Reichsstift Elten

Stiftskirche St. Vitus in Hochelten, 2009. (Frank Vincentz / CC BY-SA 3.0)

Aus­gangs­punkt für das reichs­un­mit­tel­ba­re Ter­ri­to­ri­um des Stifts El­ten war die auf dem El­ten­berg (Hoch­el­ten) am rech­ten Rhein­ufer zwi­schen Em­me­rich und Arn­heim En­de 9., An­fang 10. Jahr­hun­dert nach­ge­wie­se­ne Burg der Gra­fen im Ha­ma­land, wo 944 Ot­to I. (Re­gie­rungs­zeit 936-973) ur­kun­de­te. Dort grün­de­te Graf Wich­mann (ge­stor­ben 973) wohl 967 ein dem hei­li­gen Vi­tus ge­weih­tes hoch­ade­li­ges Da­men­stift, das mit Pri­vi­leg Ot­tos II. (Re­gie­rungs­zeit 973-983) von 973 Reichs­stift wur­de. Die Ka­no­nis­sen er­hiel­ten das Recht, mit Zu­stim­mung des Ut­rech­ter Bi­schofs ih­re Äb­tis­sin zu wäh­len, fer­ner die Im­mu­ni­tät und ver­schie­de­ne Ein­künf­te. Die Er­nen­nung des Vog­tes stand der Äb­tis­sin zu. Nur in der Zu­stim­mung des Ut­rech­ter Bi­schofs zur Äb­tis­sin­nen­wahl war die kirch­li­che Un­mit­tel­bar­keit ein­ge­schränkt; nach dem Un­ter­gang der Ut­rech­ter Diö­ze­san­or­ga­ni­sa­ti­on (1573) er­hielt El­ten schlie­ß­lich 1669 die vol­le Ex­em­ti­on.

Als Hein­rich IV. (Re­gie­rungs­zeit 1056-1106) 1083 El­ten dem Erz­bi­schof von Ham­burg-Bre­men schenk­te, ver­lor es kurz­fris­tig die Reichs­un­mit­tel­bar­keit, ist aber schon 1129 wie­der als Reichs­stift be­zeugt. Ein ers­ter Kir­chen­bau wur­de ab 1100 in ei­ne drei­schif­fi­ge ro­ma­ni­sche Ba­si­li­ka mit vier­jochi­gem Lang­haus um­ge­wan­delt. Nach der Zer­stö­rung von 1585 wur­de die Kir­che zu­nächst teil­wei­se er­neu­ert, bis 1670 ein Neu­bau mög­lich wur­de. Nach den Zer­stö­run­gen des Zwei­ten Welt­kriegs er­folg­te in den Ma­ßen von 1670 ein re­kon­stru­ie­ren­der Teil­wie­der­auf­bau des ro­ma­ni­schen Baus.

Vög­te - welt­li­che Schutz­her­ren - des Stifts wa­ren im 15. Jahr­hun­dert die Her­zö­ge von Gel­dern, seit 1473 die Her­zö­ge von Kle­ve: mit dem Her­zog­tum Kle­ve kam die Vog­tei 1614 an Bran­den­burg-Preu­ßen. Ver­su­che der Vög­te, die Rech­te des Stifts be­zie­hungs­wei­se der Äb­tis­sin ein­zu­schrän­ken, sind seit dem 15. Jahr­hun­dert be­zeugt, ver­stärkt seit bran­den­burg-preu­ßi­scher Zeit. Ge­richts­bar­keit und Er­he­bung des Markt­zolls blie­ben bis 1803 je­doch na­he­zu un­ver­än­dert bei der Äb­tis­sin. Die Reichs­ab­tei El­ten war in kei­nen Reichs­kreis auf­ge­nom­men. Die Ent­wick­lung von der geist­li­chen Grund­herr­schaft El­ten zur Lan­des­ho­heit ist kaum nach­zu­voll­zie­hen. 1789 um­fass­te das klei­ne Ter­ri­to­ri­um 1.469 Hekt­ar, ne­ben dem Stift und Häu­sern in Hoch­el­ten, Nie­der­el­ten ei­nen „ge­rin­gen Be­zirk plat­ten Lan­des". Al­le üb­ri­gen Be­sit­zun­gen des Stifts la­gen vor­nehm­lich im Nie­der­län­di­schen be­zie­hungs­wei­se auf dem Ge­biet des Her­zog­tums Kle­ve.

Nach der Zer­stö­rung der Stifts­kir­che und der Stifts­ge­bäu­de im Spa­nisch-Nie­der­län­di­schen Krieg 1585 leb­ten die Stifts­an­ge­hö­ri­gen 60 Jah­re in dem zum Stift ge­hö­ren­den Haus Al­pen in Em­me­rich, bis sie nach Hoch­el­ten zu­rück­keh­ren konn­ten.

Der Reichs­de­pu­ta­ti­ons­haupt­schluss 1803 ent­schä­dig­te Preu­ßen für sei­ne Ver­lus­te auf dem lin­ken Rhein­ufer rechts­rhei­nisch mit den Reichs­stif­ten El­ten, Es­sen un­d Wer­den, die 1806 an das na­po­leo­ni­sche Gro­ßher­zog­tum Berg fie­len. Das Ter­ri­to­ri­um des ehe­ma­li­gen Reichs­stifts El­ten wur­de 1806 dem Dé­par­te­ment Lip­pe im Gro­ßher­zog­tum Berg zu­ge­schla­gen, das Stift 1811 auf­ge­ho­ben. Ab 1815 ge­hör­te El­ten wie­der zu Preu­ßen. 1816 wur­de die Bür­ger­meis­te­rei El­ten ge­bil­det. Seit 1975 ist El­ten, das 1949-1963 un­ter nie­der­län­di­scher Ver­wal­tung stand, Teil der Stadt Em­me­rich.

Quellen

Tho­ben, John, Ur­kun­den­re­ges­ten Stift El­ten, Em­me­rich/s’Hee­ren­berg 2007.

Literatur

Fa­bri­ci­us, Wil­helm, Er­läu­te­run­gen zum ge­schicht­li­chen At­las der Rhein­pro­vinz, Band 2: Die Kar­te von 1789, Bonn 1898, Nach­druck Bonn 1965, S. 490, 494.
Voll­mer, Bern­hard, Die ­Ex­em­ti­on ­des Reichs­stif­tes El­ten, in: An­na­len des his­to­ri­schen Ver­eins für den Nie­der­rhein 120 (1932), S. 49-69.
Voll­mer, Bern­hard, Die Vog­tei Bran­den­burg-Preu­ßens über das Reichs­stift El­ten, in: An­na­len des his­to­ri­schen Ver­eins für den Nie­der­rhein 115 (1929), S. 255-282.
Krat­z­ert, Wolf­gang, Zur Rechts­ge­schich­te des Stif­tes El­ten, Düs­sel­dorf 1961.
Bin­ding, Gün­ter, El­ten am Nie­der­rhein, Köln 1977. 

Ort wechseln

Reichsstift Elten (braun umrandet), Ausschnitt aus der Karte 'Territorien im Rheinland 1789', Bonn 2010. (LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte)

 
Zitationshinweis

Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Beitrags die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.

Spengler-Reffgen, Ulrike, Reichsstift Elten, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/reichsstift-elten/DE-2086/lido/57d117d56e31c4.62315889 (abgerufen am 06.11.2024)