Kreis Wesel

Kreis Wesel, Bonn 2010. (LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte)

Der am un­te­ren Nie­der­rhein bei­der­seits des Rheins ge­le­ge­ne Kreis We­sel grenzt nörd­lich an den Kreis Bor­ken, öst­lich an den Kreis Reck­ling­hau­sen und die kreis­freie Stadt Bot­trop, süd­öst­lich an die kreis­freie Stadt Ober­hau­sen, süd­lich an die kreis­frei­en Städ­te Duis­burg und Kre­feld so­wie an den Kreis Vier­sen und west­lich an den Kreis Kle­ve. Sitz der Kreis­ver­wal­tung ist die Stadt We­sel.

Der Kreis We­sel wur­de 1975 im Zu­ge der kom­mu­na­len Neu­glie­de­rung aus den Krei­sen Dins­la­ken, Mo­ers und Rees und Tei­len der Krei­se Reck­ling­hau­sen und Bor­ken ge­bil­det. Da­bei ver­lor der Alt­kreis Dins­la­ken Tei­le der Ge­mein­de Gah­len so­wie die Stadt Wal­s­um, die nach Duis­burg ein­ge­mein­det wur­de. Der Alt­kreis Mo­ers ver­lor die Städ­te Hom­berg und Rhein­hau­sen so­wie die Ge­mein­den Ru­meln-Kal­den­hau­sen und den Orts­teil Ba­erl der Ge­mein­de Rhein­kamp an Duis­burg und die Ge­mein­de Rheurdt an den Kreis Kle­ve. Der 1.042,4 Qua­drat­ki­lo­me­ter gro­ße Kreis zählt 474.797 Ein­woh­ner (2007) und setzt sich zu­sam­men aus den drei gro­ßen kreis­an­ge­hö­ri­gen Städ­ten Dins­la­ken (gut 70.000 Ein­woh­ner), Mo­ers (gut 100.000) und We­sel (gut 60.000) so­wie fünf mitt­le­ren kreis­an­ge­hö­ri­gen Städ­ten und fünf kreis­an­ge­hö­ri­gen Ge­mein­den.

Kreis Dins­la­ken: Das Ge­biet des spä­te­ren Krei­ses Dins­la­ken ge­hör­te zum Her­zog­tum Kle­ve. 1806 kam es an das Gro­ßher­zog­tum Berg und wur­de 1808 dem Ar­ron­dis­se­ment Es­sen im Rhein-De­par­te­ment ein­ge­glie­dert. 1816 wur­de der preu­ßi­sche Kreis Dins­la­ken aus den Bür­ger­meis­te­rei­en Dins­la­ken, Duis­burg, Gah­len, Göt­ter­s­wi­cker­hamm, Hol­ten, Ruhr­ort und Scherm­beck ge­bil­det. Der Kreis lag im Re­gie­rungs­be­zirk Kle­ve (ab 1822 Re­gie­rungs­be­zirk Düs­sel­dorf) in der Pro­vinz Jü­lich-Kle­ve-Berg (1822 bzw. 1830 Rhein­pro­vinz). Be­reits 1823 er­folg­te die Auf­lö­sung und Ver­ei­ni­gung mit dem eben­falls auf­ge­lös­ten Kreis Es­sen zum neu­en Kreis Duis­burg(-Land). Die Bür­ger­meis­te­rei Scherm­beck wur­de dem Kreis Rees zu­ge­schla­gen. Der Kreis Duis­burg(-Land) wur­de 1874 nach der Aus­krei­sung der Stadt Duis­burg in Kreis Mül­heim an der Ruhr um­be­nannt, das Land­rats­amt nach Mül­heim ver­legt. 1887 wur­den die Städ­te Dins­la­ken und Ruhr­ort so­wie die Bür­ger­meis­te­rei­en Beek, Dins­la­ken-Land, Duis­burg-Land, Gah­len, Göt­ter­s­wi­cker­hamm, Mei­de­rich und Sterk­ra­de aus dem Kreis her­aus­ge­löst und zum Kreis Ruhr­ort mit Sitz in Ruhr­ort zu­sam­men­ge­fasst. 1909 wur­de der Kreis nach dem Aus­schei­den der Städ­te Ruhr­ort und Mei­de­rich wie­der in Kreis Dins­la­ken um­be­nannt und das Land­rats­amt nach Dins­la­ken ver­legt. Da­bei ver­lor der Kreis Dins­la­ken die Ge­mein­de Busch­hau­sen an den Stadt­kreis Ober­hau­sen. Zwi­schen dem Stadt­kreis Ober­hau­sen und der Ge­mein­de Sterk­ra­de im Kreis Dins­la­ken wur­den Grenz­be­rich­ti­gun­gen vor­ge­nom­men. 1911 wur­de die Stadt Ham­born aus dem Kreis Dins­la­ken aus­ge­kreist und ein ei­ge­ner Stadt­kreis ge­bil­det. 1917 ver­lor der Kreis Dins­la­ken Tei­le der Ge­mein­de Hol­ten und der Stadt Sterk­ra­de an den Stadt­kreis Ham­born. Zeit­gleich wur­de Sterk­ra­de aus­ge­kreist und bil­de­te ei­nen ei­ge­nen Stadt­kreis. Tei­le der Ge­mein­den Hol­ten und Hies­feld wur­den dem Kreis Dins­la­ken aus- und dem Stadt­kreis Sterk­ra­de ein­ge­glie­dert.

