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Hans Ebert war Pianist, Kapellmeister und ein ebenso vielseitiger wie erfolgreicher Komponist. Neben gehobener Unterhaltungsmusik und Musik für Bühne, Film und Hörfunk schrieb er Opern, Orchesterwerke, Lieder, Kammermusik und Klaviermusik. Zu den Stationen seines Berufslebens gehörten das Schauspielhaus Düsseldorf sowie der Westdeutsche Rundfunk AG (WERAG) in Köln.
Hans Ebert kam am 15.5.1889 in Berlin zur Welt und wuchs zusammen mit einem Bruder und einer Adoptivschwester in der Nähe des Alexanderplatzes in bescheidenen Verhältnissen auf. Über die Familie ist nur wenig bekannt. Da Ebert mit der Mathematik auf Kriegsfuß stand, absolvierte er die Volksschule nur mit Mühe und im Anschluss daran eine Kaufmännische Lehre, die ihn nicht befriedigte. Seinen Lebensunterhalt bestritt Ebert als Salon- und Kaffeehauspianist. Sein ausgebreitetes Wissen eignete er sich autodidaktisch an. Anfang der 1930er Jahre legte er das „Künstlerabitur“ ab. Aufgrund einiger Liedkompositionen wurde er als Schüler von Philippe Bartholomé Rüfer (1844-1919) angenommen, der seinerzeit als Pädagoge hohes Ansehen genoss.
Von 1910 bis 1912 studierte Ebert am Stern’schen Konservatorium in Berlin, einem der bedeutendsten Konservatorien Europas, Musiktheorie bei Wilhelm Klatte (1870-1930). „Ebert mußte um 1910 bereits über ein hohes kompositorisches Können verfügt haben, um an dieser renommierten Institution aufgenommen zu werden“, schlussfolgert der Musikwissenschaftler Jörg Wyrschowy.[1]
1912 übersiedelte Ebert nach Düsseldorf. Er arbeitete wiederum als Kaffeehauspianist und setzte gleichzeitig seine Studien am Konservatorium bei Julius Buths (1851-1920) und Karl Panzner (1866-1923) fort, die ihm unentgeltlich Kompositionsunterricht erteilten.
Nach Düsseldorf begleitete ihn seine Lebensgefährtin Sonja Himelstein, die 1887 in Sluzk (Belarus) geborene Tochter eines jüdisch-russischen Fabrikanten, die 1906 nach Berlin emigriert war. Das Paar lernte sich anlässlich einer Demonstration für das Frauenwahlrecht in Berlin auf der Straße Unter den Linden kennen. Während Sonja eine glühende Kommunistin war, tendierte Ebert in politischer Hinsicht zur Sozialdemokratie. Als überzeugter Pazifist war er Mitglied der „Liga für Menschenrechte“. In Düsseldorf lebte das Paar in „Wilder Ehe“, verkehrte in der Bohème und heiratete 1913 – heimlich – in Duisburg. Zu ihrem Freundeskreis zählte beispielsweise der Maler Jankel Adler (1895-1949). Am 10.2.1923 kam Sohn Wolfgang Amadeus als einziges Kind des Paares in Düsseldorf zur Welt.
Von Dezember 1914 bis August 1918 war Ebert als Kapellmeister und Komponist von Bühnenmusiken am Schauspielhaus in Düsseldorf engagiert. Parallel dazu trat er als Konzertpianist und Liedbegleiter auf und lehrte kurzzeitig auch am dortigen Konservatorium. Während des Ersten Weltkrieges gastierte er als Gegenleistung für die vom Schauspielhaus erreichte Rückstellung vom Militärdienst auch in Fronttheatern. Nach 1918 wirkte er am Schauspiel Düsseldorf als Repetitor und Leiter der Bühnenmusik. In der Spielzeit 1921/22 war Ebert am Lessingtheater in Berlin engagiert, überwarf sich allerdings mit dem Intendanten Viktor Barnowsky (1985-1952).
