Zu den Kapiteln
Der Gau Westmark, in dem 1940 2,6 Millionen Einwohner lebten, umfasste mit einer Gesamtfläche von knapp 14.000 Quadratkilometern nicht nur den zu Bayern gehörenden Regierungsbezirk Pfalz und das Saargebiet, sondern auch das seit 1940 unter deutscher Verwaltung stehende Lothringen. Der Sitz der Gauleitung befand sich bis 1940 in Neustadt an der Weinstraße und von 1940 bis 1945 in Saarbrücken.
Das Kerngebiet der Westmark bildete der 1925 gegründete Gau Rheinpfalz, dessen erster Leiter Fritz Wambsganß (1886-1979) im Jahr 1926 durch Josef Bürckel abgelöst wurde. Unter seiner Führung entwickelte sich die Pfalz zu einer Hochburg des Nationalsozialismus. Bei den Reichstagswahlen des Jahres 1932 erreichte die NSDAP einen Stimmenanteil von 43,7 Prozent, der deutlich über dem reichsweit erzielten Durchschnitt lag.
Die Wiedereingliederung des Saargebietes in das Deutsche Reich im März 1935 hatte die Zusammenlegung der Rheinpfalz mit dem seit 1926 bestehenden Gau Saar zum Gau Pfalz-Saar zur Folge. Am 13.1.1936 erfolgte die Umbenennung in Gau Saarpfalz. Während seiner Tätigkeit als Reichskommissar in Wien zwischen 1938 und 1940 wurde Bürckel in seinem Amt als Gauleiter durch Ernst Ludwig Leyser (1896-1973) vertreten.
Die Planungen der Nationalsozialisten sahen nach dem siegreichen Frankreichfeldzug im Frühjahr 1940 eine Annektierung des deutschsprachigen Teils Lothringens vor, das seit 1918 als Département Moselle Teil des französischen Staatsgebietes war. Josef Bürckel wurde die Leitung der Zivilverwaltung in Lothringen übertragen und das Gebiet somit faktisch seinem Herrschaftsbereich angeschlossen.
Auf Weisung Adolf Hitlers (1889-1945) erfolgte am 7.12.1940 die Umbenennung des Gaus Saarpfalz in Gau Westmark. Neben der ländlich geprägten Pfalz umfasste die Westmark mit dem Saargebiet, einem Zentrum der Stahlerzeugung und Kohleförderung, sowie dem ebenfalls vom Bergbau dominierten Lothringen, nun zwei der wichtigsten zusammenhängenden Industriegebiete im deutschen Machtbereich. Nach Bürckels Tod am 28.9.1944 wurde seine Arbeit durch den hochrangigen Parteifunktionär Willi Stöhr (1903-nach 1945, Todesdatum unbekannt) zunächst kommissarisch fortgeführt, ehe dieser am 30.1.1945 zum letzten Gauleiter der Westmark ernannt wurde.
Verwaltungspolitisch stellte der Gau Westmark kein einheitliches Territorium dar. Zu einer formellen staatlichen Zusammenlegung der drei von Bürckel kontrollierten territorialen Verwaltungseinheiten zu einem zentralistisch organisierten Reichsgau kam es aufgrund des Kriegsverlaufs nicht mehr.
Literatur
Freund, Wolfgang, Rassen- und Bevölkerungspolitik in einem expandierenden Gau: Rheinpfalz-Saarpfalz-Westmark, in: John, Jürgen/Möller, Horst/Schaarschmidt, Thomas (Hg.), Die NS-Gaue – Regional Mittelinstanzen im zentralistischen „Führerstaat", München 2007, S. 334-347.
Reichsorganisationsleiter der NSDAP (Hg.), Partei-Statistik, Stand: 1. Januar 1935 [Manuskript München 1935].
Wolfanger, Dieter, Ernst Ludwig Leyser. Stellvertretender Gauleiter der NSDAP in der Saarpfalz. Eine biographische Skizze, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 14 (1988), S. 209.
Online
Nestler, Gerhard, Volkssozialistische Selbsthilfe Rheinpfalz, 1933/34, (Onlineangebot des Historische Lexikon Bayerns). [Online]
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Thomann, Björn, Gau Westmark, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/gau-westmark/DE-2086/lido/57d12807065ab7.17685396 (abgerufen am 07.12.2024)