Zu den Kapiteln
Der am unteren Niederrhein beiderseits des Rheins gelegene Kreis Wesel grenzt nördlich an den Kreis Borken, östlich an den Kreis Recklinghausen und die kreisfreie Stadt Bottrop, südöstlich an die kreisfreie Stadt Oberhausen, südlich an die kreisfreien Städte Duisburg und Krefeld sowie an den Kreis Viersen und westlich an den Kreis Kleve. Sitz der Kreisverwaltung ist die Stadt Wesel.
Der Kreis Wesel wurde 1975 im Zuge der kommunalen Neugliederung aus den Kreisen Dinslaken, Moers und Rees und Teilen der Kreise Recklinghausen und Borken gebildet. Dabei verlor der Altkreis Dinslaken Teile der Gemeinde Gahlen sowie die Stadt Walsum, die nach Duisburg eingemeindet wurde. Der Altkreis Moers verlor die Städte Homberg und Rheinhausen sowie die Gemeinden Rumeln-Kaldenhausen und den Ortsteil Baerl der Gemeinde Rheinkamp an Duisburg und die Gemeinde Rheurdt an den Kreis Kleve. Der 1.042,4 Quadratkilometer große Kreis zählt 474.797 Einwohner (2007) und setzt sich zusammen aus den drei großen kreisangehörigen Städten Dinslaken (gut 70.000 Einwohner), Moers (gut 100.000) und Wesel (gut 60.000) sowie fünf mittleren kreisangehörigen Städten und fünf kreisangehörigen Gemeinden.
Kreis Dinslaken: Das Gebiet des späteren Kreises Dinslaken gehörte zum Herzogtum Kleve. 1806 kam es an das Großherzogtum Berg und wurde 1808 dem Arrondissement Essen im Rhein-Departement eingegliedert. 1816 wurde der preußische Kreis Dinslaken aus den Bürgermeistereien Dinslaken, Duisburg, Gahlen, Götterswickerhamm, Holten, Ruhrort und Schermbeck gebildet. Der Kreis lag im Regierungsbezirk Kleve (ab 1822 Regierungsbezirk Düsseldorf) in der Provinz Jülich-Kleve-Berg (1822 bzw. 1830 Rheinprovinz). Bereits 1823 erfolgte die Auflösung und Vereinigung mit dem ebenfalls aufgelösten Kreis Essen zum neuen Kreis Duisburg(-Land). Die Bürgermeisterei Schermbeck wurde dem Kreis Rees zugeschlagen. Der Kreis Duisburg(-Land) wurde 1874 nach der Auskreisung der Stadt Duisburg in Kreis Mülheim an der Ruhr umbenannt, das Landratsamt nach Mülheim verlegt. 1887 wurden die Städte Dinslaken und Ruhrort sowie die Bürgermeistereien Beek, Dinslaken-Land, Duisburg-Land, Gahlen, Götterswickerhamm, Meiderich und Sterkrade aus dem Kreis herausgelöst und zum Kreis Ruhrort mit Sitz in Ruhrort zusammengefasst. 1909 wurde der Kreis nach dem Ausscheiden der Städte Ruhrort und Meiderich wieder in Kreis Dinslaken umbenannt und das Landratsamt nach Dinslaken verlegt. Dabei verlor der Kreis Dinslaken die Gemeinde Buschhausen an den Stadtkreis Oberhausen. Zwischen dem Stadtkreis Oberhausen und der Gemeinde Sterkrade im Kreis Dinslaken wurden Grenzberichtigungen vorgenommen. 1911 wurde die Stadt Hamborn aus dem Kreis Dinslaken ausgekreist und ein eigener Stadtkreis gebildet. 1917 verlor der Kreis Dinslaken Teile der Gemeinde Holten und der Stadt Sterkrade an den Stadtkreis Hamborn. Zeitgleich wurde Sterkrade ausgekreist und bildete einen eigenen Stadtkreis. Teile der Gemeinden Holten und Hiesfeld wurden dem Kreis Dinslaken aus- und dem Stadtkreis Sterkrade eingegliedert.
Im Kreis Dinslaken dominierte wirtschaftlich die Industrie, lediglich der Norden des Kreises war Mitte des 20. Jahrhunderts noch landwirtschaftlich geprägt (Viehzucht, Gemüse- und Obstbau). Im Süden des Kreises waren Bergbau, Eisen-, Werft-, Baustoff- und Holzindustrie vorherrschend. Seit dem Rückgang des Bergbaus konzentriert sich die Wirtschaft im Zuge des Strukturwandels mehr und mehr auf mittelständisches Gewerbe, Handel und Dienstleistung.