Im Kreis Dins­la­ken do­mi­nier­te wirt­schaft­lich die In­dus­trie, le­dig­lich der Nor­den des Krei­ses war Mit­te des 20. Jahr­hun­derts noch land­wirt­schaft­lich ge­prägt (Vieh­zucht, Ge­mü­se- und Obst­bau). Im Sü­den des Krei­ses wa­ren Berg­bau, Ei­sen-, Werft-, Bau­stoff- und Holz­in­dus­trie vor­herr­schend. Seit dem Rück­gang des Berg­baus kon­zen­triert sich die Wirt­schaft im Zu­ge des Struk­tur­wan­dels mehr und mehr auf mit­tel­stän­di­sches Ge­wer­be, Han­del und Dienst­leis­tung.

Kreis Mo­ers: Bis 1794 ver­teil­te sich das Ge­biet des spä­te­ren Krei­ses Mo­ers vor­nehm­lich auf das Kur­fürs­ten­tum Köln, das Her­zog­tum Kle­ve, das Fürs­ten­tum Mo­ers und die Herr­schaft Bud­berg. 1798 kam das Ge­biet an Frank­reich und wur­de 1801 dem Ro­er­de­par­te­ment ein­ge­glie­dert. Dort zähl­te es zu den Ar­ron­dis­se­ments Kle­ve und Kre­feld. 1816 wur­de aus den Bür­ger­meis­te­rei­en Al­pen, Ba­erl, Bud­berg, Bü­de­rich, Em­me­rich, Heurst­gen, Hom­berg, Kamp, Ka­pel­len, Lab­beck, Ma­ri­en­baum, Mo­ers, Neu­kir­chen, Or­soy, Os­sen­berg, Re­pe­len, Reurdt, Rhein­berg, Schie­phuy­sen, Sons­beck, Veen, Vier­quar­tie­ren, Vluyn, Wardt und Xan­ten der preu­ßi­sche Kreis Rhein­berg ge­bil­det. Der Kreis lag im Re­gie­rungs­be­zirk Kle­ve (1822: Re­gie­rungs­be­zirk Düs­sel­dorf) in der Pro­vinz Jü­lich-Kle­ve-Berg (1822: Rhein­pro­vinz). 1823 wur­de der Kreis Rhein­berg auf­ge­löst und dem Kreis Gel­dern an­ge­schlos­sen. 1857 wur­de das Ge­biet des ehe­ma­li­gen Krei­ses Rhein­berg wie­der vom Kreis Gel­dern ge­trennt und mit der Bür­ger­meis­te­rei Frie­mers­heim aus dem Kreis Kre­feld zum neu­ge­bil­de­ten Kreis Mo­ers mit Sitz in Mo­ers ver­ei­nigt. 1927 ver­lor der Kreis Tei­le der Ge­mein­de Ho­hen­bud­berg-Kal­den­hau­sen an den Kreis Kre­feld. 1929 wur­de der rechts­rhei­ni­sche Teil der Ge­mein­de Bü­de­rich der Stadt We­sel im Kreis Rees zu­ge­schla­gen. 1939 er­hielt der Kreis Mo­ers Tei­le der Ge­mein­den Issum und Se­ve­len aus dem Kreis Gel­dern und ver­lor im Ge­gen­zug Tei­le der Ge­mein­de Kamp-Lint­fort an den Kreis Gel­dern.

Die Wirt­schafts­struk­tur des Krei­ses Mo­ers war so­wohl land­wirt­schaft­lich (Vieh­zucht, Milch­wirt­schaft) als auch in­dus­tri­ell (Koh­len- und Salz­berg­bau, me­tall­ver­ar­bei­ten­de und che­mi­sche In­dus­trie) ge­prägt. Seit dem Rück­gang des Berg­baus kon­zen­triert sich die Wirt­schaft im Zu­ge des Struk­tur­wan­dels vor al­lem auf mit­tel­stän­di­sches Ge­wer­be, Han­del und Dienst­leis­tung.

