAP nach Lu­xem­burg kom­man­diert. Am 1.4.1942 schied er de­fi­ni­tiv aus dem Dienst der Stadt Kre­feld aus.

Von den rund 540 Be­am­ten die seit et­wa 1.900 lei­ten­de Funk­tio­nen in der Stadt Kre­feld in­ne­hat­ten, wa­ren et­wa 90 Mit­glie­der der NS­DAP, dar­un­ter ver­ein­zel­te „Al­te Kämp­fer“ mit ei­nem Ein­tritts­da­tum vor dem 30.1.1933, meh­re­re „März­ge­fal­le­ne“ mit dem Ein­tritts­da­tum 1.5.1933, die meis­ten aber tra­ten der Par­tei erst nach Auf­he­bung der Bei­tritts­sper­re am 1.5.1937 oder spä­ter ein. 

Auf der an­de­ren Sei­te wur­den lang­ge­dien­te Be­am­te, die den neu­en Macht­ha­bern miss­fäl­lig wa­ren, für de­ren Ent­las­sung aber of­fen­bar kei­ne Hand­ha­be be­stand, auf we­ni­ger wich­ti­gen Stel­len wei­ter ver­wen­det. Die Ver­wen­dung des Lei­ters des Wohl­fahrts­am­tes, Cor­ne­li­us Ulsa­mer, ab April 1933 als Lei­ter des Fried­hof­am­tes wur­de be­reits er­wähnt. Kaum an­ders er­ging es sei­nem Nach­fol­ger Di­rek­tor Ri­chard Lor­ent­zen, der im Au­gust 1934 of­fi­zi­ell aus Ge­sund­heits­grün­den be­ur­laubt wur­de, dann auf ver­schie­de­nen Stel­len in­ner­halb der Käm­me­rei, des Steu­er­amts und der Steu­er­kas­se ver­wen­det wur­de, bis ihm am 1.1.1939 die Lei­tung der Vor­ort­ver­wal­tungs­stel­le und die Funk­ti­on des Stan­des­be­am­ten in Kre­feld-Linn über­tra­gen wur­de. Bei Kriegs­en­de spiel­te Lor­ent­zen dann noch ei­ne, wie zu zei­gen sein wird, nicht un­wich­ti­ge Rol­le als be­auf­trag­ter Lei­ter der Rest­be­hör­de der Stadt­ver­wal­tung. Nicht an­der­s  er­ging es dem Fi­nanz­di­rek­tor Karl Hech­ler,  dem bis 1933 un­ter­halb des De­zer­nen­ten die  Lei­tung des ge­sam­ten Fi­nanz-, des all­ge­mei­ne Kas­sen- und Rech­nungs­we­sens so­wie der Ver­mö­gens- und Stif­tungs­ver­wal­tung un­ter­stand. Hech­ler wur­de am 7.8.1933 die Lei­tung der Stadt­haupt­kas­se über­tra­gen, die er bis zu sei­ner Pen­sio­nie­rung An­fang 1940 be­hielt.

