Widerstand gegen das NS-Regime? Katholische Kirche und Katholiken im Rheinland 1933−1945

Annette Mertens (Bonn)

Prozession im Kölner Kunibertsviertel, nach 1933.

1. Widerstand der katholischen Kirche?

Die Ge­schich­te der ka­tho­li­schen Kir­che und der Ka­tho­li­ken im „Drit­ten Reich“ ge­hört bis heu­te zu den am meis­ten um­strit­te­nen Fra­gen der NS-Ge­schich­te.[1]  Ob­wohl His­to­ri­ker, aber auch Schrift­stel­ler und Jour­na­lis­ten nun­mehr seit Jahr­zehn­ten dar­über strei­ten, ist ei­ne An­nä­he­rung der Po­si­tio­nen nicht in Sicht. Im Ge­gen­teil: In kaum ei­ner Fra­ge klaf­fen die Mei­nun­gen noch im­mer so weit aus­ein­an­der wie in die­ser.

Die Fra­ge, ob die ka­tho­li­sche Kir­che Wi­der­stand ge­gen den Na­tio­nal­so­zia­lis­mus ge­leis­tet ha­be, lässt sich nicht mit ei­nem kla­ren Ja oder Nein be­ant­wor­ten. Viel­mehr weist die Ge­schich­te der deut­schen Ka­tho­li­ken 1933−1945 die ge­sam­te Band­brei­te mög­li­cher Ver­hal­tens­wei­sen auf, von Bei­spie­len ak­ti­ven Wi­der­stands über vie­le For­men des Mit­läu­fer­tums bis hin zu gra­vie­ren­den Feh­lern und Ver­säum­nis­sen. Eben­so un­ein­heit­lich und oft­mals wi­der­sprüch­lich war auch die Po­li­tik des Re­gimes ge­gen­über der Kir­che.

Im Fol­gen­den soll das am­bi­va­len­te Ver­hält­nis zwi­schen ka­tho­li­scher Kir­che und NS-Re­gime er­läu­tert wer­den, wo­bei der Blick be­son­ders auf Kir­che und Ka­tho­li­ken im Rhein­land, ins­be­son­de­re im Erz­bis­tum Köln ge­rich­tet wird. Ei­nen Schwer­punkt bil­den da­bei die Jah­re des Zwei­ten Welt­kriegs, die lan­ge Zeit in der For­schung und in der öf­fent­li­chen De­bat­te weit­aus we­ni­ger Auf­merk­sam­keit fan­den als die Frie­dens­jah­re des „Drit­ten Rei­ches“.

2. Katholische Kirche und Katholiken

Wenn von der Ge­schich­te der ka­tho­li­schen Kir­che im „Drit­ten Reich“ die Re­de ist, muss zu­nächst ge­klärt wer­den, wer da­mit ei­gent­lich ge­meint ist. Zu un­ter­schei­den ist zwi­schen der Amts­kir­che ei­ner­seits und den ka­tho­li­schen Lai­en, dem Kir­chen­volk, an­de­rer­seits. Obers­te Re­prä­sen­tan­ten der ka­tho­li­schen Kir­che in Deutsch­land wa­ren die Bi­schö­fe der da­mals knapp 30 deut­schen Diö­ze­sen. Doch da­mit ist die ka­tho­li­sche Kir­che nur zum Teil be­schrie­ben: Kir­che wird erst durch das Kir­chen­volk, al­so die Mas­se der Ka­tho­li­ken, zu dem, was sie ist. Am Vor­abend des „Drit­ten Rei­ches“ ge­hör­te rund ein Drit­tel der deut­schen Be­völ­ke­rung der ka­tho­li­schen Kir­che an.

Die Kir­che im Deutsch­land der 1920er und 1930er Jah­re ist nicht denk­bar oh­ne ih­re viel­fäl­ti­gen Glie­de­run­gen, Ver­bän­de und Or­ga­ni­sa­tio­nen, die in un­ter­schied­lich star­ker Ab­hän­gig­keit von der Amts­kir­che agier­ten. Da­zu ge­hör­ten Ju­gend­ver­bän­de eben­so wie Ar­bei­ter­ver­ei­ne und die ka­tho­li­schen Ver­bän­de der ver­schie­de­nen Be­rufs­grup­pen, Män­ner- und Frau­en­ver­bän­de, ka­tho­li­sche Sport­ver­ei­ne und vie­le wei­te­re mehr. „Von der Wie­ge bis zur Bah­re“, so die Ide­al­vor­stel­lung, wur­den die ka­tho­li­schen Gläu­bi­gen von ih­rer Kir­che be­glei­tet, und das nicht nur im Sonn­tags­got­tes­dienst, son­dern im all­täg­li­chen Le­ben.

Kir­che und Staat wa­ren in Deutsch­land nicht strikt ge­trennt. Schnitt­stel­len be­stan­den zum Bei­spiel in den ka­tho­li­schen Schu­len und auch in der Mi­li­tär­seel­sor­ge. Hin­zu kam noch der „po­li­ti­sche Ar­m“ der ka­tho­li­schen Kir­che, die Zen­trums­par­tei, in der ne­ben Lai­en auch vie­le Geist­li­che ver­tre­ten wa­ren („po­li­ti­sche Prä­la­ten“). Die ka­tho­li­sche Kir­che war nicht nur ei­ne re­li­giö­se, son­dern auch ei­ne ge­sell­schaft­li­che Or­ga­ni­sa­ti­on und als Volks­kir­che an vie­len Stel­len im Staat prä­sent. Als mäch­ti­ge ge­sell­schaft­li­che und kei­nes­wegs nur als re­li­giö­se Or­ga­ni­sa­ti­on wur­de sie auch von der na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Re­gie­rung wahr­ge­nom­men und als welt­an­schau­li­cher Geg­ner ge­fürch­tet und be­kämpft.

 

3. Amtskirche im nationalsozialistischen Deutschland: Die deutschen Bischöfe 1933−1945

Die deut­schen Bi­schö­fe in den Jah­ren 1933 bis 1945 wa­ren ei­ne re­la­tiv he­te­ro­ge­ne, nicht im­mer ge­schlos­sen agie­ren­de Grup­pe. Die Ful­da­er Bi­schofs­kon­fe­renz war kei­ne star­ke, straff struk­tu­rier­te In­sti­tu­ti­on. Or­ga­ni­sa­to­risch steck­te sie noch in den Kin­der­schu­hen: Ein ge­mein­sa­mes Se­kre­ta­ri­at gab es noch nicht, und die Kom­mu­ni­ka­ti­ons­struk­tu­ren zwi­schen den Bi­schö­fen wa­ren noch sehr un­re­gel­mä­ßig. Als re­gel­mä­ßi­ge Ver­samm­lung al­ler deut­schen Bi­schö­fe war die Ful­da­er Bi­schofs­kon­fe­renz 1933 ei­ne Neu­heit. Da­ne­ben be­stan­den wei­ter­hin re­gio­na­le Bi­schofs­kon­fe­ren­zen wie vor al­lem die Frei­sin­ger Bi­schofs­kon­fe­renz als Ver­samm­lung der baye­ri­schen Bi­schö­fe. Die Ful­da­er Kon­fe­renz konn­te kei­ne Be­schlüs­se fas­sen, die für al­le Bi­schö­fe bin­dend wa­ren, viel­mehr war die ka­tho­li­sche Kir­che noch sehr stark nach ein­zel­nen Diö­ze­sen struk­tu­riert.

Den Vor­sitz der Bi­schofs­kon­fe­renz führ­te seit 1919 der Bres­lau­er Kar­di­nal Adolf Ber­tram (1859−1945, Fürst­bi­schof von Bres­lau 1914-1945), 1933 be­reits 74 Jah­re alt und noch ganz in der Tra­di­ti­on des Kul­tur­kamp­fes im 19. Jahr­hun­dert ste­hend. Sein Haupt­au­gen­merk galt der Seel­sor­ge: Sie zu si­chern, war sein gan­zes Be­stre­ben auch in den Jah­ren 1933 bis 1945. In der Aus­ein­an­der­set­zung mit der NS-Re­gie­rung setz­te er bis zum Schluss auf ei­ne Po­li­tik der „Ein­ga­ben“, das hei­ßt schrift­li­cher Äu­ße­run­gen, von der die Öf­fent­lich­keit nichts er­fuhr und die auch meis­tens wir­kungs­los blie­ben. Ber­tram blieb zu sehr sei­ner tra­di­tio­nel­len Vor­stel­lung von recht­mä­ßi­gen Be­zie­hun­gen zwi­schen Kir­che und Staat ver­haf­tet, um zu er­ken­nen, dass ge­gen­über der NS-Re­gie­rung ei­ne an­de­re Vor­ge­hens­wei­se nö­tig ge­we­sen wä­re.

Adolf Kardinal Bertram, Porträtfoto. (Bistumsarchiv Hildesheim)

 

Ei­ne an­de­re Li­nie ver­trat der Ber­li­ner Bi­schof Kon­rad Graf von Prey­sing (1880−1950, Bi­schof von Ber­lin 1935-1950), der mehr als 20 Jah­re jün­ger war als Ber­tram. Er setz­te sich seit 1937 für ei­nen öf­fent­li­chen Pro­test der Bi­schö­fe ein, als die Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen der Re­gie­rung un­über­seh­bar ge­wor­den wa­ren, konn­te sich aber in­ner­halb der Bi­schofs­kon­fe­renz nicht durch­set­zen. An den Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten zwi­schen Prey­sing und Ber­tram wä­re die Kon­fe­renz 1940 bei­na­he aus­ein­an­der ge­bro­chen.

