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2. 1 Burg
2. 1 Frechen
Im Bereich des heutigen Stadtteils Frechens sind mehrere Burgen seit dem Hochmittelalter urkundlich bezeugt
Die ehemals in der Ortsmitte gelegene Burg (vgl. Tafel 5, Tranchot-Ausschnitt und Tafel 1, Grundriss) wird erstmals 1256 erwähnt im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen zwischen dem Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden und der Stadt Köln (REK III 1978).1260 übertrug Ritter Winricus von Bachem domum sive munitionem ... cum fossatis et quicquid infra fossata est contentum zu Frechen dem Erzstift als Lehen (NrhUB II 491; REK III 2108). 1347 belehnte Erzbischof Walram von Jülich Arnold Cluttinck mit castro in villa de Frechone (ebda. V 1402), danach wurde die Burg auch Cluttinckhaus genannt (vgl. Göbels, Wappen, S. 26 ff). 1466 erhielt sie Johann Spies von Büllesheim als Lehen (ebda. S. 30); deshalb hieß sie bis zum Ende des 18. Jahrhunderts Spießburg (vgl. Buch Gall, dort auch Nachrichten über die Besitzer). Aus dem 15. Jahrhundert stammte wohl im wesentlichen die 1830 abgerissene Burganlage (ebda., mit Beschreibung)
Die zweite, 1320 als domus erstmals erwähnte Burg (UB Köln IV 90), ist nicht eindeutig zu lokalisieren. Sie lag vielleicht nördlich von Hemmerich (Göbels, Wappen, S. 128; vgl. Tafel 6, Luftbild). Nach mehreren Fehden mit der Stadt Köln wurden ihre Besitzer, die Ritter von Rost, 1326 Kölner Außenbürger und versprachen, nur eyn gewonlich hůys van holtzwerck mid eyme steynen schorinsteyne zu errichten, ferner eynin Kelre van stene, des můren neit dicker sin in solen dan zweyne vůysse; auch sollten engeyne ryngmůre umbe den hof noch berchfrit ... noch tůrn noch blochůs ... gebaut werden (UB Köln IV 132). 1356 kaufte Carselius von Palant huss ind woeningen ind hoyfs (ebda. 381); nach ihm und seinen Nachfolgern hieß der Rittersitz Haus Palant
Burg Hochsteden lag südöstlich der Frechener Kirche, wohl im Bereich der heutigen Hochstedenstraße (vgl. Tafel 4, DGK u. 6, Luftbild), sie war jüliches Lehen und kam 1328 an Wilhelm von Hochsteden (Göbels, Wappen, S. 58). Die Anlage wurde 1639 zerstört (BJb 174, 1974, S. 663)
2. 1 Bachem
Das ehemals als untere Burg (III 9) bezeichnete kurkölnische Haus Hemmerich (nach 1392 so genannt, LAV NRW R Kk Lehen 54 I; vgl. Tafel 5, Stempelius, Tafel 2 Grundriss u. Tafel 4, DGK) ist möglicherweise die älteste der drei Bachemer Burgen. Darauf könnte hindeuten, dass die Herren von Bachem bereits seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts als Erbkämmerer des Erzstifts nachzuweisen sind (REK II 442 u. 1359; Stammbaum in: VI 3 h, S. 86). Die Frühgeschichte der Burg ist schwer zu klären. 1371 wurde sie Offenhaus des Erzbischofs von Köln, der 1392 Pawin von Hemberg mit Erbkämmerei und Burg belehnte (LAV NRW R Kk Lehen 54 I), 1620 Mannlehen (ebda.). Ende des 18. Jahrhunderts ging die Burg mit Zubehör in Privatbesitz über (Göbels, Wappen, S. 161 f; vgl. Tafel 7, Abb. 1). Heute sind kaum noch Überreste vorhanden (vgl. Tafel 4, DGK u. 6, Luftbild)
Die Anfänge der mittleren der Frechener Burgen, Haus Bitz, gegenüber der 866 genannten Marienkirche gelegen (vgl. Tafel 5, Stempelius; I 3) sind kaum zu verfolgen. 1504 werden Wilhelm und Johann von Bachem als Besitzer genannt (Arch Fürstenberg Akt 1, 2), 1603 Jakob Palant (ebda. Akt 1, 1 nach Abschr. StaF). Der jetzige Bau stammt aus dem 18. Jahrhundert (vgl. Tafel 7, Abb. 2) und gehört heute der Stadt Frechen