8. Die Entwicklung der Verwaltungsspitze zwischen 1935 und 1945

Die Zu­sam­men­set­zung der Ver­wal­tungs­spit­ze in Kre­feld zwi­schen En­de 1933 un­d F­rüh­jahr 1945 war er­staun­lich kon­stant. Ver­än­de­run­gen gab es kaum, und die­se wa­ren auch eher or­ga­ni­sa­to­ri­scher Art. Am 1.7.1936 wur­de Stad­t­as­ses­sor Dr. Erdtmann zum Stadt­rat (Bei­ge­ord­ne­ten) der Stadt Kre­feld-Uer­din­gen a.Rh. und des Stadt­teils Kre­feld er­nannt und war nun­mehr auch  for­mal ein voll­wer­ti­ger De­zer­nent. Im Zu­sam­men­hang mit dem Aus­schei­den des Bür­ger­meis­ters des Stadt­teils Uer­din­gen und I. Bei­ge­ord­ne­ten der Ge­samt­stadt, Fried­rich Al­de­hoff, der sich erst nach mas­si­ver Ein­fluss­nah­me staat­li­cher und po­li­ti­scher Stel­len da­zu ent­schloss, zum 1.5.1938 zu­rück­zu­tre­ten, muss­te die Ver­wal­tungs­spit­ze par­ti­ell neu ge­ord­net wer­den. Nach­fol­ger Al­de­hoffs, so­wohl in Uer­din­gen als auch als I. Bei­ge­ord­ne­ter der Ge­samt­stadt, wur­de Stadt­rat Dr. Emil Hür­ter. Da Dr. Hür­ter so­mit aus der Bei­ge­ord­ne­ten­stel­le des Stadt­teils Kre­feld aus­schied, muss­te für das von ihm in­ne­ge­hab­te Rechts- und Kul­tur­de­zer­nat des Stadt­teils Kre­feld ei­ne Re­ge­lung ge­fun­den wer­den. Die­se be­stand dar­in, dass ihm das Po­li­zei­de­zer­nat als Auf­ga­be der Ge­samt­stadt, di­rekt un­ter­stellt blieb. Das Rechts- und Kul­tur­de­zer­nat hin­ge­gen wur­de dem bis­he­ri­gen Lei­ter des Rechts­amts, städt. Rechts­rat Gün­ter Sprenk­mann, als Hilfs­de­zer­nen­ten über­tra­gen, der zeit­gleich zum Ober­ver­wal­tungs­rat er­nannt wur­de. Sprenk­mann wur­de zum 1.7.1939 zum Stadt­rat (Bei­ge­ord­ne­ten) be­stellt und ab die­sem Zeit­punkt auch Rechts- und Kul­tur­de­zer­nent. Nach der Ein­be­ru­fung Sprenk­manns zum Kriegs­dienst im Ok­to­ber 1939 wur­de er im Rechts­de­zer­nat durch Bür­ger­meis­ter Dr. Helm, im Kul­tur­de­zer­nat durch Bür­ger­meis­ter Dr. Hür­ter (zu­nächst als Hilfs­de­zer­nent des Stadt­teils Kre­feld) ver­tre­ten.

Mit der vor­zei­ti­gen Be­en­di­gung der Über­gangs­zeit am 1.4.1940 en­de­te auch die Kon­struk­ti­on der Ge­samt­stadt Kre­feld-Uer­din­gen a.Rh. und der bei­den Stadt­tei­le Kre­feld und Uer­din­gen. Fort­an gab es nur noch die Stadt Kre­feld mit ei­ner wie­der ein­heit­li­chen Ver­wal­tung, ent­spre­chend wur­den auch die Stadt­rä­te (Bei­ge­ord­ne­ten) wie­der zu Funk­ti­ons­trä­gern der Stadt Kre­feld. Ers­ter Bei­ge­ord­ne­ter der Stadt Kre­feld wur­de Dr. Emil Hür­ter. Der bis­he­ri­ge Ers­te Bei­ge­ord­ne­te des Stadt­teils Kre­feld mit der Amts­be­zeich­nung (2.) Bür­ger­meis­ter Dr. Ro­bert Helm war fort­an Stadt­käm­me­rer der Stadt Kre­feld un­ter Bei­be­hal­tung der Be­zeich­nung „Bür­ger­meis­ter (z.D.)“. We­gen des Kriegs­diens­tes der Bei­ge­ord­ne­ten Sprenk­mann und Dr. Erdtmann muss­ten die lau­fen­den Ge­schäf­te der Ver­wal­tungs­spit­ze un­ter die ver­blie­be­nen De­zer­nen­ten (OB Dr. Heuyng, Bür­ger­meis­ter Dr. Hür­ter, Stadt­käm­me­rer Dr. Helm, Stadt­rä­te Dr. Hol­latz und Dr. Schacht) mit zum Teil kom­pli­zier­ten Ver­tre­tungs­re­ge­lun­gen be­wäl­tigt wer­den. Die letz­te Ver­än­de­rung er­folg­te im Mai 1943, als Bau­de­zer­nent Dr. Hol­latz durch den Re­gie­rungs­prä­si­den­ten zur Über­nah­me des Bau­de­zer­nats an die Stadt­ver­wal­tung Düs­sel­dorf ver­setzt wur­de; an sei­ne Stel­le trat der von Min­den nach Kre­feld ab­ge­ord­ne­te Theo­dor Hen­ne­mann.