4. Katholische Kirche im Rheinland

Die Erz­diö­ze­se Köln war – ge­mes­sen an der Zahl der Ka­tho­li­ken – mit Ab­stand die grö­ß­te deut­sche Diö­ze­se. 2,5 Mil­lio­nen Ka­tho­li­ken leb­ten dort und mach­ten fast 60 Pro­zent der Ge­samt­be­völ­ke­rung aus. An der Spit­ze des Bis­tums stand seit 1920 Erz­bi­schof Karl Jo­seph Schul­te. Schul­te, ge­bo­ren 1871 im Sau­er­land und seit sei­ner Schul­zeit auf­ge­wach­sen in der In­dus­trie­stadt Es­sen, war 1910 zu­nächst Bi­schof von Pa­der­born ge­wor­den, be­vor er zehn Jah­re spä­ter nach Köln trans­fe­riert wur­de. Ge­prägt durch sei­ne Es­se­ner Zeit, sah Schul­te ei­nen sei­ner Ar­beits­schwer­punk­te auf dem Ge­biet der So­zi­al­leh­re. Mit all­ge­mein-po­li­ti­schen Fra­gen be­fass­te er sich nur not­ge­drun­gen. Nur un­gern sah er sich als Köl­ner Erz­bi­schof mit den gro­ßen Kon­flik­ten der Wei­ma­rer Schul­po­li­tik und der Rhein­land­fra­ge kon­fron­tiert.

Konrad Kardinal Graf von Preysing, Porträtfoto. (KNA-Bild)

 

Auch an­ge­sichts des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus blieb Schul­te sehr − oft­mals all­zu sehr − zu­rück­hal­tend. Ob­wohl un­er­schüt­ter­lich in sei­nen Glau­bens­grund­sät­zen, ver­such­te er die Aus­ein­an­der­set­zung auf das rein re­li­giö­se Ge­biet zu be­schrän­ken, auch als längst un­über­seh­bar ge­wor­den war, dass die Ver­fol­gungs­po­li­tik der Na­tio­nal­so­zia­lis­ten weit mehr war als ein re­li­giö­ser Kon­flikt. Der Ein­ga­ben­po­li­tik von Kar­di­nal Ber­tram sah Schul­te sich deut­lich mehr ver­bun­den als den auf Kon­fron­ta­ti­on ge­rich­te­ten Ab­sich­ten ei­nes Prey­sing.

Trotz­dem ent­wi­ckel­te sich die Erz­diö­ze­se Köln zu ei­nem Zen­trum der welt­an­schau­li­chen Aus­ein­an­der­set­zung. Am 5.3.1931 gab es ei­ne ge­mein­sa­me Kund­ge­bung der Bi­schö­fe der Köl­ner Kir­chen­pro­vinz ge­gen den Na­tio­nal­so­zia­lis­mus. Die NS-Ideo­lo­gie, so hei­ßt es dar­in, sei „mit der ka­tho­li­schen Leh­re nicht ver­ein­bar“, vor al­lem nicht die „Ras­sen­re­li­gi­on“ der Na­tio­nal­so­zia­lis­ten.[2]  1934 wur­de in Köln die „Ab­wehr­stel­le“ ge­gen chris­ten­tums­feind­li­che Pro­pa­gan­da ge­grün­det und Dom­vi­kar Jo­seph Teusch (1902−1976) zu ih­rem Lei­ter er­nannt. Er ver­fass­te zahl­rei­che Bro­schü­ren, in de­nen er sich mit der NS-Welt­an­schau­ung aus­ein­an­der setz­te und die Be­völ­ke­rung über de­ren chris­ten­tums­feind­li­chen Cha­rak­ter auf­klär­te.

Ei­nen we­sent­li­chen An­lass zur Ein­rich­tung der Ab­wehr­stel­le hat­te die Er­nen­nung Al­fred Ro­sen­bergs (1893-1946) zum „Be­auf­trag­ten des Füh­rers für die Über­wa­chung der ge­sam­ten geis­ti­gen und welt­an­schau­li­chen Schu­lung und Er­zie­hung der NS­DA­P“ im Ja­nu­ar 1934 ge­lie­fert. Der als „NS-Chef­ideo­lo­ge“ be­kann­te Ro­sen­berg hat­te schon 1930 ei­ne ex­trem kir­chen- und chris­ten­tums­feind­li­che Schrift mit dem Ti­tel „Der My­thus des 20. Jahr­hun­derts“ ver­öf­fent­licht, die auf Par­tei­lehr­gän­gen als Schu­lungs­ma­te­ri­al ver­wen­det wur­de. Die Köl­ner Ab­wehr­stel­le stand un­ter stän­di­ger Be­ob­ach­tung der Ge­sta­po und des SD, und auch das Köl­ner Ge­ne­ral­vi­ka­ri­at wur­de in den 1930er Jah­ren zwei­mal von der Ge­sta­po durch­sucht und um­fang­rei­ches Ak­ten­ma­te­ri­al si­cher­ge­stellt. All­zu sehr je­doch blie­ben Schul­tes Be­mü­hun­gen auf die­se eher theo­re­ti­sche Form der Aus­ein­an­der­set­zung be­schränkt.

Erz­bi­schof Karl Jo­seph Schul­te starb kurz vor sei­nem 70. Ge­burts­tag nach ei­nem Flie­ger­an­griff auf Köln in der Nacht zum 11.3.1941. Es dau­er­te ein Jahr, bis am 7.3.1942 sein Nach­fol­ger Jo­sef Frings vom Me­tro­po­li­tan­ka­pi­tel ge­wählt wur­de. Am 21.6.1942 wur­de er schlie­ß­lich durch den Apos­to­li­schen Nun­ti­us beim Deut­schen Reich, Cesa­re Or­seni­go (1873-1946, Nun­ti­us in Deutsch­land 1930-1945) ge­weiht. Frings war in man­cher Hin­sicht das Ge­gen­teil sei­nes Vor­gän­gers. Er ist bis heu­te be­kannt für sei­ne Volks­nä­he und die gro­ße Be­liebt­heit, die er sich vor al­lem in der Not­zeit der Nach­kriegs­jah­re er­warb. Po­pu­lär wur­de zum Bei­spiel die Re­dens­art vom „fring­sen ge­hen“ als Um­schrei­bung für den Koh­len­klau. Auch in der Aus­ein­an­der­set­zung mit der NS-Re­gie­rung agier­te Frings mu­ti­ger als sein Vor­gän­ger und nahm in sei­nen Hir­ten­brie­fen und an­de­ren Äu­ße­run­gen of­fen Stel­lung ge­gen die NS-Ideo­lo­gie und -Po­li­tik. Um in der Aus­ein­an­der­set­zung zwi­schen Kir­che und NS-Re­gime noch spür­ba­ren Ein­fluss aus­üben zu kön­nen, kam Frings aber zu spät. Der All­tag war im­mer stär­ker von den Kriegs­er­eig­nis­sen ge­prägt: 1943 wur­den der Dom und das Ge­ne­ral­vi­ka­ri­at bei ei­nem Bom­ben­an­griff stark be­schä­digt. Auch der Bi­schofs­sitz wur­de drei­mal von Bom­ben ge­trof­fen. Frings muss­te Köln schlie­ß­lich ver­las­sen und blieb bis zum En­de des Krie­ges in Hon­nef (heu­te Stadt Bad Hon­nef).

5. Kirche und Regime

Die heu­ti­ge, rück­bli­cken­de Sicht auf die Ge­schich­te der ka­tho­li­schen Kir­che im „Drit­ten Reich“ deckt sich nicht im­mer mit der Sicht­wei­se der Zeit­ge­nos­sen. Vor al­lem die Wahr­neh­mung durch das NS-Re­gime war ei­ne ganz an­de­re als die bis­lang ge­schil­der­te. Für die NS-Macht­ha­ber war die ka­tho­li­sche Kir­che ein star­ker Geg­ner, den es zu be­kämp­fen galt. Sie mal­ten sich ihr Feind­bild in den düs­ters­ten Far­ben aus, und zu Geg­nern wur­den die Ka­tho­li­ken nicht erst durch ak­ti­ve Kri­tik oder gar Wi­der­stand ge­gen das „Drit­te Reich“, son­dern be­reits durch ih­re Ei­gen­schaft als Ka­tho­li­ken. Die Kir­che war ein welt­an­schau­li­cher Geg­ner. Für den NS-Staat aber war Welt­an­schau­ung al­les – sei­ne ge­sam­te Po­li­tik und Herr­schaft fu­ß­te dar­auf – und die Kir­che des­halb ein ge­fähr­li­cher Ri­va­le. Das NS-Re­gime for­der­te die Herr­schaft über den gan­zen Men­schen, die Ka­tho­li­ken aber hul­dig­ten in ih­ren Au­gen dem fal­schen Herrn.

Karl Joseph Kardinal Schulte, Porträtfoto. (Historisches Archiv des Erzbistums Köln)

 

Da­bei war die na­tio­nal­so­zia­lis­ti­sche Sicht auf die ka­tho­li­sche Kir­che nicht frei von Wi­der­sprü­chen: Nahm sie die Kir­che ei­ner­seits als Geg­ner wahr, konn­te an­de­rer­seits ihr Kon­zept der Volks­ge­mein­schaft nicht auf­ge­hen, wenn ein Drit­tel der Ge­samt­be­völ­ke­rung – eben der ka­tho­li­sche Be­völ­ke­rungs­an­teil – nicht da­zu­ge­hör­te. So sa­hen sich die Ka­tho­li­ken ei­ner­seits Ver­fol­gungs­maß­nah­men des Re­gimes aus­ge­setzt, an­de­rer­seits war die Re­gie­rung auf die Un­ter­stüt­zung auch des ka­tho­li­schen Be­völ­ke­rungs­drit­tels an­ge­wie­sen. Die Stra­te­gie der Re­gie­rung schwank­te zwi­schen Na­del­sti­chen, vor­über­ge­hen­den Pha­sen des Waf­fen­still­stands und ver­schärf­ten Ver­fol­gungs­maß­nah­men.