1922 kehrte Ebert nach Düsseldorf zurück, beschäftigungslos. So verdingte er sich erneut als Kaffeehausmusiker, diesmal gegen Devisen in Schweizer Kurorten. Erst 1925 gelang die Wiedereinstellung als Kapellmeister am Schauspielhaus. Im Juni 1928 wurde sein Vertrag aus finanziellen Gründen gekündigt, so dass er eine Stelle als Musiklehrer an einem Lyzeum in Solingen annahm. In diesem Jahr legte er zudem das Gesangslehrerexamen ab.
Erst 1927 konnte sich Ebert den Wunsch erfüllen, als Privatschüler Kompositionsunterricht bei Philipp Jarnach (1892-1982) zu nehmen, der in Köln an der Musikhochschule lehrte. Lehrer und Schüler waren einander in gegenseitiger Wertschätzung verbunden. Ebert verdankte Jarnach nach eigenen Angaben seinen künstlerischen Aufstieg, während Jarnach seinen Schüler für „ein ursprüngliches und höchst originelles Talent hielt.“[2]
Heute ist Hans Ebert so gut wie vergessen. Dabei war er ein „äußerst vielseitiger Komponist. Es gibt kaum ein musikalisches Genre, zu dem er keinen kompositorischen Beitrag geleistet hat.“[3] Er schrieb Opern, Orchesterwerke, Konzerte, Lieder, Kammermusik und Klaviermusik, aber auch gehobene Unterhaltungsmusik sowie funktionale Musik für Bühne, Film und Hörfunk.
Am Anfang seiner Karriere standen vornehmlich Liedvertonungen. Zwischen 1916 und 1918 erschienen zahlreiche Liederzyklen im Musikverlag Breitkopf und Härtel. Am erfolgreichsten war der Liederzyklus „Exotische Lieder op 9-13“ nach Texten von Hans Bethge (1876-1946) aus der Gedichtsammlung „Die chinesische Flöte“. Eine Teilaufführung fand am 11.11.1916 im Ibach-Saal in Düsseldorf statt. Nach Kriegsende wandte sich Ebert der Instrumentalmusik zu. Zu nennen wären in diesem Kontext das Streichquartett op 25 (1925) und die „Biblischen Balladen für Sopran, Oboe, Klarinette, Saxophon und Streichquintett“ nach Texten von Else Lasker-Schüler (1869-1945). Das Werk wurde beim Tonkünstlerfest des Allgemeinen Deutschen Musikvereins (ADMV) 1928 in Schwerin unter der Leitung von Hermann Scherchen (1891-1966) mit Lotte Leonard (1884-1976) uraufgeführt. 1930 folgte die Uraufführung des Werkes „Musik für Orchester op 31“ von 1929 beim Tonkünstlerfest in Königsberg. Es gab Pfiffe im Publikum und einen demonstrativen Applaus des Komponisten Alban Berg (1885-1935). Am 15.2.1929 widmete ihm der Westdeutsche Rundfunk eine Sendung innerhalb der Reihe „Zeitgenössische Tonsetzer“.
1930 erhielt Hans Ebert eine ersehnte Festanstellung als Tonmeister bei der Westdeutschen Rundfunk AG (WERAG) und zog mit seiner Familie nach Köln. 1932 wurde er zudem Leiter der Musikabteilung. Als Autor steuerte er musikpädagogische Sendungen zum Programm bei, so etwa in der 1931 ausgestrahlten Sendereihe „Von der Flöte zur Pauke“. Seinen bedeutendsten Beitrag beim Sender leistete er jedoch, indem er funktionale Musik für Hörspiele komponierte. War Ebert 1929 am Schauspielhaus in Düsseldorf mit dem Prinzipal Gustav Lindemann aneinandergeraten, weil dieser meinte, Ebert betreibe zu viel Aufwand für sieben Minuten Musik zu Molières Komödie „Der Arzt als Liebhaber“, so war Eberts Musik zu Hörspielen bei der WERAG als essenzieller Bestandteil der Inszenierung hochgeachtet.