Die obere Burg Bachem, zur Unterscheidung von Haus Hemmerich das oeuerste huys, ouer Bacheym (RA Arnhem Culernborg 7274) oder Thonsbacheym (ebda. 7372 u. öfter) genannt, war Anfang des 15. Jahrhunderts im Besitz der Palants (ebda. 1389; vgl. auch Göbels, Wappen, S. 128 f). Eine ältere Anlage wurde wohl 1583 zerstört (L. Ennen, Gesch. d. Stadt Köln, Bd. 5, 1880, S. 121), 1587 als althe Borch bezeichnet (Tafel 5, Stempelius; bei Ausgrabungen wurde das Untergeschoss eines Eckturmes des 14. Jahrhunderts entdeckt, BJb 176, 1976, S. 366). Wiederaufbau nach 1648 (Göbels, Frechen, S. 153), heute in Privatbesitz (vgl. Tafel 7, Abb.3)
2. 1 Buschbell
1516 wird der Lehnhof des Herzogs von Jülich als borch bezeichnet (LAV NRW R JB 1885; vgl. auch ebda. 2484 und Haus H I 7 fol. 312 ff)
2. 2 Vorstädtische Siedlung, Siedlungsentwicklung
2. 2 Frechen
Für Frechen ist eine Besiedlung im späten 9. Jahrhundert im Bereich der heutigen Kirche St. Audomar (III 1) gesichert; wahrscheinlich jüngere Siedlungsphase um die 1256 erstmals erwähnte Burg (II 1) und die großen Höfe des Klarenklosters und der Antoniter (vgl. Tafel 5, Tranchot-Ausschnitt u. 1, Grundriss; III 1). Siedlungsleitlinie war der Frechener Bach (vgl. 1352 via qua itur ad aquas, II 5) und die dazu weitgehend parallel verlaufende Hauptstraße (bereits im 18. Jahrhundert so genannt, II 5). Ein neuer Ortsmittelpunkt entstand seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, als nach Auflassung der Klosterhöfe und dem Abbruch der Burg Schule und Rathaus auf dem freigewordenen Gelände eingerichtet wurden
2. 2 Bachem
Als Siedlungskern ist in Bachern der Prümer Fronhof (866; I 3; III 1) anzusehen, der in der Mitte zwischen den beiden Burgen Ober-und Niederbachem lag (Tafel 2, Grundriss). Nach der Stempelius-Karte (Tafel 5) könnte Haus Bitz (II 1) auf dem Grund und Boden des Hofes liegen. Siedlungsleitlinie war in jüngerer Zeit der Bachemer Bach. Die Besiedlung war im 16. Jahrhundert aber möglicherweise dichter als die Stempelius-Karte zeigt. Der Grunriss bietet das Bild eines typischen Straßendorfes (Tafel 2)
2. 2 Buschbell
In Buschbell ist vor dem Mitte des 13. Jahrhunderts erstmals genannten Hof des Kölner Apostelstifts (III 1) keine Besiedlung nachzuweisen. Der Klosterhof und das 1516 als borch bezeichnete jülicher Lehngut (II 1) lagen außerhalb des engeren Ortskerns (Tafel 3, Grundriss). 1762 zerstörte ein Feuer 27 Häuser und das Pfarrhaus, fünf Häuser blieben verschont (R. W. Rosellen, Geschichte d. Pfarreien d. Dekanates Brühl, Köln 1887, S.164)
2. 2 Gesamtentwicklung
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts ist die Siedlungsentwicklung der drei Orte weitgehend von der Industrialisierung geprägt worden. Neben der Ansiedlung von Industriebetrieben entstanden seit 1919 zahlreiche neue Wohngebiete und Siedlungen:
1919–26 Siedlung für Betriebsangehörige der Brikettfabriken am Wachtberg; 1922 nördlich Freiheitsring, 1930 Klosterstraße nördlich der Alte Straße; nach 1945 Waldsiedlung Neu-Buschbell; 1950 nördlich Friedensstraße, Kapellenstraße, Lindenstraße; 1954 Siedlung westlich der Gleueler Straße südlich Rudolfstraße; 1955 Siedlungen Am Hang, An der Fließ; 1956–60 Am Stadion; 1956–62 Grube Carl; 1959–66 Bebauung des Wohngebietes in Buschbell und Hücheln; 1964 Herbertskaul-Nord; 1966 Heilig-Geist-Siedlung Bachem; 1968 Wienandwiese Buschbell (vgl. dazu Tafeln 3—4, DGK u. 6, Luftbild)
Seit dem Ende der 60-er Jahre Altstadtsanierung im Bereich der Frechener Hauptstraße (Tafel 4, DGK). Das Luftbild (Tafel 4) zeigt sehr deutlich, dass Frechen, Bachem und Buschbell heute fast einen einzigen Siedlungskomplex bilden
2. 5 Straßen
2. 5 Frechen