Die­se Wi­der­sprüch­lich­keit in der Kir­chen­po­li­tik der Na­tio­nal­so­zia­lis­ten war ei­ner der Grün­de da­für, dass die Kir­che selbst sich eben­so wi­der­sprüch­lich ge­gen­über dem Re­gime ver­hielt. Das Ver­hal­ten der ka­tho­li­schen Kir­che im „Drit­ten Reich“ kann nicht be­ur­teilt wer­den, oh­ne dass da­bei die Kir­chen­po­li­tik der Na­tio­nal­so­zia­lis­ten mit in den Blick ge­nom­men wird, und um­ge­kehrt. Die Kir­chen­po­li­tik der Na­tio­nal­so­zia­lis­ten wird oft als „po­ly­kra­ti­sch“ be­schrie­ben, da vie­le ver­schie­de­ne Per­so­nen sich da­für zu­stän­dig sa­hen. Da­zu ge­hör­te na­tur­ge­mäß zu­nächst Adolf Hit­ler (1889-1945) selbst. Für ihn war das Chris­ten­tum „der schwers­te Schlag, der die Mensch­heit ge­trof­fen ha­t“, er ver­ab­scheu­te die „schwar­ze Min­der­wer­tig­keit“.[3]  Schon früh wur­de ihm be­wusst, dass Re­li­gi­on sich nicht strikt von Po­li­tik tren­nen las­se, wes­halb die Tä­tig­keit der ka­tho­li­schen Kir­che für ihn im­mer auch po­li­ti­sche Be­deu­tung hat­te. In sei­ner Kir­chen­po­li­tik schwank­te Hit­ler zwi­schen ra­di­ka­len Kampf­an­sa­gen und tak­ti­scher Zu­rück­hal­tung, et­wa wäh­rend der Olym­pi­schen Spie­le in Ber­lin 1936 und auch wäh­rend des Krie­ges. Lang­fris­tig stand das Ziel für ihn je­doch ein­deu­tig fest: Ich be­hal­te mir per­sön­lich die Ab­rech­nung mit den Kir­chen nach Kriegs­en­de vor, er­klär­te er 1942.[4]

Hans Kerrl, Reichminister für die kirchlichen Angelegenheiten, 1938. (o.A.)

 

Die of­fi­zi­el­le Zu­stän­dig­keit für die Kir­chen­po­li­tik lag bei ei­nem ei­gens da­mit be­trau­ten Reichs­mi­nis­te­ri­um un­ter der Lei­tung von Kir­chen­mi­nis­ter Hanns Kerrl (1887−1941). Kerrl ver­trat ei­ne eher ge­mä­ßig­te Po­li­tik, war in­ner­halb der NS-Füh­rungs­rie­ge aber ei­ne viel zu schwa­che Fi­gur, um wirk­lich ent­schei­den­den Ein­fluss auf die Kir­chen­po­li­tik aus­üben zu kön­nen. Zu­dem war er seit 1936 herz­krank. Hanns Kerrl starb 1941 und er­hielt kei­nen Nach­fol­ger mehr. Da­für sorg­ten vor al­lem die­je­ni­gen, die schon in den frü­he­ren Jah­ren eif­rig be­müht ge­we­sen wa­ren, in das Res­sort der Kir­chen­po­li­tik hin­ein­zu­re­gie­ren – auch dar­in zeigt sich, wie wich­tig die Kir­che den Na­tio­nal­so­zia­lis­ten als Geg­ner war. Be­son­ders ak­tiv und be­son­ders ra­di­kal agier­ten in der Kir­chen­po­li­tik vor al­lem Mar­tin Bor­mann (1900-1945), der Lei­ter der Par­tei­kanz­lei, und Reichs­füh­rer-SS Hein­rich Himm­ler (1900-1945). Bor­manns Macht be­ruh­te vor al­lem auf sei­ner Nä­he zu Hit­ler. Er war so et­was wie „Hit­lers Schat­ten“ (Jo­seph Wulf) und gab oft des­sen Äu­ße­run­gen nach au­ßen hin wei­ter, so dass nicht im­mer klar er­sicht­lich ist, was tat­säch­lich Hit­lers Aus­sa­gen sind und was Bor­manns In­ter­pre­ta­ti­on der­sel­ben. Hit­ler be­klag­te sich hin und wie­der über die all­zu ra­di­ka­le Po­li­tik der „Par­tei­heiß­spor­ne“,[5]  ließ sie aber die meis­te Zeit ge­wäh­ren.

Zu den „Heiß­spor­nen“ ge­hör­te auch Hein­rich Himm­ler, der als Reichs­füh­rer-SS nach und nach zu im­mer grö­ße­rer Macht auf­stieg und sich be­son­ders in den Kriegs­jah­ren ein gan­zes „SS-Im­pe­ri­um“ auf­bau­te. Seit 1936 führ­te er den Ti­tel „Reichs­füh­rer SS und Chef der deut­schen Po­li­zei“, wo­bei SS und po­li­ti­sche Po­li­zei, al­so Ge­sta­po, per­so­nell und or­ga­ni­sa­to­risch im­mer stär­ker mit­ein­an­der ver­schmol­zen. Himm­ler wur­de so zum obers­ten Chef der Geg­ner­be­kämp­fung im „Drit­ten Reich“. Das Chris­ten­tum war für ihn die grö­ß­te Pest, die uns in der Ge­schich­te an­fal­len konn­te [6] – ent­spre­chend ra­di­ka­le Ver­fol­gungs­plä­ne heg­te er. Zu­gleich emp­fand er aber auch tie­fe Be­wun­de­rung, et­wa für den Je­sui­ten­or­den, den er so­gar zum Vor­bild für sei­ne SS nahm.

Heinrich Himmler, Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei, 1942. (Bundesarchiv, Bild 183-S72707 / Friedrich Franz Bauer / CC-BY-SA 3.0)

 

Ei­ne we­sent­li­che Rol­le für den kon­kre­ten Um­gang mit Kir­che und Ka­tho­li­ken im All­tag des „Drit­ten Rei­ches“ spiel­ten schlie­ß­lich die lo­ka­len Ver­fol­gungs­or­ga­ne bis hin zu ein­zel­nen Po­li­zei­be­am­ten. Durch ei­ne Rei­he von neue­ren For­schun­gen ist in­zwi­schen be­kannt, dass die Ver­fol­gungs­po­li­tik der Na­tio­nal­so­zia­lis­ten – nicht nur ge­gen die Kir­che – teil­wei­se ge­ra­de­zu zu ei­nem Selbst­läu­fer wur­de. Vor al­lem in den spä­te­ren Jah­ren des „Drit­ten Rei­ches“ war die all­ge­mei­ne po­li­ti­sche At­mo­sphä­re schon so sehr ra­di­ka­li­siert, dass es oft­mals gar kei­ner kon­kre­ten Be­feh­le „von oben“ mehr be­durf­te, um Ver­fol­gungs­maß­nah­men in Gang zu brin­gen.

6. Das Jahr 1933

Weit vor dem 30.1.1933 hat­ten vie­le deut­sche Bi­schö­fe in Hir­ten­wor­ten und Kle­rus­brie­fen vor dem Na­tio­nal­so­zia­lis­mus ge­warnt, den sie für eben­so chris­ten­tums­feind­lich hiel­ten wie den Bol­sche­wis­mus oder den So­zia­lis­mus. NS­DAP-Wäh­ler wa­ren in der ka­tho­li­schen Be­völ­ke­rung bis zum En­de des „Drit­ten Rei­ches“ deut­lich un­ter­re­prä­sen­tiert, und auch die ka­tho­li­sche Pres­se üb­te schar­fe Kri­tik an der na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Be­we­gung. Die Reichs­tags­wahl vom 5.3.1933 brach­te je­doch ei­ne grund­le­gen­de Ver­än­de­rung der Si­tua­ti­on mit sich: Da Adolf Hit­ler nun­mehr über ei­ne par­la­men­ta­ri­sche Mehr­heit ver­füg­te, re­prä­sen­tier­te er fort­an − schein­bar recht­mä­ßig − je­ne staat­li­che Ob­rig­keit, der die Kir­che nach ei­ge­nem Ver­ständ­nis Ge­hor­sam schul­de­te.

Die La­ge schien sich aus Sicht der Ka­tho­li­ken auch zu­nächst zu ent­span­nen, da Hit­ler in sei­ner Re­gie­rungs­er­klä­rung vom 23.3.1933 der Kir­che ei­ne Rei­he von Zu­ge­ständ­nis­sen mach­te: Die na­tio­na­le Re­gie­rung sieht in den bei­den christ­li­chen Kon­fes­sio­nen wich­tigs­te Fak­to­ren der Er­hal­tung un­se­res Volks­tums. Sie wird die zwi­schen ih­nen und den Län­dern ab­ge­schlos­se­nen Ver­trä­ge re­spek­tie­ren; ih­re Rech­te sol­len nicht an­ge­tas­tet wer­den, hieß es un­ter an­de­rem in sei­ner Re­de.[7]

Kar­di­nal Ber­tram hat­te es dar­auf­hin all­zu ei­lig, auch ei­ni­ge Vor­be­hal­te der Ka­tho­li­ken dem Na­tio­nal­so­zia­lis­mus ge­gen­über auf­zu­ge­ben, um auch wei­ter­hin ein grund­sätz­lich po­si­ti­ves Ver­hält­nis zwi­schen Kir­che und Staat zu er­mög­li­chen. Nur fünf Ta­ge nach Hit­lers Re­gie­rungs­er­klä­rung ver­öf­fent­lich­te Ber­tram sei­ner­seits ei­ne Er­klä­rung, die nicht mit al­len Bi­schofs­kol­le­gen ab­ge­spro­chen wor­den war, und be­zeich­ne­te dar­in ei­ne Rei­he der „all­ge­mei­nen Ver­bo­te und War­nun­gen“ vor dem Na­tio­nal­so­zia­lis­mus „nicht mehr als not­wen­di­g“, hielt je­doch ei­ne Rei­he an­de­rer „Mah­nun­gen“ wei­ter­hin auf­recht.[8]

Längst nicht al­le Ka­tho­li­ken wa­ren mit die­sem all­zu ra­schen schein­ba­ren „Aus­gleich“ mit der NS-Re­gie­rung ein­ver­stan­den. Vor al­lem je­ne, die sich im Kampf ge­gen den Na­tio­nal­so­zia­lis­mus be­son­ders en­ga­giert wa­ren – wie zum Bei­spiel die Mit­glie­der der Ka­tho­li­schen Ar­bei­ter­ver­ei­ne − wa­ren tief ent­täuscht, dass ihr Ein­satz in der Er­klä­rung nicht ein­mal ge­wür­digt wur­de. Für an­de­re wie­der­um be­deu­te­te die Er­klä­rung ei­ne spür­ba­re Ent­las­tung, zum Bei­spiel für ka­tho­li­sche Be­am­te, die sich in ei­nem schwie­ri­gen Loya­li­täts­kon­flikt zwi­schen ih­rer Ver­pflich­tung ge­gen­über dem Staat und ih­rer Bin­dung an die ka­tho­li­sche Kir­che be­fan­den.