Direktor Alfons Rademaker, OB Dr. Alois Heuyng, Stadtrat Dr. Josef Hollatz und Bürgermeister Dr. Robert Helm (v.l.n.r.) bei der Präsentation englischer Beutegeschütze vor dem Rathaus, 2.7.1940. (Stadtarchiv Krefeld)

 

9. Nachspiel: „Restbehörde“ in Krefeld und „Götterdämmerung“ in Wuppertal

Im No­vem­ber 1944 er­ör­ter­ten in Kre­feld Ober­bür­ger­meis­ter und Stadt­rä­te (Bei­ge­ord­ne­te) die Bil­dung ei­ner „Rest­be­hör­de“ für die Stadt­ver­wal­tung Kre­feld, die – ent­spre­chend ei­ner Wei­sung des Reichs­mi­nis­ters des In­nern – für den Fall der Be­set­zung Kre­felds durch al­li­ier­te Trup­pen in Tä­tig­keit tre­ten soll­te. Als Lei­ter die­ser Rest­be­hör­de war (als po­li­tisch nicht be­las­te­ter Be­am­ter) Stadt­amt­mann Ri­chard Lor­ent­zen vor­ge­se­hen, vor­ma­li­ger Di­rek­tor des Wohl­fahrts­amts, seit 1939 Lei­ter der Ver­wal­tungs­stel­le und Stan­des­be­am­ter in Kre­feld-Linn. Auf­ga­be die­ser Rest­be­hör­de soll­te sein, „im Fal­le ei­ner Feind­be­set­zung not­dürf­tig die Auf­ga­ben der Ver­wal­tung zur Be­treu­ung der zu­rück­ge­blie­be­nen Be­völ­ke­rung durch­zu­füh­ren“. Die üb­ri­gen Ver­wal­tungs­an­ge­hö­ri­gen, ins­be­son­de­re die Spit­zen der Ver­wal­tung, soll­ten sich im Ernst­fall recht­zei­tig „nach Rechts­rhei­ni­sch“ be­ge­ben. Lor­ent­zen, der von die­sen Plä­nen in­of­fi­zi­ell in­for­miert war, will nach ei­ge­nem Be­kun­den schon im No­vem­ber 1944 ver­sucht ha­ben für den Even­tu­al­fall „vor­zu­ar­bei­ten“ und „mei­nen ehe­ma­li­gen Wohl­fahrts­de­zer­nen­ten [...] Dr. Step­kes ge­be­ten [ha­ben], ge­ge­be­nen­falls an mei­ner Stel­le die Lei­tung der Stadt­ver­wal­tung zu über­neh­men, für wel­chen Fall ich mich be­reit er­klär­te, als vor­läu­fi­ger Ver­wal­tungs­di­rek­tor usw. den Auf­bau der neu­en Stadt­ver­wal­tung zu ver­an­las­sen“. Ähn­li­che „Ver­ein­ba­run­gen“ will Lor­ent­zen auch mit an­de­ren Be­am­ten ge­trof­fen ha­ben, um „im ge­ge­be­nen Au­gen­blick nicht über­rascht zu wer­den“.

