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Die ursprüngliche Namensform von Gerolstein „Gerhardstein" ist im 14. Jahrhundert erstmals bezeugt. Der Name geht wohl auf Graf Gerhard VI. von Blankenheim (circa 1314-1350) zurück, der der Erbauer von Burg und Stadt gewesen sein dürfte. Letztere erhielt 1336 einen Freiheitsbrief. Von Bedeutung für die Entwicklung des Ortes und Landes wurde die so genannte Löwenburg oberhalb der Stadt. Für die Siedlungsentwicklung der näheren Umgebung war wohl auch die seit dem Frühmittelalter nachweisbare Grundherrschaft Sarresdorf der Abtei Prüm von Bedeutung. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts dehnte Graf Gerhard IV. von Blankenheim (gestorben um 1315) seinen Einfluss im Gerolsteiner Raum aus. 1291 kam Sarresdorf durch Gütertausch zwischen den Grafen von Blankenheim und der Abtei Prüm an das Blankenheim-Gerolsteiner Territorium.
Burg und Ort Gerolstein gehörten seit dem Mittelalter zur Herrschaft/Grafschaft Blankenheim. Im 14. Jahrhundert nannten sich die Inhaber von Gerolstein „Grafen von Blankenheim, Herren von Gerhardstein". Der Zeitpunkt der Erhebung der Herrschaft Gerolstein zur Grafschaft ist unbekannt. 1380 erhielten die Herren von Blankenheim den Grafentitel. Zum Besitz „Gerolstein" gehörte offenbar seit frühester Zeit die Kasselburg, die sich im 16. Jahrhundert mit wenigen Orten als eigenes kleines Territorium abspaltete. Das „Kasselburger Land" kam über die Grafen von Manderscheid-Schleiden in den Besitz der Grafen von der Marck (seit 1611), später der Herzöge von Arenberg. Die „Herrschaft Kasselburg" umfasste Ende des 18. Jahrhunderts lediglich die Orte Betteldorf, Gees und Pelm.
Mit Blankenheim fiel Gerolstein 1469 durch Erbfall an die Grafen von Manderscheid. 1524 wurde der Ort Residenz einer Nebenlinie des Hauses Manderscheid, die sich Grafen von Manderscheid–Blankenheim–Gerolstein nannten und bis 1697 hier residierten. Die Reformation konnte in der Grafschaft nicht Fuß fassen, da der Graf von Manderscheid-Blankenheim-Gerolstein katholisch blieb.
Verschiedene umwohnende Reichsfürsten versuchten seit dem Mittelalter, Gerolstein an sich zu bringen. 1353 belagerte der Trierer Kurfürst Balduin von Luxemburg erfolglos Stadt und Burg. Lehnsbande bestanden seit dem 14. Jahrhundert zu Jülich. Bis ins 16. Jahrhundert erkannten die Gerolsteiner den Herzog von Jülich als Oberlehnsherrn an. Im 17. Jahrhundert beanspruchte der Graf die Reichsunmittelbarkeit und als Landesherr Sitz und Stimme im Reichstag. 1668 erkannte der Herzog von Jülich die Reichsunmittelbarkeit an, zugleich auch die des benachbarten Blankenheim. Der Graf von Manderscheid-Gerolstein wurde, wie sein Nachbar in Blankenheim, Mitglied im Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis.
Durch Erbvertrag kam die Grafschaft Gerolstein 1697 nach dem Aussterben der Manderscheid-Gerolsteiner Linie zur Grafschaft Blankenheim, wo sie bis zum Ende des Alten Reiches verblieb. Die Grafschaft wurde bis Ende des 18. Jahrhunderts meist als Amt Gerolstein bezeichnet. Die Grafschaft gliederte sich im 18. Jahrhundert in vier Höfe: 1. Gerolstein mit Schloss, Stadt und umliegenden Orten, 2. Hof Lissendorf mit Auel, Basberg, Birgel und Duppach, 3. Hof Roth mit Kalenborn, Müllenborn, Nieder- und Oberbettingen sowie Scheuren, 4. Hof Stadtkyll mit Niederkyll, Kerschenbch, Neuendorf, Reuth und Schloss und Hof Neuenstein. Seit 1742 gehörte auch die halbe Herrschaft Lüxem bei Wittlich dazu, die andere Hälfte war kurtrierisch. Ebenso besaß die Grafschaft gemeinsam mit Kurtrier im 18. Jahrhundert Wald Hillscheid bei Salm-Weidenbach. Diese Besitzungen blieben nicht alle unwidersprochen in Gerolsteiner Besitz. Um 1800 gehörten zur Grafschaft 22 Flecken und Dörfer, 443 Häuser, elf Mühlen; die Einwohnerschaft betrug 2.658 Seelen.
Im Frieden von Lunéville 1801 kam die Grafschaft Gerolstein an Frankreich. Gerolstein wurde Hauptort eines Kantons mit den Mairien Gerolstein, Hillesheim und Rockeskyll, es gehörte zum Arrondissement Prüm im Saardepartement. Nach 1815 gehörte Gerolstein zum preußischen Kreis Daun.
Literatur
Dahn, Arnold, Die Kasselburg – Geschichte und heutige Verwendung, nach 1972.
Dohm, Batty, Gerolstein in der Vulkaneifel, 3. Auflage, Gerolstein / Trier 1975.
Fabricius, Wilhelm, Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, Band 2: Die KArte von 1789, Bonn 1898, Nachdruck Bonn 1965, S. 346-353.
Gerolstein, hg. von der Stadt Gerolstein, 2 Bände, Gerolstein 1986/ 2003.
Horsch, Peter, Burg Gerhardstein, auch Löwenburg genannt, ohne Ort 1982.
Neu, Peter, Manderscheid und das Reich, in: Rheinische Vierteljahrsblätter 36 (1972), S. 53–79.
Neu, Peter, Geschichte und Struktur der Eifelterritorien des Hauses Manderscheid, vornehmlich im 15. und 16. Jahrhundert, Bonn 1972.
Schug, Peter, Geschichte der zum ehemaligen kölnischen Eifeldekanat gehörenden Pfarreien der Dekanate Adenau, Daun, Gerolstein, Hillesheim und Kelberg, Trier 1956.
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Neu, Peter, Grafschaft Gerolstein, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/grafschaft-gerolstein/DE-2086/lido/57d1185c696785.85765828 (abgerufen am 05.12.2024)