Die in­ne­ren Macht­struk­tu­ren des Re­gimes wa­ren für die ka­tho­li­sche Kir­che nicht im­mer klar zu er­ken­nen. Sie hielt sich da­her an die of­fi­zi­el­len Zu­stän­dig­kei­ten und ver­han­del­te mit der NS-Re­gie­rung in der glei­chen Wei­se, wie sie es auch mit an­de­ren Re­gie­run­gen ge­tan hät­te. So folg­te 1933 zu­nächst der Ver­such, das Ver­hält­nis zwi­schen Kir­che und Staat ver­trag­lich zu re­geln: Am 20.7.1933 wur­de das Reichs­kon­kor­dat un­ter­zeich­net.

Martin Bormann, Reichsleiter des NSDAP, Leiter der Aprteikanzlei, Stellvertreter des Führers, 1934. (Bundesarchiv, Bild 183-R14128A / CC-BY-SA 3.0)

 

Die Vor­be­rei­tun­gen da­zu hat­ten schon Jah­re vor­her be­gon­nen. Kon­kor­da­te wa­ren der tra­di­tio­nel­le Weg, um die freie Ar­beit der Kir­che in den Staa­ten der Welt zu si­chern. Da­für zahl­te sie in Deutsch­land 1933 frei­lich ei­nen ho­hen Preis, näm­lich die völ­li­ge Ent­po­li­ti­sie­rung des kirch­li­chen Wir­kens. Sie ge­wann da­für je­doch für vie­le Jah­re die Si­che­rung der Glau­bens- und Be­kennt­nis­frei­heit und den Fort­be­stand vie­ler kirch­li­cher Ein­rich­tun­gen. Au­ßer­dem bil­de­te das Kon­kor­dat die Vor­aus­set­zung da­für, dass die Kir­che Maß­nah­men des Re­gimes im­mer wie­der als Ver­trags­ver­stö­ße und Un­rechts­maß­nah­men an­pran­gern konn­te. Erz­bi­schof Schul­te üb­ri­gens ge­hör­te nicht zu den Vor­kämp­fern des Kon­kor­dats. Den­noch zeig­te er sich nach dem Ver­trags­ab­schluss er­leich­tert, dass ei­ne neue Rechts­grund­la­ge für die Be­zie­hun­gen zwi­schen Staat und Kir­che ge­schaf­fen war.

Wäh­rend ei­ner­seits die Kon­kor­dats­ver­hand­lun­gen mit der Re­gie­rung lie­fen und die Kir­che ver­such­te, ihr Ver­hält­nis zum Staat neu zu ord­nen, kam es an­de­rer­seits zeit­gleich zu ers­ten An­grif­fen ge­gen die ka­tho­li­sche Kir­che, die für die Zu­kunft nichts Gu­tes ver­hie­ßen. So wur­den zum Bei­spiel ka­tho­li­sche Be­am­te un­ter durch­sich­ti­gen Vor­wän­den aus dem Amt ge­drängt – ein pro­mi­nen­tes Bei­spiel war der Köl­ner Ober­bür­ger­meis­ter Kon­rad Ade­nau­er,  des­sen Ab­set­zung schon am 13.3.1933 be­kannt ge­ge­ben wur­de. Ihm wur­den Kor­rup­ti­on und Amts­miss­brauch vor­ge­wor­fen – Vor­wür­fe, die nie be­stä­tigt wer­den konn­ten. Bald wur­den auch die ers­ten Pries­ter in Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger ein­ge­wie­sen und dort miss­han­delt.

Am 20. Juli 1933 wurde zwischen dem Deutschen Reich und dem Heiligen Stuhl in Rom das Reichskonkordat unterzeichnet, durch das zum erstenmal in der Geschichte für das ganze deutsche Reich die Beziehungen der katholischen Kirche zum Staat geregelt werden.. (Bundesarchiv, Bild 183-R24391 / Unknown / CC-BY-SA 3.0)

 

Ein Zwi­schen­fa­zit: Schon 1933 fin­den sich fast al­le Fa­cet­ten des Ver­hält­nis­ses zwi­schen Kir­che und Na­tio­nal­so­zia­lis­mus: ein­deu­ti­ge, auch öf­fent­li­che Ab­leh­nung, dann aber auch vor­schnel­les Ein­len­ken und Ak­zep­tanz der neu­en Re­gie­rung, Ver­hand­lungs­be­reit­schaft und die ers­te Wel­le der Kir­chen­ver­fol­gung.

7. Katholische Kirche unter totalitärer Herrschaft 1934−1939

Vie­le Hoff­nun­gen, die die ka­tho­li­sche Kir­che an das Reichs­kon­kor­dat von 1933 ge­knüpft hat­te, wur­den bald ent­täuscht. Un­ter zahl­rei­chen Ver­stö­ßen ge­gen das Kon­kor­dat er­griff die NS-Re­gie­rung in den fol­gen­den Jah­ren − die hier nur zu­sam­men­fas­send be­han­delt wer­den sol­len − zahl­rei­che Maß­nah­men, die dar­auf ab­ziel­ten, die Kir­che aus ih­rem öf­fent­li­chen Wir­kungs­kreis zu­rück­zu­drän­gen. Sie bü­ß­te da­mit ih­ren Sta­tus als ge­sell­schaft­li­che In­sti­tu­ti­on mehr und mehr ein und wur­de nach und nach auf ih­ren rein re­li­giö­sen Tä­tig­keits­be­reich re­du­ziert.

Zu Schau­plät­zen der Aus­ein­an­der­set­zung wur­den da­bei un­ter an­de­rem das ka­tho­li­sche Ver­eins­we­sen, die kirch­li­che Pres­se und vor al­lem das Schul­we­sen. Bis 1935 war die ka­tho­li­sche Ta­ges­pres­se weit­ge­hend ver­bo­ten, nach 1937 konn­ten selbst die Bis­tums­blät­ter durch den sys­te­ma­ti­schen Ent­zug von Pa­pier­zu­tei­lun­gen kaum noch er­schei­nen. Trotz ge­gen­tei­li­ger Kon­kor­dats­be­stim­mun­gen wur­den die ka­tho­li­schen Be­kennt­nis­schu­len nach und nach zu­guns­ten von Ge­mein­schafts­schu­len ab­ge­schafft. Die­se Maß­nah­men wur­den häu­fig durch El­tern­be­fra­gun­gen ka­schiert, die die­se Ent­schei­dun­gen zu recht­fer­ti­gen schie­nen, da­bei aber mit so in­ten­si­ver Pro­pa­gan­da und mas­si­ver Ein­schüch­te­rung der El­tern ein­her­gin­gen, dass ih­re Er­geb­nis­se kaum als tat­säch­li­ches Ab­bild der El­tern­mei­nun­gen be­trach­tet wer­den kön­nen. Zu­gleich wur­de das ka­tho­li­sche Pri­vat­schul­we­sen durch Strei­chung staat­li­cher Zu­schüs­se und durch die Ver­wei­ge­rung ih­rer Auf­nah­me in die „Reichs­ge­mein­schaft deut­scher Pri­vat­schu­len“ bis 1939 sys­te­ma­tisch be­kämpft. Bis En­de der 1930er Jah­re war auch der Re­li­gi­ons­un­ter­richt auf ein Mi­ni­mum be­grenzt wor­den und durf­te nicht mehr von Geist­li­chen er­teilt wer­den.

Auch das ka­tho­li­sche Or­dens­we­sen sah sich zu­neh­men­den An­grif­fen aus­ge­setzt. In zwei groß an­ge­leg­ten Dif­fa­mie­rungs­kam­pa­gnen ver­such­te die Re­gie­rung ab Mit­te der 1930er Jah­re, die Or­den in der ka­tho­li­schen Be­völ­ke­rung zu dis­kre­di­tie­ren: Als 1935 bei Kon­trol­len an der deutsch-nie­der­län­di­schen Gren­ze Ver­stö­ße von Or­dens­leu­ten ge­gen die ver­schärf­te De­vi­sen­ge­setz­ge­bung fest­ge­stellt wur­den, lie­fer­te dies den An­lass für ei­ne gan­ze Wel­le von Pro­zes­sen ge­gen Pries­ter und Or­dens­an­ge­hö­ri­ge, de­nen De­vi­sen­ver­ge­hen zur Last ge­legt wur­den. Bei­na­he 100 Per­so­nen wur­den schlie­ß­lich ver­ur­teilt, dar­un­ter der Köl­ner Do­mi­ni­ka­ner-Pro­vin­zi­al Lau­ren­ti­us Sie­mer, des­sen Ur­teil zu­nächst auf 15 Mo­na­te Haft, in der Be­ru­fungs­ver­hand­lung aber auf Frei­spruch lau­te­te. Den Cha­rak­ter von Schau­pro­zes­sen nah­men die De­vi­sen­pro­zes­se durch die ge­ziel­te Ein­fluss­nah­me der Par­tei auf die Er­mitt­lun­gen und ins­be­son­de­re durch die in­ten­si­ve Pro­pa­gan­da in der NS-Pres­se an, die sie be­glei­te­te.