Kreis Moers: Bis 1794 verteilte sich das Gebiet des späteren Kreises Moers vornehmlich auf das Kurfürstentum Köln, das Herzogtum Kleve, das Fürstentum Moers und die Herrschaft Budberg. 1798 kam das Gebiet an Frankreich und wurde 1801 dem Roerdepartement eingegliedert. Dort zählte es zu den Arrondissements Kleve und Krefeld. 1816 wurde aus den Bürgermeistereien Alpen, Baerl, Budberg, Büderich, Emmerich, Heurstgen, Homberg, Kamp, Kapellen, Labbeck, Marienbaum, Moers, Neukirchen, Orsoy, Ossenberg, Repelen, Reurdt, Rheinberg, Schiephuysen, Sonsbeck, Veen, Vierquartieren, Vluyn, Wardt und Xanten der preußische Kreis Rheinberg gebildet. Der Kreis lag im Regierungsbezirk Kleve (1822: Regierungsbezirk Düsseldorf) in der Provinz Jülich-Kleve-Berg (1822: Rheinprovinz). 1823 wurde der Kreis Rheinberg aufgelöst und dem Kreis Geldern angeschlossen. 1857 wurde das Gebiet des ehemaligen Kreises Rheinberg wieder vom Kreis Geldern getrennt und mit der Bürgermeisterei Friemersheim aus dem Kreis Krefeld zum neugebildeten Kreis Moers mit Sitz in Moers vereinigt. 1927 verlor der Kreis Teile der Gemeinde Hohenbudberg-Kaldenhausen an den Kreis Krefeld. 1929 wurde der rechtsrheinische Teil der Gemeinde Büderich der Stadt Wesel im Kreis Rees zugeschlagen. 1939 erhielt der Kreis Moers Teile der Gemeinden Issum und Sevelen aus dem Kreis Geldern und verlor im Gegenzug Teile der Gemeinde Kamp-Lintfort an den Kreis Geldern.
Die Wirtschaftsstruktur des Kreises Moers war sowohl landwirtschaftlich (Viehzucht, Milchwirtschaft) als auch industriell (Kohlen- und Salzbergbau, metallverarbeitende und chemische Industrie) geprägt. Seit dem Rückgang des Bergbaus konzentriert sich die Wirtschaft im Zuge des Strukturwandels vor allem auf mittelständisches Gewerbe, Handel und Dienstleistung.
Kreis Rees: Bis 1794 verteilte sich das Territorium des späteren Kreises Rees vornehmlich auf das Herzogtum Kleve und die Reichsabtei Elten. 1798 kamen die linksrheinischen Gebiete an Frankreich und wurden 1801 dem Arrondissement Kleve im Roerdepartement eingegliedert. 1808 wurde auch das rechtsrheinisch gelegene Wesel dem Arrondissement Kleve zugeteilt. Die übrigen rechtsrheinischen Gebiete wurden 1811 dem Arrondissement Rees im Departement Lippe eingegliedert. 1816 wurde aus den Bürgermeistereien Elten, Emmerich, Haldern, Isselburg, Rees, Ringenberg, Vrasselt und Wesel der preußische Kreis Rees im Regierungsbezirk Kleve (1822: Regierungsbezirk Düsseldorf) der Provinz Jülich-Kleve-Berg (1822 bzw. 1830 Rheinprovinz) gebildet. 1842 wechselte der Sitz des Landratsamts unter Beibehaltung des Kreisnamens von Rees nach Wesel. 1900 erhielt der Kreis Teile der Gemeinden Anholt und Herzebocholt vom Kreis Borken. 1929 wurde der rechtsrheinische Teil der Gemeinde Büderich aus dem Kreis Moers der Stadt Wesel zugeschlagen.
Der Kreis Rees war überwiegend landwirtschaftlich geprägt, wobei Viehzucht und Milchwirtschaft dominierten. Daneben gab es vielfältiges produzierendes Gewerbe u.a. in den Bereichen Schifffahrt, Metallverarbeitung, Maschinenbau, Ölraffination, chemischer, Papier-, Ziegel- und Tabakfabrikation. Heute bestimmen Landwirtschaft, Handel, mittelständisches Gewerbe und zunehmend auch Dienstleistung die Wirtschaftsstruktur.
Allgemeine Literatur
Clemen, Paul (Hg.), Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Bd. 1,3: Kreis Moers, Düsseldorf 1892; Bd. 2,1: Kreis Rees, Düsseldorf 1892.
Verwaltungsgeschichtliche Literatur
Bär, Max, Die Behördenverfassung der Rheinprovinz seit 1815, Bonn 1919.
Schütz, Rüdiger (Bearb.), Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte, Reihe A, Preußen, Bd. 7: Rheinland, Marburg 1978.
Kreisperiodika
Heimatkalender (für den) Kreis Dinslaken (1939-1975).
Heimatkalender des Kreises Moers (1938-1975).
Heimatkalender des Kreises Wesel (1980-1990).
Heimatkalender für den Kreis Rees (1924, 1937-1938).
Heimatkalender für den Kreis Wesel-Rees (1939).
Jahrbuch Kreis Wesel (seit 1991).
Niederrheinischer Heimatkalender Rees, Kleve, Geldern, Moers, Dinslaken (1929-1935).
Online
Website des Kreises Wesel. [Online]
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Rönz, Andrea, Kreis Wesel, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/kreis-wesel/DE-2086/lido/57d127620a5d30.66113336 (abgerufen am 07.12.2024)