Der „ge­ge­be­ne Au­gen­bli­ck“ kam im Cha­os der letz­ten Kriegs­ta­ge in Kre­feld, als „En­de Fe­bru­ar 1945 das En­de un­auf­halt­sam nä­her kam und die all­ge­mei­ne Er­re­gung aufs Höchs­te stie­g“. Be­am­te, Par­tei­funk­tio­nä­re, Kre­fel­der Bür­ger, Fremd­ar­bei­ter ver­lie­ßen Kre­feld in „end­lo­sen Ko­lon­nen in Rich­tung Rhein­brü­cke“. In­mit­ten die­ser „in vol­lem Gan­ge be­find­li­chen Auf­lö­sun­g“ wur­de Lor­ent­zen am 1. März „durch ein Au­to der Stadt­ver­wal­tung ins Rat­haus (Volks­schu­le Ma­ri­an­nen­stra­ße) ge­holt. Ver­wal­tungs­di­rek­tor [Al­fons] Ra­de­maker er­war­te­te mich und über­gab mir [... ein] Schrei­ben mit dem Be­mer­ken, Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Heuyn­g  sei dienst­lich ver­hin­dert und er [Ra­de­maker] be­auf­tragt, mir mit­zu­tei­len, daß ich mit so­for­ti­ger Wir­kung die Lei­tung der in Kre­feld ver­blei­ben­den Rest­ver­wal­tung über­neh­men müs­se. Wei­te­re Er­ör­te­run­gen und die Be­ant­wor­tung sämt­li­cher Fra­gen lehn­te er ab mit den Wor­ten: ‚Sie müs­sen mich jetzt ent­schul­di­gen. Ich wer­de drin­gend bei der Kreis­lei­tung er­war­tet. Be­trach­ten Sie sich von die­sem Au­gen­blick an als Ober­bür­ger­meis­ter Kre­feld’s [sic!] und han­deln Sie nach ei­ge­nem Er­mes­sen.’“ In dem an­ge­spro­che­nen Schrei­ben be­stell­te Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Alois Heuyng Lor­ent­zen „im Ein­ver­neh­men mit dem Reichs­ver­tei­di­gungs­kom­mis­sar und dem Re­gie­rungs­prä­si­den­ten als Lei­ter der Rest­be­hör­de“. Ent­spre­chend ei­ner An­ord­nung des Reich­sin­nen­mi­nis­ters sei­en für „den zu­rück­blei­ben­den Ar­beits­stab Rest­be­hör­de al­te er­fah­re­ne Be­am­te zu er­nen­nen [...], die nicht wehr- und volks­sturmpf­lich­tig sind und in der zu­rück­blei­ben­den Be­völ­ke­rung das zu ih­rer Amts­füh­rung er­for­der­li­che Ver­trau­en ge­nie­ßen“. Die Rest­be­hör­de setz­te sich aus vom Ober­bür­ger­meis­ter in ei­ner ge­son­der­ten Lis­te auf­ge­führ­ten Be­am­ten zu­sam­men und soll­te am fol­gen­den Ta­ge um neun Uhr „im Amts­zim­mer des Ober­bür­ger­meis­ters Schu­le Ma­ri­an­nen­stra­ße“ ih­re Ar­beit auf­neh­men. Die an­ge­ord­ne­te Zu­sam­men­kunft der Rest­be­hör­de fand zwar am 2. März noch statt, zu ei­ner nen­nens­wer­ten Tä­tig­keit ist es aber nicht mehr ge­kom­men, denn Kre­feld wur­de im Lau­fe des Ta­ges von ame­ri­ka­ni­schen Trup­pen be­setzt. Am 4. März wur­de Lor­ent­zen als Lei­ter der Rest­ver­wal­tung noch von den Ame­ri­ka­nern ein­be­stellt und ver­nom­men, sehr un­wahr­schein­lich ist al­ler­dings, dass er Dr. Step­kes und an­de­re für lei­ten­de Ver­wal­tungs­pos­ten vor­ge­schla­gen ha­ben soll.