Die De­vi­sen­ver­fah­ren wa­ren noch nicht ganz ab­ge­schlos­sen, als be­reits ei­ne neue Pro­zess­wel­le ge­gen die Klös­ter an­roll­te: Die Sitt­lich­keits­pro­zes­se, die mit An­zei­gen ge­gen Mit­glie­der der Lai­en­kon­gre­ga­ti­on der Fran­zis­k­aner­brü­der in Wald­breit­bach be­gan­nen. Dort war es wie­der­holt zu ho­mo­se­xu­el­len Hand­lun­gen ge­kom­men. 31 Brü­der wur­den aus der Kon­gre­ga­ti­on aus­ge­schlos­sen, und der zu­stän­di­ge Bi­schof Franz-Ru­dolf Bor­ne­was­ser von Trier sah sich ver­an­lasst, die Auf­lö­sung der Kon­gre­ga­ti­on zu be­an­tra­gen, die von der Re­li­gio­sen­kon­gre­ga­ti­on 1937 be­schlos­sen wur­de. Ähn­lich wie bei den De­vi­sen­pro­zes­sen kam es nach den Vor­fäl­len in Wald­breit­bach zu ei­ner gan­zen Se­rie von Er­mitt­lungs­ver­fah­ren ge­gen Pries­ter und Or­dens­leu­te we­gen Sitt­lich­keits­ver­ge­hen. Wie­der­um fiel die Bi­lanz der Pro­zess­wel­le un­gleich nüch­ter­ner aus als die da­mit ein­her­ge­hen­de NS-Pro­pa­gan­da. Durch ge­ziel­te Ge­gen­in­for­ma­ti­on ge­lang es den Bi­schö­fen zu ver­hin­dern, dass die Dif­fa­mie­rungs­kam­pa­gne die Ka­tho­li­ken ins­ge­samt von den Or­den ent­frem­de­te. Aus­drück­lich dis­tan­zier­ten sie sich von den nach­ge­wie­se­nen Ver­ge­hen ein­zel­ner Or­dens­leu­te, be­trie­ben aber gleich­zei­tig Vor­wärts­ver­tei­di­gung ge­gen das Re­gime, in­dem sie die Zah­len­ver­hält­nis­se zu­recht­rück­ten: Von al­len Welt- und Or­dens­geist­li­chen sei­en ge­ra­de 0,23 Pro­zent von den Sitt­lich­keits­pro­zes­sen be­trof­fen, wo­bei die gro­ße Zahl der­je­ni­gen, die schlie­ß­lich frei­ge­spro­chen wer­den muss­ten – rund drei Vier­tel der An­ge­klag­ten – be­reits mit­ge­rech­net war. Von ei­nem flä­chen­de­cken­den mo­ra­li­schen Sumpf im ka­tho­li­schen Kle­rus konn­te al­so kei­ne Re­de sein.

Ne­ben den ge­schil­der­ten Ver­fol­gungs­maß­nah­men und Be­haup­tungs­ver­su­chen der ka­tho­li­schen Kir­che kam es in den 1930er Jah­ren auch zu ei­ner Rei­he von Ver­säum­nis­sen, die ge­gen ei­ne The­se vom ka­tho­li­schen Wi­der­stand spre­chen. An ers­ter Stel­le steht hier das Ver­hält­nis der ka­tho­li­schen Kir­che zu den vom Re­gime ver­folg­ten Ju­den: Be­reits nach den ers­ten „Ju­den-Boy­kot­ten“ im Früh­jahr 1933 war ein öf­fent­li­cher Pro­test sei­tens der Kir­che aus­ge­blie­ben, und auch die Nürn­ber­ger Ras­se­ge­set­ze von 1935 rie­fen die Bi­schö­fe nicht auf den Plan. Selbst nach der Reichs­po­grom­nacht im No­vem­ber 1938 kam es nur ver­ein­zelt, zum Bei­spiel durch den Ber­li­ner Dom­propst Bern­hard Lich­ten­berg (1875-1943), zu In­ter­ven­tio­nen oder So­li­da­ri­täts­ak­tio­nen durch ka­tho­li­sche Geist­li­che.

Äu­ßerst emp­find­lich re­agier­te die Re­gie­rung da­ge­gen im Jahr 1937 auf die Ver­öf­fent­li­chung der En­zy­kli­ka „Mit bren­nen­der Sor­ge“, in der Papst Pi­us XI. (Pon­ti­fi­kat 1922-1937) die Rechts­brü­che des na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Re­gimes an­pran­ger­te und auch die NS-Ras­sen­leh­re of­fen ver­ur­teil­te. Vie­le ka­tho­li­sche Pries­ter, die die En­zy­kli­ka ver­bo­te­ner­wei­se in Deutsch­land ver­brei­tet hat­ten, sa­hen sich in der Fol­ge­zeit Re­pres­sa­li­en der Ge­hei­men Staats­po­li­zei aus­ge­setzt.

KZ-Einweisungen und Strafen von Priestern 1933-1945.

 

8. Katholische Kirche im Zweiten Weltkrieg

Der Krieg än­der­te die Rah­men­be­din­gun­gen so­wohl für die NS-Kir­chen­po­li­tik als auch für das Ver­hal­ten der Kir­che ge­gen­über dem Re­gime. Wäh­rend man sich bis­lang mit der Po­li­tik ei­ner Re­gie­rung aus­ein­an­der ge­setzt hat­te, stand nun­mehr das Schick­sal des Deut­schen Rei­ches auf dem Spiel. Es ging nicht mehr um ei­ne po­li­ti­sche Rich­tung, son­dern um den Staat als sol­chen. Zum Kriegs­be­ginn im Sep­tem­ber 1939 gab es kei­ne ge­mein­sa­me Äu­ße­rung der deut­schen Bi­schö­fe. Vie­le von ih­nen äu­ßer­ten sich je­doch ein­zeln mit je­weils ähn­lich lau­ten­den Auf­ru­fen. Be­wäh­rung, Pflicht­er­fül­lung und Op­fer­be­reit­schaft wa­ren die wich­tigs­ten Stich­wör­ter. Es gab kei­ne Kriegs­be­geis­te­rung wie 1914, aber der Krieg wur­de auch nicht in Fra­ge ge­stellt. Der Grund da­für lag vor al­lem im Selbst­ver­ständ­nis der Bi­schö­fe. Zu po­li­ti­schen Stel­lung­nah­men sa­hen sie sich we­der auf­ge­ru­fen noch in der La­ge. Wenn sie über den Krieg spra­chen, dann ta­ten sie das nicht un­ter au­ßen­po­li­ti­schen, son­dern un­ter re­li­giö­sen Ge­sichts­punk­ten.

Der Krieg wur­de in­ter­pre­tiert als gött­li­ches Straf­ge­richt und gott­ge­woll­te Be­wäh­rungs­pro­be. Die­ses tra­di­tio­nel­le theo­lo­gi­sche Deu­tungs­mus­ter hat­te auch der Ers­te Welt­krieg nicht ent­schei­dend ver­än­dern kön­nen. Den Krieg öf­fent­lich in Zwei­fel zu zie­hen, lag au­ßer­halb der Vor­stel­lungs­kraft der Bi­schö­fe. Des­halb be­tei­lig­ten sich die deut­schen Ka­tho­li­ken am Zwei­ten Welt­krieg ge­nau­so wie fast al­le an­de­ren Deut­schen. Die ka­tho­li­sche Kir­che sah ih­ren Platz in­mit­ten der mo­bi­li­sier­ten deut­schen Ge­sell­schaft. Da­von be­trof­fen wa­ren nicht nur die Mil­lio­nen von Gläu­bi­gen, die als Sol­da­ten zur Wehr­macht ein­ge­zo­gen wur­den, son­dern auch die Kir­che in der Hei­mat: Meh­re­re tau­send kirch­li­che und klös­ter­li­che Ein­rich­tun­gen wur­den für Kriegs­zwe­cke in An­spruch ge­nom­men, zum Bei­spiel als La­za­ret­te, et­wa zwei Drit­tel al­ler Or­dens­frau­en er­füll­ten kriegs­wich­ti­ge Auf­ga­ben, vor al­lem in der Kran­ken­pfle­ge.

Ne­ben ei­ner selbst­ver­ständ­li­chen Staats­treue spiel­te für vie­le Ka­tho­li­ken noch ein wei­te­rer As­pekt ei­ne wich­ti­ge Rol­le, wenn es dar­um ging, in der Her­aus­for­de­rung des Krie­ges zu be­ste­hen: Sie hoff­ten auf ei­nen „Burg­frie­den“ zwi­schen der NS-Re­gie­rung und der ka­tho­li­schen Kir­che, ähn­lich wie Kai­ser Wil­helm II. (Re­gent­schaft 1888-1918) ihn 1914 mit den So­zia­lis­ten ver­kün­det hat­te. In der Be­wäh­rungs­pro­be des Krie­ges hoff­ten dies­mal die Ka­tho­li­ken, ih­re Treue zum Va­ter­land un­ter Be­weis stel­len zu kön­nen. Der er­hoff­te „Burg­frie­den“ blieb je­doch aus. Zwar ist der Be­griff in der äl­te­ren Li­te­ra­tur ge­le­gent­lich zu fin­den, doch in­zwi­schen ist be­kannt, dass es sich da­bei nur um ei­ne ent­täusch­te Hoff­nung der Bi­schö­fe und um ei­ne nach­träg­li­che Schutz­be­haup­tung der Tä­ter han­del­te (Ernst Kal­ten­brun­ner (1903-1946) vor dem Kriegs­ver­bre­cher­tri­bu­nal in Nürn­berg). Tat­säch­lich wur­de die Ver­fol­gung der Kir­che in den Kriegs­jah­ren noch er­heb­lich ver­schärft. Die Zahl der in Kon­zen­tra­ti­ons­la­gern in­ter­nier­ten ka­tho­li­schen Pries­ter er­reich­te 1941 ih­ren Hö­he­punkt.