So schrieb Ebert die Musik zu drei legendären Hörspielproduktionen, die heute als Meilensteine des frühen Hörspiels gelten. Sie wurden unter der Regie des WERAG-Intendanten Ernst Hardt realisiert, der sich als Schriftsteller und ehemaliger Theaterintendant um die Entwicklung der neuen Kunstform verdient machte. Ebert sollte Hardt in lebenslanger Freundschaft verbunden bleiben.
Am 25.7.1930 wurde das Hörspiel „Der Narr mit der Hacke“ von Eduard Reinacher (1892-1968) ausgestrahlt, Karl Karst zufolge der „Beginn des modernen literarischen Hörspiels“ und das „bislang meist zitierte und wohl auch meist produzierte Hörspiel der Rundfunkgeschichte.“[4] Die zweite bedeutende Produktion war das Hörspiel „Toter Mann“ des Arbeiterschriftstellers Karlaugust Düppengießer (1899-1987). „Toter Mann“ wurde am 23.1.1931 im Rahmen einer Themenwoche zu Arbeitslosigkeit uraufgeführt und thematisiert die psycho-sozialen Folgen von Beschäftigungslosigkeit. Die Hauptrolle des Hannes Rader spielte Wolfgang Langhoff (1901-1966) vom Schauspielhaus Düsseldorf.
Als seinen bedeutendsten Beitrag zum Hörspiel betrachtete Ebert jedoch die Musik zur Inszenierung von Goethes „Faust. Der Tragödie zweiter Teil“ in der Hörspielfassung und unter der Regie von Ernst Hardt bei der Berliner Funkstunde. Die Produktion mit Lothar Müthel (1896-1964) als Faust und Alexander Granach (1890-1945) als Mephisto ging am 22.3.1932 über alle deutschen Sender, und die Presse, so Karl Karst, „sprüht vor Begeisterung.“[5]
Ebert gehörte also an der Wende zu den 1930er Jahren zu den arrivierten zeitgenössischen Nachwuchskomponisten. Eine musikwissenschaftliche Bewertung und Kontextualisierung seines Werkes steht jedoch bislang aus, Tonträger sind – mit Ausnahme der Hörspielmusik - nicht überliefert, wohl aber Partituren im Bestand der Staatsbibliothek Berlin. Die zeitgenössische Kritik hob Anklänge an Arnold Schönberg (1874-1951) und Richard Strauss hervor (1864-1949), während Wolfgang Ebert kolportiert, Schönberg habe genau wie Gustav Mahler (1860-1911) zu den Komponisten gehört, von denen mein Vater lernen sollte, aber nicht wollte. Mit diesem Bonmot ist die komplizierte familiäre Situation im Hause Ebert angesprochen, die sein Sohn Wolfgang in seinem autobiographischen satirischen Roman mit dem bezeichnenden Titel „Das Porzellan war so nervös. Memoiren eines verwöhnten Kindes“ eindrücklich beschrieben hat. Hans Ebert unterlag nicht nur dem Zwang, den erhöhten Geldbedarf der Familie durch immer neue Komposition von Gebrauchsmusik sicherzustellen, sondern auch dem unablässigen Drängen von Sonja Ebert zu genügen, als klassischer Komponist ein hochbedeutendes Werk zu schaffen - wozu ihm indessen die Muße in dem äußerst turbulenten Haushalt fehlte. Abgesehen davon gehört Ebert, wie so viele seiner Generation, zu denen, deren Entwicklung durch den Nationalsozialismus gehemmt oder vereitelt wurde und die nach Kriegsende, modern, aber nicht zur musikalischen Avantgarde zählend, durch zeitgenössische Musikströmungen wie die Elektronische oder die serielle Musik ins Abseits gerieten.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten gehörte Ebert zur ersten Welle der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die im März 1933 die Kündigung erhielten. Am 20. März wurde er vom Dienst suspendiert und erhielt die Kündigung zum Ende des Jahres. Auf der Basis des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ wurde diese aufgrund von „politischer Unzuverlässigkeit“ und seiner „geistige[n] Verbundenheit mit kommunistischem Gedankengut“ auf den 30. Juni rückdatiert. Damit standen wir praktisch vor dem Nichts, resümiert Wolfgang Ebert, zumal Hans Ebert mit einem Aufführungsverbot auf der Bühne und im Radio belegt wurde. Diverse Mal wurde ihm in den folgenden Jahren das Angebot unterbreitet, das Aufführungsverbot könne revidiert werden, wenn er sich von seiner jüdischen Frau scheiden lasse – Ebert lehnte ab.