Die Spit­zen von Par­tei und Stadt­ver­wal­tung wa­ren im Lau­fe des 1. März be­zie­hungs­wei­se in der Nacht auf den 2. März und noch an die­sem Ta­ge selbst „un­ter Mit­nah­me der wich­tigs­ten Ak­ten und Un­ter­la­gen auf die rech­te Rhein­sei­te aus­ge­rück­t“ und hat­ten in Wup­per­tal Un­ter­kunft ge­fun­den. Dort – in Bar­men, Stein­weg 20, IV. Ober­ge­schoß – wur­de „die Dienst­stel­le der nach Wup­per­tal ver­la­ger­ten Stadt­ver­wal­tung Kre­fel­d“ als „Not­ver­wal­tun­g“ ge­bil­det. Bis zum 15. März hat­ten sich die­ser Dienst­stel­le ins­ge­samt 66 „Ge­folg­schafts­mit­glie­der“ zur Dienst­leis­tung ge­mel­det: 27 Be­am­te, 16 männ­li­che An­ge­stell­te, neun Hilfs­an­ge­stell­te, vier weib­li­che An­ge­stell­te, ei­ne Hilfs­an­ge­stell­te und neun Ar­bei­ter. Zu­dem sol­len sich auch zahl­rei­che Po­li­zei­be­am­te mit nach Wup­per­tal be­ge­ben ha­ben, über die aber nä­he­res nichts be­kannt ist. Von den lei­ten­den Be­am­ten der Stadt­ver­wal­tung be­fan­den sich nach­weis­lich in Wup­per­tal: Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Alois Heuyng, Bür­ger­meis­ter Dr. Emil Hür­ter, die Stadt­rä­te Theo­dor Hen­ne­mann und Dr. Karl Schacht so­wie Di­rek­tor Al­fons Ra­de­maker. Von die­sen kehr­te Stadt­rat Dr. Schacht „noch in der Nach­t“ nach Kre­feld zu­rück we­gen der „un­er­freu­li­chen Wahr­neh­mun­gen, die ich bei der Dienst­stel­le in Wup­per­tal mach­te“ und weil er der Mei­nung war, „in Kre­feld bes­ser am Plat­z“ zu sein. Stadt­rat Hen­ne­mann ließ sich ab 19. März aus fa­mi­liä­ren Grün­den vom Dienst be­frei­en und ent­schwand Rich­tung We­ser­berg­land. Auf die­ser per­so­nel­len Grund­la­ge er­ließ Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Heuyng am 17. März noch ei­ne De­zer­nats­ver­tei­lung mit drei De­zer­na­ten, die ihm, Bür­ger­meis­ter Dr. Hür­ter und Di­rek­tor Ra­de­maker un­ter­stellt wa­ren. An „Kre­fel­der Dienst­stel­len“ wur­den er­rich­tet: Ver­wal­tungs­di­rek­tor und Ge­schäfts­füh­rung; Haupt­amt und Be­schaf­fungs­stel­le; Per­so­nal­amt; stan­des­amt­li­che An­ge­le­gen­hei­ten und Kre­fel­der Hei­mat­diens­t“; Fi­nanz­we­sen, Stadt­käm­me­rei, Steu­er­we­sen; Spar­kas­se; Ver­si­che­rungs­we­sen; Kriegs­schä­den und Flücht­lings­für­sor­ge; Wirt­schaft und Er­näh­rung, Wohl­fahrts­we­sen, Kriegs­op­fer­für­sor­ge, Fa­mi­li­en­un­ter­halt. Das für die Ver­wal­tung der Not­ver­wal­tung nicht be­nö­tig­te Per­so­nal wur­de noch zur Wehr­macht oder zu an­der­wei­ti­gem Ar­beits­ein­satz frei­ge­ge­ben. Nach­dem Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Heuyng sich an nicht be­kann­tem Da­tum, al­ler­dings un­ter Hin­ter­las­sung sei­ner neu­en Adres­se, nach Hol­stein ab­ge­setzt hat­te, lag die Lei­tung der Kre­fel­der Not­ver­wal­tung in den Hän­den von Bür­ger­meis­ter Dr. Hür­ter, der of­fen­bar bis zum Ein­marsch der Ame­ri­ka­ner sei­nen Amts­pflich­ten nach­kam, die wohl im we­sent­li­chen dar­in be­stan­den, die fi­nan­zi­el­le Ver­sor­gung der Be­diens­te­ten zu ge­währ­leis­ten. Sei­ne letz­te über­lie­fer­te Amts­hand­lung da­tiert vom 11.4.1945; hier­bei ging es um die Aus­zah­lung der Ge­häl­ter und Löh­ne. Dr. Hür­ter (der noch bis An­fang Mai in Wup­per­tal tä­tig ge­we­sen sein soll), kehr­te dann nach Kre­feld zu­rück und „stellt[e] sich den Al­li­ier­ten Be­hör­den zur Ver­fü­gun­g“. Die kampf­lo­se Über­ga­be Wup­per­tals am 16. April be­en­de­te die­se skur­ril an­mu­ten­de Nach­ge­burt der na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Kre­fel­der Stadt­ver­wal­tung, die al­ler­dings nicht oh­ne fi­nan­zi­el­le Fol­gen für die Stadt Kre­feld blieb: Da man beim flucht­ar­ti­gen Auf­bruch in Kre­feld 20 Bar­schecks der Stadt­spar­kas­se Kre­feld über je 500.000 RM ver­ges­sen hat­ten, muss­ten die Stadt­ver­wal­tung in Wup­per­tal, das dor­ti­ge Amts­ge­richt und ei­ni­ge Geld­in­sti­tu­te in fi­nan­zi­el­le Vor­la­ge von ins­ge­samt 76.566,44 RM tre­ten. Die­ser Be­trag wur­de der Stadt Kre­feld im Sep­tem­ber 1945 in Rech­nung ge­stellt und an­stands­los be­gli­chen.