In der Si­tua­ti­on des Krie­ges ver­stärk­te sich noch die Wi­der­sprüch­lich­keit im Ver­hält­nis zwi­schen Kir­che und Staat. Ei­ner­seits war die Re­gie­rung für ih­re Krieg­füh­rung auf die Un­ter­stüt­zung der Ka­tho­li­ken an­ge­wie­sen, und die Ka­tho­li­ken wa­ren auch be­reit, die­se Un­ter­stüt­zung zu leis­ten, frei­lich oh­ne da­bei zu­gleich die NS-Ideo­lo­gie zu un­ter­stüt­zen. An­de­rer­seits ver­schärf­te die NS-Re­gie­rung in den Kriegs­jah­ren die Ver­fol­gung ih­rer po­li­ti­schen Geg­ner und so­mit auch die Maß­nah­men ge­gen die ka­tho­li­sche Kir­che.

Hit­ler küm­mer­te sich im Ver­lauf des Krie­ges mehr und mehr um das äu­ße­re Kriegs­ge­sche­hen und im­mer we­ni­ger um in­nen­po­li­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zun­gen – um­so leich­te­res Spiel hat­ten des­halb die ra­di­ka­len Kir­chen­kämp­fer wie Bor­mann und Himm­ler. Im­mer häu­fi­ger ver­hall­ten Hit­lers Mah­nun­gen, wäh­rend des Krie­ges in kir­chen­po­li­ti­scher Hin­sicht Ru­he zu be­wah­ren, schein­bar un­ge­hört. Der Krieg lie­fer­te ei­ne Rei­he von will­kom­me­nen Vor­wän­den, um al­te Zie­le der NS-Kir­chen­po­li­tik in die Tat um­zu­set­zen: Die Aus­nah­me­si­tua­ti­on des Krie­ges wur­de ge­zielt aus­ge­nutzt, um Maß­nah­men ge­gen die Kir­che durch­zu­füh­ren, die dann vor der Öf­fent­lich­keit mit dem Hin­weis auf den Krieg ge­recht­fer­tigt wer­den konn­ten: Das Ver­bot kirch­li­cher Zei­tun­gen wur­de mit der Pa­pier­knapp­heit be­grün­det; auf­grund der zu­neh­men­den Flie­ger­an­grif­fe durf­ten vor 10 Uhr am Mor­gen kei­ne Got­tes­diens­te statt­fin­den, da­mit die Leu­te aus­rei­chend Schlaf be­ka­men; um der Wehr­macht aus­rei­chend Me­tall für die Her­stel­lung mi­li­tä­ri­scher Ge­rä­te zu lie­fern, wur­den Kir­chen­glo­cken ein­ge­schmol­zen.

9. Der Klostersturm

Die Kir­chen­po­li­tik der Na­tio­nal­so­zia­lis­ten funk­tio­nier­te wäh­rend des Krie­ges al­so häu­fig nach dem Prin­zip „Ge­le­gen­heit macht Die­be“. Ein Bei­spiel da­für ist auch der so ge­nann­te „Klos­ter­stur­m“. Im Rah­men die­ser Ak­ti­on wur­den 1940 und 1941 Hun­der­te von Klös­tern und Or­dens­nie­der­las­sun­gen un­ter fa­den­schei­ni­gen Vor­wän­den auf­ge­löst und die Be­woh­ner ver­trie­ben. Die ka­tho­li­schen Or­den gal­ten den Na­tio­nal­so­zia­lis­ten als so et­was wie ra­di­ka­le Kampf­zel­len der ka­tho­li­schen Kir­che. Des­halb zähl­te die Be­kämp­fung der Klös­ter von je­her zu den Zie­len der NS-Kir­chen­po­li­tik. In den ers­ten Jah­ren hat­te es aber noch an ei­nem Kon­zept ge­fehlt, wirk­sam ge­gen sie vor­zu­ge­hen. Die Pro­zess­wel­len der 1930er Jah­re, die De­vi­sen- und die Sitt­lich­keits­pro­zes­se, hat­ten nicht den ge­wünsch­ten Er­folg ge­habt.

Der Krieg lie­fer­te nun güns­ti­ge Um­stän­de, um auf Klos­ter­ge­bäu­de und ähn­li­che Ein­rich­tun­gen zu­zu­grei­fen. Im Rah­men ei­ner gro­ßen Um­sied­lungs­ak­ti­on un­ter dem Na­men „Heim ins Reich“ wur­de von 1939 an rund ei­ne hal­be Mil­li­on so ge­nann­ter „Volks­deut­scher“, al­so deutsch­stäm­mi­ge Per­so­nen aus Ost- und Süd­ost­eu­ro­pa, nach Deutsch­land um­ge­sie­delt, und da­für wur­den Über­gangs­la­ger be­nö­tigt. Da­zu wur­den ganz ge­zielt Klos­ter­ge­bäu­de be­schlag­nahmt, um un­ter die­sem Vor­wand die Or­dens­leu­te ver­trei­ben und die Klos­ter­ge­mein­schaf­ten auf­lö­sen zu kön­nen. Oft wur­den die Ge­bäu­de dann zu ganz an­de­ren Zwe­cken ge­nutzt. Als ähn­li­cher Vor­wand dien­te oft der Be­darf an Räu­men für La­za­ret­te.

Ei­ne zwei­te Be­schlag­nah­me­wel­le fand im Früh­jahr und Som­mer 1941 statt. Dies­mal wur­den kei­ne „kriegs­be­ding­ten Not­wen­dig­kei­ten“ oder „Reichs­auf­ga­ben“ mehr an­ge­führt, um die Maß­nah­men zu ka­schie­ren. Der Klos­ter­sturm hat­te sich ge­wis­ser­ma­ßen be­reits ver­selbst­stän­digt, wo­zu auch die lo­ka­len Po­li­zei­be­am­ten ma­ß­geb­lich bei­tru­gen. Nun reich­te der Hin­weis auf das an­geb­lich „staats­ab­träg­li­che“ Ver­hal­ten der Or­dens­leu­te als for­ma­le Be­grün­dung für die Be­schlag­nah­me und Ent­eig­nung der Klös­ter − oft­mals un­ge­ach­tet der Tat­sa­che, dass in den Ge­bäu­den zum Bei­spiel Wehr­macht­la­za­ret­te be­trie­ben wur­den und von „staats­ab­träg­li­chem Ver­hal­ten“ al­so kei­ne Re­de sein konn­te.

Von die­ser zwei­ten, ver­schärf­ten Pha­se des Klos­ter­sturms war das Erz­bis­tum Köln mit sei­ner rei­chen Klos­ter­land­schaft in be­son­de­rer Wei­se be­trof­fen. In­ner­halb von rund vier Mo­na­ten – von April bis Ju­li 1941 – fie­len 18 Or­dens­häu­ser, das Pries­ter­se­mi­nar in Bens­berg (heu­te Stadt Ber­gisch Glad­bach) und auch das Ex­er­zi­ti­en­heim in Al­ten­berg (Ge­mein­de Oden­thal) dem Klos­ter­sturm zum Op­fer. Be­trof­fen wa­ren ins­be­son­de­re gro­ße, be­kann­te Klös­ter, was in der Be­völ­ke­rung den Ein­druck er­weck­te, das ge­sam­te Or­dens­we­sen ste­he kurz vor der Ver­nich­tung.

Das Be­ne­dik­ti­ner­klos­ter auf dem Sieg­bur­ger Mi­cha­els­berg, die Do­mi­ni­ka­ner­k­lös­ter in Köln und Wal­ber­berg (heu­te Stadt Born­heim), die Redemp­to­ris­ten­k­lös­ter in Hen­nef und Bonn, das Klos­ter der Vä­ter vom Hei­li­gen Geist in Knecht­ste­den (Stadt Dor­ma­gen) und meh­re­re Nie­der­las­sun­gen der Je­sui­ten wur­den zu Op­fern des Klos­ter­sturms. Auch Frau­en­k­lös­ter blie­ben nicht ver­schont: Es traf die Kar­me­li­te­rin­nen von Pütz­chen (heu­te Stadt Bonn) eben­so wie die Be­ne­dik­ti­ne­rin­nen von Bonn-En­de­nich. Das En­de­ni­cher Klos­ter ge­lang­te in den fol­gen­den Jah­ren zu be­son­ders trau­ri­ger Be­rühmt­heit, denn es wur­de nach der Ver­trei­bung der Schwes­tern als In­ter­nie­rungs­la­ger für Bon­ner Ju­den ge­nutzt. Zwi­schen Ju­ni 1941 und Ju­li 1942 wur­den mehr als 470 jü­di­sche Bür­ger dort fest­ge­hal­ten und teil­wei­se zu schwe­rer Ar­beit ge­zwun­gen, be­vor sie nach The­re­si­en­stadt de­por­tiert wur­den.

Die Be­schlag­nah­men der Klös­ter lie­fen in der Re­gel so ab, dass ei­nes Ta­ges un­an­ge­mel­det meh­re­re Ge­sta­po-Be­am­te vor der Tür stan­den und das je­wei­li­ge Haus für be­schlag­nahmt er­klär­ten. In den meis­ten Fäl­len muss­ten die Be­woh­ner die Ge­bäu­de in­ner­halb we­ni­ger Stun­den oder Ta­ge ver­las­sen, in der Re­gel wur­den sie auch aus dem Rhein­land aus­ge­wie­sen. Die Be­schlag­nah­men er­folg­ten als rei­ner Ge­walt­akt: Die Be­am­ten konn­ten we­der schrift­li­che Ver­fü­gun­gen vor­le­gen noch Grün­de für die Maß­nah­me nen­nen, wenn über­haupt, be­rie­fen sie sich auf „Wunsch und Wil­len des Füh­rer­s“ oder pau­schal auf die an­geb­lich staats­feind­li­che Tä­tig­keit der Or­dens­leu­te.