Kreis Rees: Bis 1794 ver­teil­te sich das Ter­ri­to­ri­um des spä­te­ren Krei­ses Rees vor­nehm­lich auf das Her­zog­tum Kle­ve und die Reichs­ab­tei El­ten. 1798 ka­men die links­rhei­ni­schen Ge­bie­te an Frank­reich und wur­den 1801 dem Ar­ron­dis­se­ment Kle­ve im Ro­er­de­par­te­ment ein­ge­glie­dert. 1808 wur­de auch das rechts­rhei­nisch ge­le­ge­ne We­sel dem Ar­ron­dis­se­ment Kle­ve zu­ge­teilt. Die üb­ri­gen rechts­rhei­ni­schen Ge­bie­te wur­den 1811 dem Ar­ron­dis­se­ment Rees im De­par­te­ment Lip­pe ein­ge­glie­dert. 1816 wur­de aus den Bür­ger­meis­te­rei­en El­ten, Em­me­rich, Hal­dern, Is­sel­burg, Rees, Rin­gen­berg, Vras­selt und We­sel der preu­ßi­sche Kreis Rees im Re­gie­rungs­be­zirk Kle­ve (1822: Re­gie­rungs­be­zirk Düs­sel­dorf) der Pro­vinz Jü­lich-Kle­ve-Berg (1822 bzw. 1830 Rhein­pro­vinz) ge­bil­det. 1842 wech­sel­te der Sitz des Land­rats­amts un­ter Bei­be­hal­tung des Kreis­na­mens von Rees nach We­sel. 1900 er­hielt der Kreis Tei­le der Ge­mein­den An­holt und Her­ze­bo­cholt vom Kreis Bor­ken. 1929 wur­de der rechts­rhei­ni­sche Teil der Ge­mein­de Bü­de­rich aus dem Kreis Mo­ers der Stadt We­sel zu­ge­schla­gen.

Der Kreis Rees war über­wie­gend land­wirt­schaft­lich ge­prägt, wo­bei Vieh­zucht und Milch­wirt­schaft do­mi­nier­ten. Da­ne­ben gab es viel­fäl­ti­ges pro­du­zie­ren­des Ge­wer­be u.a. in den Be­rei­chen Schiff­fahrt, Me­tall­ver­ar­bei­tung, Ma­schi­nen­bau, Öl­raf­fi­na­ti­on, che­mi­scher, Pa­pier-, Zie­gel- und Ta­bak­fa­bri­ka­ti­on. Heu­te be­stim­men Land­wirt­schaft, Han­del, mit­tel­stän­di­sches Ge­wer­be und zu­neh­mend auch Dienst­leis­tung die Wirt­schafts­struk­tur.

Allgemeine Literatur

Cle­men, Paul (Hg.), Die Kunst­denk­mä­ler der Rhein­pro­vinz, Bd. 1,3: Kreis Mo­ers, Düs­sel­dorf 1892; Bd. 2,1: Kreis Rees, Düs­sel­dorf 1892.

Verwaltungsgeschichtliche Literatur

Bär, Max, Die Be­hör­den­ver­fas­sung der Rhein­pro­vinz seit 1815, Bonn 1919.
Schütz, Rü­di­ger (Be­arb.), Grund­riß zur deut­schen Ver­wal­tungs­ge­schich­te, Rei­he A, Preu­ßen, Bd. 7: Rhein­land, Mar­burg 1978.

Kreisperiodika

Hei­mat­ka­len­der (für den) Kreis Dins­la­ken (1939-1975).
Hei­mat­ka­len­der des Krei­ses Mo­ers (1938-1975).
Hei­mat­ka­len­der des Krei­ses We­sel (1980-1990).
Hei­mat­ka­len­der für den Kreis Rees (1924, 1937-1938).
Hei­mat­ka­len­der für den Kreis We­sel-Rees (1939).
Jahr­buch Kreis We­sel (seit 1991).
Nie­der­rhei­ni­scher Hei­mat­ka­len­der Rees, Kle­ve, Gel­dern, Mo­ers, Dins­la­ken (1929-1935).

Online

Web­site des Krei­ses We­sel. [On­line]

Zitationshinweis

Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Beitrags die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.

Rönz, Andrea, Kreis Wesel, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/kreis-wesel/DE-2086/lido/57d127620a5d30.66113336 (abgerufen am 07.12.2024)

Auch über Wesel