Nach Eberts Entlassung bei der WERAG zog die Familie nach Berlin. Hier schlug sich Ebert zunächst als Theatermusiker durch. So komponierte er unter anderem die Musik zum Märchenspiel „Rumpelstilzchen“ für das Theater am Nollendorfplatz. Als wegweisend erwies sich der Kontakt zur UFA. Von 1933 bis 1944 komponierte Ebert die Musik zu Kulturfilmen wie „Die Jugend der Lippizaner“, das heißt Dokumentarfilmen, die im Vorprogramm von Kinoproduktionen gezeigt wurden. Selbstironisch äußerte Ebert über diese Brotarbeit, er wisse nicht, o_b das Alles etwas mit Kunst zu tun habe, Mit Kultur hat es aber sicher etwas zu tun, denn es ist ein Kulturfilm_. Wolfgang Ebert erinnert sich, die Kulturfilme der UFA seien belehrend gewesen und sehr langweilig. Die Musik zu diesen Filmen habe sein Vater mit der Stoppuhr in der Hand komponiert. Abgesehen davon habe er Teile des Olympia-Films von Leni Riefenstahl (1902-2003) instrumentiert und die vorrückenden Panzer des „Afrikakorps“ für Wochenschauen mit Musik unterlegt.
Obwohl die Arbeit ihn künstlerisch nicht zufrieden stellte, bot die enge Anbindung an die UFA doch zwei Vorteile. Zum einen eröffnete sie die Möglichkeit, Musik zu Spielfilmen zu schreiben. Eberts Filmografie weist die Mitwirkung an zahlreichen Produktionen auf. Da die UFA darüber hinaus eine Reihe von Filmmusiken veröffentlichte, etwa Eberts Titel „Voll Musik ist die Nacht“ aus dem Spielfilm „Der grüne Kaiser“ von 1939, verdiente er exzellent. Allein für seine Filmmusik flossen jährlich Tantiemen in Höhe von bis zu 60.000 RM. Wolfgang Ebert resümiert: Davon lebten wir, und das nicht schlecht. Ja, je gefährdeter unsere Situation im Lauf der Jahre wurde, desto besser ging es uns finanziell.
Auf der anderen Seite bedeutete die Zusammenarbeit mit der UFA machtvolle Protektion für den „Kulturbolschewisten“ Ebert und eine Lebensversicherung für seine jüdische Frau Sonja. Er wurde zwar 1938 offiziell aus der Reichskulturkammer ausgeschlossen, erhielt jedoch auf Druck der UFA eine Sondererlaubnis, die ihm die Weiterbeschäftigung in der Filmbranche ermöglichte. In einem Brief an Ernst Hardt vom April 1944 berichtet Ebert, Propagandaminister Joseph Goebbels (1897-1945) habe für ihn höheren Ortes Fürsprache gehalten. Auch ist von der Arbeit an der Musik zu einem Film über die Familie Goebbels als Geburtstagsgeschenk für den Minister die Rede. Mein Vater mußte oft nach Schwanenwerder fahren, wo die Familie Goebbels eine Villa bewohnte. Dabei ergaben sich auch Gelegenheiten, mit Frau Goebbels vierhändig Klavier zu spielen.