Da die Auf­lö­sung der Klös­ter kei­nes­wegs bei „Nacht und Ne­bel“, son­dern viel­mehr am hell­lich­ten Tag statt­fand, konn­te sie der be­nach­bar­ten Be­völ­ke­rung nicht ver­bor­gen blei­ben. So kam es zum Bei­spiel in Bonn und Hen­nef zu öf­fent­li­chen Pro­tes­ten ge­gen die Maß­nah­men. Grö­ße­re Men­schen­men­gen ver­sam­mel­ten sich vor den Klös­tern und pro­tes­tier­ten ge­gen die Ver­trei­bung der Or­dens­leu­te. Sol­che öf­fent­li­chen Un­muts­äu­ße­run­gen konn­ten für das NS-Re­gime sehr ge­fähr­lich wer­den. Die Be­schlag­nah­me­wel­le en­de­te schlie­ß­lich nach den be­rühm­ten drei Pre­dig­ten des Müns­te­ra­ner Bi­schofs Cle­mens Au­gust Graf von Ga­len (1878−1946, Bi­schof von Müns­ter 1933-1946) im Ju­li und Au­gust 1941. Dar­in pro­tes­tier­te der Bi­schof öf­fent­lich so­wohl ge­gen die Kran­ken­mor­de, die das Re­gime un­ter dem Deck­na­men der „Eu­tha­na­sie“  ­ver­üb­te, als auch ge­gen den Klos­ter­sturm. Die Pre­digt­tex­te kur­sier­ten bald in un­zäh­li­gen Ko­pi­en in ganz Deutsch­land. Un­mit­tel­bar nach der zwei­ten Pre­digt gab Hit­ler den Be­fehl, die Be­schlag­nah­men der Klös­ter ein­zu­stel­len.

Das Erz­bis­tum Köln wur­de üb­ri­gens ge­ra­de in der bi­schofs­lo­sen Zeit zwi­schen Schul­te und Frings vom Klos­ter­sturm ge­trof­fen. Die­ser Um­stand mach­te es der Kir­che um­so schwe­rer, ge­gen die Un­rechts­maß­nah­men vor­zu­ge­hen.

10. Partizipation und Opposition: Zwangsarbeiter in katholischen Einrichtungen

Die Kir­chen­ver­fol­gung war die ei­ne Sei­te; auf der an­de­ren Sei­te stand die Par­ti­zi­pa­ti­on der ka­tho­li­schen Kir­che an der deut­schen Kriegs­ge­sell­schaft. Win­fried Süß hat den Be­griff der „ant­ago­nis­ti­schen Ko­ope­ra­tio­nen“ ge­prägt, um die Am­bi­va­lenz im Ver­hält­nis zwi­schen ka­tho­li­scher Kir­che und NS-Re­gime in den Kriegs­jah­ren zu be­schrei­ben. Die Kir­che be­tei­lig­te sich am Krieg an der Front und in der Hei­mat, stell­te sich da­bei aber zu­gleich quer ge­gen die NS-Rass­ei­deo­lo­gie. Dies soll am Bei­spiel der Be­schäf­ti­gung von Zwangs­ar­bei­tern in ka­tho­li­schen Ein­rich­tun­gen er­läu­tert wer­den.

Vertreibung der Steyler Patres aus dem Missionshaus St. Augustin, 4. August 1941. (Steyler Missionare, Missionshaus St. Augustin)

 

Im Jahr 2000 gab es ei­ne Rei­he von scho­ckie­ren­den Me­di­en­be­rich­ten über die mas­sen­haf­te Be­schäf­ti­gung aus­län­di­scher Zwangs­ar­bei­ter auch in ka­tho­li­schen Ein­rich­tun­gen. Dar­auf­hin ist die­se Fra­ge in ei­nem um­fang­rei­chen For­schungs­pro­jekt in al­len deut­schen Diö­ze­sen wis­sen­schaft­lich un­ter­sucht wor­den. Ge­mes­sen an den ers­ten Sen­sa­ti­ons­mel­dun­gen er­brach­ten die­se Re­cher­chen ei­ne be­schei­de­ne Zahl: Ge­gen­über ge­schätz­ten 13,5 Mil­lio­nen Zwangs­ar­bei­tern im Deut­schen Reich ins­ge­samt konn­ten knapp 5.000 aus­län­di­sche Zi­vil­ar­bei­ter so­wie et­was mehr als 1.000 zwangs­wei­se be­schäf­tig­te Kriegs­ge­fan­ge­ne in 776 ka­tho­li­schen Ein­rich­tun­gen fest­ge­stellt wer­den, dar­un­ter auch mehr als 100 Ein­rich­tun­gen im Erz­bis­tum Köln (715 nach­ge­wie­se­ne Per­so­nen).[9]  Zu­gleich muss al­ler­dings von ei­ner Dun­kel­zif­fer aus­ge­gan­gen wer­den, weil nicht al­le Fremd­ar­bei­ter in den Quel­len nach­weis­bar sind.

Mehr als die Hälf­te die­ser Ar­bei­ter, die über­wie­gend aus Po­len, der So­wjet­uni­on und der Ukrai­ne stamm­ten, war in der Land­wirt­schaft ein­ge­setzt, ein wei­te­res Drit­tel ging haus­wirt­schaft­li­chen Tä­tig­kei­ten nach. Im Erz­bis­tum Köln bil­de­ten ka­tho­li­sche Kran­ken­häu­ser das Haupt­ein­satz­ge­biet für die Fremd­ar­bei­ter. Da­bei han­del­te es sich zum grö­ß­ten Teil um jun­ge Ukrai­ne­rin­nen und Rus­sin­nen.

Grund­sätz­lich war das Schick­sal der Zwangs­ar­bei­ter in kirch­li­chen Ein­rich­tun­gen er­träg­li­cher als das der Rüs­tungs­ar­bei­ter in der In­dus­trie. Das lag al­ler­dings nicht nur an der christ­li­chen Ein­stel­lung der Ar­beit­ge­ber. Oft­mals wa­ren es ganz ein­fach die Art der Ar­beit und das We­sen der je­wei­li­gen Ein­rich­tun­gen, die den Ar­beits­all­tag zum Bei­spiel in ei­ner klös­ter­li­chen Land­wirt­schaft oder ei­nem ka­tho­li­schen Kran­ken­haus leich­ter mach­ten als in ei­nem Rüs­tungs­be­trieb. Trotz­dem und trotz der re­la­tiv nied­ri­gen Zah­len hat die ka­tho­li­sche Kir­che si­cher kei­nen Grund, auf das Ka­pi­tel „Zwangs­ar­bei­ter“ stolz zu sein. An dem un­recht­mä­ßi­gen Cha­rak­ter der Zwangs­ar­beit kann kein Zwei­fel be­ste­hen. Die kirch­li­chen Ein­rich­tun­gen wa­ren hier Teil der deut­schen Kriegs­ge­sell­schaft. Oft wa­ren sie in ih­rer Ar­beit durch das NS-Re­gime oh­ne­hin schon stark ein­ge­schränkt, und sie be­nö­tig­ten für die Fort­füh­rung ih­rer Tä­tig­kei­ten Ar­beits­kräf­te, an de­nen es im Krieg in Deutsch­land man­gel­te. Des­halb nah­men sie das Un­recht in Kauf, aus­län­di­sche Ar­beits­kräf­te zwangs­wei­se zu be­schäf­ti­gen. Und doch be­stand ein we­sent­li­cher Un­ter­schied zwi­schen dem Ein­satz von Zwangs­ar­bei­tern in kirch­li­chen Ein­rich­tun­gen und dem in staat­li­chen Be­trie­ben: Das Prin­zip der „Ver­nich­tung durch Ar­beit“ und der ras­sis­ti­sche Hin­ter­ge­dan­ke der Zwangs­ar­bei­ter­be­schäf­ti­gung – et­wa die kla­re Hier­ar­chie nach Her­kunfts­län­dern − war den kirch­li­chen Ar­beit­ge­bern fremd.

Teils aus prak­ti­schen, teils aus christ­li­chen Mo­ti­ven wur­den Fremd­ar­bei­ter in kirch­li­chen Ein­rich­tun­gen an­ders be­han­delt als in vie­len staat­li­chen: Sie wur­den nicht nach Her­kunft ge­trennt un­ter­ge­bracht, sie brauch­ten sonn­tags in der Re­gel nicht zu ar­bei­ten, christ­li­che Ärz­te und Kran­ken­schwes­tern nah­men bei ih­nen kei­ne Schwan­ger­schafts­ab­brü­che vor, und nicht zu­letzt küm­mer­te sich die Kir­che um die Seel­sor­ge an den Fremd­ar­bei­tern. All die­se Prak­ti­ken ge­wan­nen im Kon­text der NS-Herr­schaft po­li­ti­schen Cha­rak­ter, denn sie wi­der­spra­chen dem to­ta­li­tä­ren Herr­schafts­an­spruch des Re­gimes. Die Über­wa­chungs­or­ga­ne be­trach­te­ten vor al­lem die seel­sorg­li­chen Be­mü­hun­gen sehr skep­tisch „als Teil ei­nes grund­sätz­li­chen welt­an­schau­li­chen Ent­schei­dungs­kamp­fes zwi­schen Staat und Kir­che.“[10]

Ukrainische Zwangsarbeiterinnen und deutsche.

 

11. Katholische Militärseelsorge

Als wei­te­res Bei­spiel für „ant­ago­nis­ti­sche Ko­ope­ra­tio­nen“ kann die ka­tho­li­sche Mi­li­tär­seel­sor­ge an­ge­führt wer­den. Die Wehr­macht­seel­sor­ge hat­te bis zum En­de des Krie­ges Be­stand.