Quellen

Hou­ben, He­ri­bert (Be­arb.), Quel­len zur Ge­schich­te Kre­felds in der Zeit der Wei­ma­rer Re­pu­blik (Kre­fel­der Ar­chiv NF 7), Kre­feld 2012.
Lil­la, Joa­chim (Be­arb.), Quel­len zu den Kre­fel­der Ein­ge­mein­dun­gen un­ter be­son­de­rer Be­rück­sich­ti­gung der kom­mu­na­len Neu­glie­de­rung 1929, Kre­feld 1999.
Rhei­ni­scher Städ­teat­las, Lie­fe­rung XV, Nr. 81: Kre­feld, be­arb. von Gui­do Rott­hoff, Köln/ Wei­mar/ Wien 2003.
Rhei­ni­scher Städ­teat­las, Lie­fe­rung IV, Nr. 23: Linn, be­arb. von Gui­do Rott­hoff, Köln 1978.
Rhei­ni­scher Städ­teat­las, Lie­fe­rung III, Nr. 19: Uer­din­gen, be­arb. von Gui­do Rott­hoff, Köln 1986. 

Online

Stadt­ar­chiv Kre­fel­d [On­line]

Literatur

Fei­nen­de­gen, Rein­hard/ Vogt, Hans (Hg.), Kre­feld - die Ge­schich­te der Stadt 5, Vom En­de des Ers­ten Welt­kriegs bis zur Ge­gen­wart (1918-2004), Kre­feld 2010.
Lil­la, Joa­chim, Wil­helm Warsch (1895–1969). Kom­mu­nal­be­am­ter – Par­tei­grün­der – Re­gie­rungs­prä­si­dent, in: Ge­schich­te im Wes­ten 25 (2010), S. 105–132. 

Krefeld im Flaggenschmuck, Blick von der Rheinstraße in den Ostwall Richtung Bahnhof, Frühjahr 1936, Foto: Adolf Schuhmacher. (Stadtarchiv Krefeld)

 
Zitationshinweis

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Lilla, Joachim, Die Stadtverwaltung Krefeld in der NS-Zeit, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Epochen-und-Themen/Themen/die-stadtverwaltung-krefeld-in-der-ns-zeit-/DE-2086/lido/6125e3207b5b72.11886388 (abgerufen am 05.12.2024)