1940 sorgte die zeitgleiche Uraufführung seiner Oper „Hille Bobbe“ am 16.11.1940 in Darmstadt, Nürnberg und Königsberg für Furore. Von der NS-Kritik wurde sie zwar als dekadent gebrandmarkt, jedoch gelegentlich aufgeführt, so auch zwei Jahre später in Berlin, was zu einer Beschwerde des „Reichsdramaturgen“ Rainer Schlösser (1899-1945) im Propagandaministerium führte. Auf Betreiben des Sicherheitsdienstes der SS, dem SD, wurde „Hille Bobbe“ nach zehn Aufführungen an der Deutschen Oper abgesetzt. Das Libretto stammte von einem Freund Eberts, Willy Loewenthal, den er während seiner kaufmännischen Lehre kennengelernt hatte. Da Loewenthal Jude war, gab sich Ebert in beiderseitigem Einverständnis als Librettist aus.
1942 erhielt er den Auftrag zur Komposition einer Oper „Florian Geyer“ nach dem Libretto von Joseph Gregor (1888-1960). Er machte sich nur widerwillig an die Arbeit, wie er an Ernst Hardt schrieb, weil der Text […] unsagbar scheußlich ist, war sich aber zugleich bewusst, andererseits muß ich etwas tun für den Schutz, der mir von oben zuteil wird. Die Ausführung verschleppte er nach Kräften, da er sich aufgrund der regelmäßig von der BBC empfangenen Nachrichten sicher war, dass der Krieg verloren sei.
Parallel dazu arbeitete Ebert an der Ende 1945 uraufgeführten Oper „Der arme Villon“. Das Libretto nach einer Dichtung von Paul Zech (1881-1946) stammte wiederum von Willy Loewenthal. 1943 folgte mit der „Musik für Orchester Nr. 2“ ein Werk, für das er den Robert-Schumann-Preis der Stadt Düsseldorf erhielt, das jedoch wegen seines prekären politischen Status nicht zur Uraufführung gelangte. Trotz seiner Beschäftigung bei der UFA erhielt Ebert im August 1944 schließlich doch noch ein Berufsverbot als Komponist, obwohl die Oper „Florian Geyer“ noch nicht vollendet war. Grund war Eberts „Mischehe“.
Im Frühjahr 1945 spitzte sich die Situation zu: Innerhalb von wenigen Tagen trafen zwei Vorladungen der Gestapo bei uns ein, die beide für meinen Vater und mich bestimmt waren. Ende März 1945 gelang dem Ehepaar Ebert die Flucht aus Berlin nach Bad Wörishofen durch die Protektion des Besetzungsbüros der UFA. Dieses reklamierte beide als „Kostümberater“ für einen Film. So erhielten sie eine Sondererlaubnis, die es ihnen ermöglichte, Berlin zu verlassen. Die Rettung kam wieder von der UFA, erinnerte sich Wolfgang Ebert. Das Leben ging weiter – und keiner zeigte Lust, es noch im letzten Augenblick zu verlieren. Darum wurden alle Drehbücher umgeschrieben, so daß die Handlung auf einmal Außenaufnahmen in den Alpen erforderlich machte. Unsere Chance. Schon seit 1943 hatten sie sich in Anbetracht der Bombardierung der Reichshauptstadt immer öfter in den bekannten Kurort zurückgezogen. Hier erlebten sie das Ende des Krieges unbeschadet.
Ebert nahm seine Tätigkeit als Komponist wieder auf, erteilte Klavierunterricht und tingelte mit einem kleinen Unterhaltungsensemble im Auftrag der US Army. Seine Hoffnung auf eine Berufung an die Münchner Musikakademie oder zu „Radio München“ zerschlugen sich jedoch. Das Angebot Wolfgang Langhoffs, der 1946 zum Intendanten des Deutschen Theaters in Ost-Berlin avancierte, schlug Ebert aus, da er immer noch auf einen Lehrstuhl für Kompositionslehre hoffte. Eine Zeitlang liebäugelte die Familie mit einer Auswanderung in die USA, wo Sonja Eberts dort lebende Schwester bereits alles Notwendige in die Wege geleitet hatte.