1337 stratam dictam Bunrestraisse (REK V 500) = 1369 Bunscher Straissen (StaK Klara 111) = 1422 Bonnstrassen (Weistümer III, 1) = 1547 Bonnestraiß (RA Arnhem Culernborg Inv. 7365), verlief östlich des alten Ortskerns Frechens (LAV NRW R Karten 2608 = Anfang des 18. Jahrhunderts; vgl. Tafel 6, Luftbild)
1352 via qua itur ad aquas (= Frechener Bach) (StaK Weiher 80)
1369 Hugelheimer weige (ebda. Klara 111), führte nach Köln (RAArnhern Culernborg Inv. 7365 = 1547)
1369 Kirchgasse (StaK Klara 111) = heute Hüchelner Straße (vgl. Tafel 4, DGK)
1369 de gemein Kölner Straisse (StaK Klara 111)
1422 Auf der Bach = heute Franzstraße (vgl. Tafel 4, DGK)
1422 ahm grünen Wegh (Weistürmer III, 1)
1492 Leppergasse = 1819 Clarengasse (vgl. Tafel 1, Grundriss) = heute Klosterstraße (vgl. Tafel 4, DGK)
1492 moillen wech (StaK Antoniter 293)
(2. H XVI. Jh.) Heuchleimer straßen, Sternensgaße, Schrödersgeßgen. Bellengasse, Humpengasse (= heute vielleicht Töpferstraße), Anleckengaße, Broichgaße, Hoffjungersgaß, Kannenbeckersgaßen, Vinckengäßchen, Broechersgaße (Weistümer III, 1; zur Identifizierung vgl. Quellen Frechen, S. 19 ff)
1555 Dürener straß (StaK Klara 205)
1565 Breidergassen (ebda. Akt 18 a I) = 1577 Bridergasse (RA Arnhem Culemborg Inv. 7306) = 1587 Brodergassen (StaK Klara Akt 18 a I) = heute Breite Straße (vgl. Tafel 4, DGK)
1630 Norckgaß, Hutengäßchcn, Müllengäßchen (Kop 1795, Buch Gall fol. 145, 149, 151)
1640 Erdgasse (im Oberdorf Frechen) (Göbels, Töpferhandwerk, S. 376); noch 1788 bezeugt (Buch Gall fol. 163)
1649 Blindergaßen, Cöllegasse (RA Arnhem Culemborg Inv. 7345)
1650 Hahnenstraß, Hahnenstrassen (StaK Klara Akt 18 a II)
1788 Burggassen (Buch Gall fol. 160)
Spätestens seit dem 18. Jahrhundert hieß die heutige Hauptstraße (vgl. Tafel 4, DGK) Frechener dorff oder Hauptstras zu Frechen (StaK Klara Akt 18 b)
2. 5 Bachem
1422 Thekerather Wegh (Kop 1618, Weistümer III, 1)
1432 Bacheimer stras (Kop XVIII, StaK Mauritius Akt 12)
1438 Speelgasse; gluwelre pat (RA Arnhem Culernborg Inv. 7369), führte von der Kirche Niederbachem nach Gleuel (vgl. Tafel 5, Stempelius 1587)
1547 Hoelstraiß, Holtzstraeß; Scheelmorrenpaedt; Laychvoech (RA Arnhem Culemborg Inv. 7365; vgl. Tafel 5, Stempelius 1587)
1587 der grauen wech (ebda.), führte nach Bottenbroich
1632 Spilmans geßgen (RA Arnhem Culemborg Inv. 7335)
1675 Feldgaß (Arch Fürstenberg Akt 1, 4 fol. 214 nach Abschr. StaF)
1706 Loohngäßgen (ebda. Akt 1,1 nach Abschr. StaF)
2. 5 Buschbell
1558 Styne gaß, Hollenders Wegh (Weistümer III, 1)
1708 Cöllen weg; Louenicher pättgen; Frimmerstorfer pättgen (StaK Aposteln Akt 39)
1720 Beller Weg (ebda.), führte nach Köln
2. 5 Gebäude
2. 5 Frechen
1530 tagt das Gericht im wynhuys (RA Arnhem Culemborg Inv.7290)
(1650) Holzgeding soll nicht im Gerichtshaus der Herren von Frechen abgehalten werden, sondern ahn einem anderen mehr freyen orth bey Einem Wirth (StaK Antoniter Akt 34)
1856/1908 Bürgermeisteramt auf dem Gelände des ehemaligen Antoniterhofes (vgl. E. Heeg. In: Lebendiges Frechen, Apr. 78, S. 27 f)
1908 Rathaus an der Antoniterstraße (vgl. Tafel 4, DGK)
2. 5 Buschbell
1558 altes Weinhaus genannt (Weistümer III, 1)
2. 6 Rechtsdenkmäler
Galgen östlich von Stüttger Hof an der Straße Frechen-Köln (StaK Plankammer 2/579 = 1610; LAV NRW R Karten 2608 = Anfang des 18. Jahrhunderts)
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Wensky, Margret, Rheinischer Städteatlas Frechen. Teil 2: Topographie, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/rheinischer-staedteatlas-frechen.-teil-2-topographie/DE-2086/lido/5da44559eacb59.39392104 (abgerufen am 14.12.2024)