Na­tür­lich hät­te die Kir­che ih­re Seel­sor­ger aus der Wehr­macht zu­rück­zie­hen kön­nen. Da­mit hät­te sie aber die ka­tho­li­schen Sol­da­ten der seel­sorg­li­chen Be­treu­ung be­raubt und sie voll­ends al­lein ge­las­sen. Durch ih­re Prä­senz und die Ver­mitt­lung christ­li­cher Glau­bens­in­hal­te konn­ten die ka­tho­li­schen Geist­li­chen im Krieg ein Ge­gen­ge­wicht zur NS-Ideo­lo­gie bil­den. Zu­sätz­lich zur of­fi­zi­el­len Mi­li­tär­seel­sor­ge leis­te­ten vie­le Pries­ter­sol­da­ten – ver­bo­te­ner­wei­se – seel­sorg­li­che Diens­te so­wohl an den deut­schen Sol­da­ten als auch an der Be­völ­ke­rung der be­setz­ten Län­der und han­del­ten da­mit ge­nau ge­gen die ras­sis­ti­sche, auf Aus­rot­tung an­ge­leg­te Ideo­lo­gie der NS-Macht­ha­ber. So blieb die ka­tho­li­sche Mi­li­tär­seel­sor­ge, ob­wohl Teil des Sys­tems, zu­gleich ein Fremd­kör­per dar­in. Auch sie wur­de von den staat­li­chen Über­wa­chungs­or­ga­nen üb­ri­gens äu­ßerst arg­wöh­nisch be­äugt und kon­trol­liert – das Miss­trau­en zeigt, dass die po­li­ti­sche Be­deu­tung die­ses „Quer­den­ken­s“ dem Re­gime durch­aus be­wusst war und von ihm ge­fürch­tet wur­de.

12. Fazit

Als der Krieg und das „Drit­te Reich“ zu En­de gin­gen, stand die Kir­che − wenn auch mit vie­len Ver­let­zun­gen – noch im­mer auf­recht und in ih­ren Or­ga­ni­sa­ti­ons­struk­tu­ren weit­ge­hend in­takt da. Nach zwölf Jah­ren der Ver­fol­gung un­ter ei­nem to­ta­li­tä­ren, ge­walt­tä­ti­gen Re­gime war das nicht we­nig. Die Kir­che war hand­lungs­fä­hig ge­blie­ben und hat­te sich – an­ders als die meis­ten an­de­ren ge­sell­schaft­li­chen Gro­ß­grup­pen – nicht gleich­schal­ten las­sen. Ein we­sent­li­ches Ziel hat­ten die Bi­schö­fe tat­säch­lich er­reicht: Sie hat­ten die Seel­sor­ge ge­gen al­le Hin­der­nis­se und Wi­der­stän­de, wenn auch häu­fig un­ter star­ken Ein­schrän­kun­gen, auf­recht er­hal­ten. Die Leh­ren, die sie ver­kün­de­ten, wa­ren nicht na­tio­nal­so­zia­lis­tisch un­ter­wan­dert wor­den, son­dern die Kir­che war im­mer ein Fremd­kör­per im „Drit­ten Reich“ ge­blie­ben und hat­te ei­ne Art von „Ge­gen-Wirk­lich­keit“ ge­bo­ten, die nicht braun ge­färbt war. Der Preis da­für wa­ren frei­lich auch Kom­pro­mis­se mit dem Re­gime ge­we­sen.

Wenn nun ei­ne Ant­wort auf die Fra­ge ge­sucht wird, ob die ka­tho­li­sche Kir­che Wi­der­stand ge­gen den Na­tio­nal­so­zia­lis­mus ge­leis­tet hat oder nicht, ist vor al­lem zu fra­gen: Wi­der­stand ge­gen was be­zie­hungs­wei­se für wen? Wi­der­stand ge­gen ih­re ei­ge­ne Ver­fol­gung hat die Kir­che zwei­fel­los und nicht oh­ne Er­folg und Ver­lus­te ge­leis­tet. Dies, die Auf­recht­er­hal­tung der kirch­li­chen Struk­tu­ren, war ih­re kla­re Prio­ri­tät. Des­halb ge­rie­ten oft je­ne Grup­pen aus dem kirch­li­chen Blick, de­ren Ver­fol­gung un­gleich ra­di­ka­ler aus­fiel, al­len vor­an die Ju­den. Zu ih­rer Ret­tung wä­ren deut­lich wir­kungs­vol­le­re Pro­test- und Hilfs­ak­tio­nen der ka­tho­li­schen Kir­che wün­schens­wert ge­we­sen. Es blieb zu­meist bei ver­ba­len Pro­tes­ten und Ret­tungs­ta­ten ein­zel­ner Ka­tho­li­ken. Zu sehr war die Kir­che ins­ge­samt mit sich selbst be­schäf­tigt, um hier zu tun, wo­zu sie mo­ra­lisch ver­pflich­tet ge­we­sen wä­re. Als ein Grund da­für kann ver­mu­tet wer­den, dass die Kir­che ih­re ei­ge­ne Kraft ten­den­zi­ell un­ter­schätz­te, die Kraft ei­ner funk­tio­nie­ren­den Mas­sen­or­ga­ni­sa­ti­on in­mit­ten ei­nes to­ta­li­tä­ren Staa­tes, ih­re nach wie vor star­ke Öf­fent­lich­keits­wir­kung. Aber dies zeigt sich im Rück­blick zwei­fel­los deut­li­cher als in der zeit­ge­nös­si­schen Per­spek­ti­ve de­rer, die in den Jah­ren des „Drit­ten Rei­ches“ Ent­schei­dun­gen zu fäl­len hat­ten.

Literatur

Aus der sehr um­fang­rei­chen Li­te­ra­tur zur Ge­schich­te der ka­tho­li­schen Kir­che im „Drit­ten Reich“ sind hier nur ei­ni­ge zen­tra­le Ti­tel aus­ge­wählt wor­den.

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Dier­ker, Wolf­gang, Himm­lers Glau­bens­krie­ger. Der Si­cher­heits­dienst der SS und sei­ne Re­li­gi­ons­po­li­tik 1933−1941, Pa­der­born [u. a.] 2002.
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Hum­mel, Karl-Jo­seph/Kös­ters, Chris­toph (Hg.), Kir­chen im Krieg. Eu­ro­pa 1939−1945, Pa­der­born [u. a.] 2007.
Hum­mel, Karl-Jo­seph/Kös­ters, Chris­toph (Hg.), Zwangs­ar­beit und ka­tho­li­sche Kir­che 1939−1945. Ei­ne Do­ku­men­ta­ti­on, Pa­der­born [u. a.] 2008.
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Feldgottesdienst im Zweiten Weltkrieg..

 
Anmerkungen
  • 1: Bei diesem Text handelt es sich um die überarbeitete Fassung eines Vortrags, den die Verfasserin am 27.9.2011 im Rahmen der Herbsttagung des Instituts für Geschichtswissenschaft der Universität Bonn, Abteilung für Rheinische Landeskunde, und des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte Bonn zum Thema „Oppositionelles Verhalten und Widerstand gegen das NS-Regime im Rheinland“ gehalten hat.
  • 2: Die Kundgebung ist abgedruckt in: Stasiewski, Bernhard (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe über die Lage der Kirche 1933−1945, Band 1: 1933−1934, Mainz 1968, S. 814−818.
  • 3: Monologe im Führerhauptquartier, 11./12.7.1941 beziehungsweise 20./21.2.1942, zitiert nach Jochmann, Werner (Hg.), Adolf Hitler. Monologe im Führerhauptquartier 1941−1944. Die Aufzeichnungen Heinrich Heims, Hamburg 1980, S. 41, 285.
  • 4: Schreiben an Oberregierungsrat Alois Becker, Dezember 1942, zitiert nach Mertens, Annette, Himmlers Klostersturm. Der Angriff auf katholische Einrichtungen im Zweiten Weltkrieg und die Wiedergutmachung nach 1945, Paderborn [u. a.] 2006, S. 95.
  • 5: Zitiert nach Papen, Franz von, Der Wahrheit eine Gasse, München 1952, S. 546.
  • 6: Himmler, Heinrich, Geheimreden 1933−1945 und andere Ansprachen, hg. von Bradley F. Smith und Agnes F. Petterson, Frankfurt am Main [u. a.] 1974, S. 159 (Rede vom 9.6.1942).
  • 7: Die Rede ist abgedruckt in: Gruber, Hubert, Katholische Kirche und Nationalsozialismus 1930−1945, Paderborn [u. a.] 2006, S. 34-35.
  • 8: Die Erklärung ist abgedruckt in: Gruber, Hubert, Katholische Kirche und Nationalsozialismus 1930−1945, Paderborn [u. a.] 2006, S. 39-40.
  • 9: Zahlen nach dem Bericht für das Erzbistum Köln von Ulrich Helbach in dem Sammelband: Hummel, Karl-Joseph/Kösters, Christoph (Hg.), Zwangsarbeit und katholische Kirche 1939−1945. Eine Dokumentation, Paderborn [u. a.] 2008, S. 321. Etwas niedrigere Zahlen nennt Anne Ostermann, Zwangsarbeit im Erzbistum Köln. Kirchliche Einrichtungen und ausländische Zivilarbeiter während des Zweiten Weltkriegs, Siegburg 2011, S. 125: 612 Zwangsarbeiter in 96 Einrichtungen.
  • 10: Kösters, Christoph, Zwangsarbeit und katholische Kirche 1939−1945. Eine historische Einführung, in: Hummel, Karl-Joseph/Kösters, Christoph (Hg.), Zwangsarbeit und katholische Kirche 1939−1945, Paderborn [u. a.] 2008, S. 126.
Zitationshinweis

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Mertens, Annette, Widerstand gegen das NS-Regime? Katholische Kirche und Katholiken im Rheinland 1933−1945, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Epochen-und-Themen/Themen/widerstand-gegen-das-ns-regime-katholische-kirche-und-katholiken-im-rheinland-1933%25E2%2588%25921945/DE-2086/lido/57d13613522708.12312072 (abgerufen am 30.09.2023)