Durch Vermittlung von Ernst Hardt, mit dem die Familie Ebert nach wie vor in engem Kontakt stand, erhielt er zum 1.9.1946 eine Position als Abteilungsleiter Musik beim Nordwestdeutschen Rundfunk in Hamburg. Aufgrund der prekären Versorgungslage blieb seine Familie zunächst in Bayern und ging 1950 nach Berlin zurück. An Ernst Hardt schrieb Ebert im Dezember 1946, und wenn ich ja auch eigentlich von morgens bis abends Hunger habe, so muss ich doch sagen, dass die Arbeit ausserordentlich Spaß macht. Sein Vertrag endete jedoch schon Ende Februar 1947, möglicherweise aufgrund von Defiziten Eberts im Verwaltungsbetrieb einer Hauptabteilung. 1948 erhielt Ebert den Ersten Preis in einem Kompositionswettbewerb des NWDR, ab September 1950 wurde er als freier Komponist und Arrangeur vom NWDR Hamburg beschäftigt.
In der Nacht vom 30. auf den 31.8.1952 erlag Hans Ebert in Berlin einer Krebserkrankung. Die Beisetzung erfolgte am 4. September auf dem Waldfriedhof Zehlendorf.
Werke (Auswahl)
Hans Eberts künstlerischer Nachlass wird in der Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz aufbewahrt. Ein vollständiges, nicht ediertes Werkverzeichnis befindet sich im Nachlass seines Sohnes Wolfgang Ebert in der Monacensia im Hildebrandhaus in München.
Exotische Lieder op 9-13 (1916)
Streichquartett op 25 (1925)
Biblische Balladen für Sopran, Oboe, Klarinette, Saxophon und Streichquintett (1928)
Musik für Orchester op 31 (1930)
Hille Bobbe. Oper in drei Akten (UA 1940)
Musik für Orchester Nr. 2 (1943)
Der arme Villon (UA 1945)
Literatur
Bernard, Birgit, „Den Menschen immer mehr zum Menschen machen“. Ernst Hardt (1876-1947), Essen 2015.
Bernard, Birgit, „ ... und wie das Gesocks alles heißt“. Der Westdeutsche Beobachter und die Kritik am Musikprogramm des Westdeutschen Rundfunks (1930-1933), in: Medien und Musikjournalistik in Köln um 1933. Drei Schlaglichter auf eine Usurpation. Eingeführt und hg. v. Robert von Zahn, Berlin 2005, S. 7-61.
Ebert, Hans, Leben und Schaffen von ihm selbst erzählt, in: Die Werag 4 (1929), H. 10 vom 10.3.1929, S. 17.
Ebert, Wolfgang, Das Porzellan war so nervös. Memoiren eines verwöhnten Kindes, Frankfurt/M./Berlin 1987.
Jens, Norbert (Hg.), Philipp Jarnach: Schriften zur Musik, Kassel 1994. Karst, Karl, Ernst Hardt (1876-1947), in: Geschichte im Westen 7(1992), S. 99-116.
Karst, Karl, Eduard Reinacher und das frühe Hörspiel. Manuskript einer Sendung des Bayerischen Rundfunks vom 27.9.1985.
Prieberg, Fred K., Handbuch deutsche Musiker 1933-1945, Kiel 2004.
Wyrschowy, Jörg, Der Komponist Hans Ebert (1889-1952). Ein vorläufiger Bericht, unveröff. Abschlussarbeit Institut für Information und Dokumentation Potsdam, 1997.
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Bernard, Birgit, Hans Ebert, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/hans-ebert/DE-2086/lido/62ff4f2d4dfe64.06654554 (abgerufen am 11.11.2024)