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Ausgangspunkt für das reichsunmittelbare Territorium des Stifts Elten war die auf dem Eltenberg (Hochelten) am rechten Rheinufer zwischen Emmerich und Arnheim Ende 9., Anfang 10. Jahrhundert nachgewiesene Burg der Grafen im Hamaland, wo 944 Otto I. (Regierungszeit 936-973) urkundete. Dort gründete Graf Wichmann (gestorben 973) wohl 967 ein dem heiligen Vitus geweihtes hochadeliges Damenstift, das mit Privileg Ottos II. (Regierungszeit 973-983) von 973 Reichsstift wurde. Die Kanonissen erhielten das Recht, mit Zustimmung des Utrechter Bischofs ihre Äbtissin zu wählen, ferner die Immunität und verschiedene Einkünfte. Die Ernennung des Vogtes stand der Äbtissin zu. Nur in der Zustimmung des Utrechter Bischofs zur Äbtissinnenwahl war die kirchliche Unmittelbarkeit eingeschränkt; nach dem Untergang der Utrechter Diözesanorganisation (1573) erhielt Elten schließlich 1669 die volle Exemtion.
Als Heinrich IV. (Regierungszeit 1056-1106) 1083 Elten dem Erzbischof von Hamburg-Bremen schenkte, verlor es kurzfristig die Reichsunmittelbarkeit, ist aber schon 1129 wieder als Reichsstift bezeugt. Ein erster Kirchenbau wurde ab 1100 in eine dreischiffige romanische Basilika mit vierjochigem Langhaus umgewandelt. Nach der Zerstörung von 1585 wurde die Kirche zunächst teilweise erneuert, bis 1670 ein Neubau möglich wurde. Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs erfolgte in den Maßen von 1670 ein rekonstruierender Teilwiederaufbau des romanischen Baus.
Vögte - weltliche Schutzherren - des Stifts waren im 15. Jahrhundert die Herzöge von Geldern, seit 1473 die Herzöge von Kleve: mit dem Herzogtum Kleve kam die Vogtei 1614 an Brandenburg-Preußen. Versuche der Vögte, die Rechte des Stifts beziehungsweise der Äbtissin einzuschränken, sind seit dem 15. Jahrhundert bezeugt, verstärkt seit brandenburg-preußischer Zeit. Gerichtsbarkeit und Erhebung des Marktzolls blieben bis 1803 jedoch nahezu unverändert bei der Äbtissin. Die Reichsabtei Elten war in keinen Reichskreis aufgenommen. Die Entwicklung von der geistlichen Grundherrschaft Elten zur Landeshoheit ist kaum nachzuvollziehen. 1789 umfasste das kleine Territorium 1.469 Hektar, neben dem Stift und Häusern in Hochelten, Niederelten einen „geringen Bezirk platten Landes". Alle übrigen Besitzungen des Stifts lagen vornehmlich im Niederländischen beziehungsweise auf dem Gebiet des Herzogtums Kleve.
Nach der Zerstörung der Stiftskirche und der Stiftsgebäude im Spanisch-Niederländischen Krieg 1585 lebten die Stiftsangehörigen 60 Jahre in dem zum Stift gehörenden Haus Alpen in Emmerich, bis sie nach Hochelten zurückkehren konnten.
Der Reichsdeputationshauptschluss 1803 entschädigte Preußen für seine Verluste auf dem linken Rheinufer rechtsrheinisch mit den Reichsstiften Elten, Essen und Werden, die 1806 an das napoleonische Großherzogtum Berg fielen. Das Territorium des ehemaligen Reichsstifts Elten wurde 1806 dem Département Lippe im Großherzogtum Berg zugeschlagen, das Stift 1811 aufgehoben. Ab 1815 gehörte Elten wieder zu Preußen. 1816 wurde die Bürgermeisterei Elten gebildet. Seit 1975 ist Elten, das 1949-1963 unter niederländischer Verwaltung stand, Teil der Stadt Emmerich.
Quellen
Thoben, John, Urkundenregesten Stift Elten, Emmerich/s’Heerenberg 2007.
Literatur
Fabricius, Wilhelm, Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, Band 2: Die Karte von 1789, Bonn 1898, Nachdruck Bonn 1965, S. 490, 494.
Vollmer, Bernhard, Die Exemtion des Reichsstiftes Elten, in: Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein 120 (1932), S. 49-69.
Vollmer, Bernhard, Die Vogtei Brandenburg-Preußens über das Reichsstift Elten, in: Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein 115 (1929), S. 255-282.
Kratzert, Wolfgang, Zur Rechtsgeschichte des Stiftes Elten, Düsseldorf 1961.
Binding, Günter, Elten am Niederrhein, Köln 1977.
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Spengler-Reffgen, Ulrike, Reichsstift Elten, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/reichsstift-elten/DE-2086/lido/57d117d56e31c4.62315889 (abgerufen am 06.11.2024)