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Die heute kreisfreie Stadt Koblenz blickt auf eine lange Geschichte zurück: Die keltische Handwerker- und Handelssiedlung am Zusammenfluss von Rhein und Mosel wurde zu einem römischen Militärstandort ausgebaut, im Mittelalter entwickelte sich die Ansiedlung zum Hauptort im sogenannten Trierer Niederstift und war ausgangs des Ancien Régime die Residenz des Trierer Kurfürsten. In der Franzosenzeit wurde sie zur Hauptstadt des Rhein-Mosel-Departements, nach dem Übergang der nördlichen Rheinlande an Preußen zum Sitz des Oberpräsidenten der Rheinprovinz. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten der Landtag und die Landesregierung von Rheinland-Pfalz hier ihren Sitz. Heute ist die Stadt mit 110972 Einwohnern (Stand: Juli 2015) die größte Stadt im Gebiet des ehemaligen Regierungsbezirks Koblenz.
Auch wenn die Stadt ihren Namen den Römern verdankt, die ihr Militärlager im Rhein-Mosel-Dreieck als castellum apud Confluentes (Lager bei den Zusammenfließenden) bezeichneten, reichen die Spuren einer kontinuierlichen Besiedlung im Koblenzer Raum, insbesondere im Bereich der hochwasserfreien Sandbänke im Flussdelta, sogar bis in die Mittelsteinzeit zurück. In keltischer Zeit entstanden auf dem Dommelsberg im Stadtwald und auf dem Ehrenbreitstein bedeutende Befestigungsanlagen.
Das Vordringen der Römer an den Rhein unter Julius Caesar (100-44 v. Chr.) setzte politische und kulturelle Veränderungsprozesse in Gang. An Mittelrhein und Mosel siedelte zu dieser Zeit der keltische Stamm der Treverer. Die Römer waren vor allem an der militärischen Sicherung der eroberten Gebiete interessiert. Aus diesem Grund wurde unter Kaiser Augustus (27 v. Chr.-14 n. Chr.) zur Absicherung der Achse Xanten-Köln-Mainz am Zusammenfluss von Rhein und Mosel ein erstes (Holz)Kastell errichtet. Der Koblenzer Raum profitierte dabei wirtschaftlich und kulturell vom Vormarsch der Römer nach Osten: Die Besetzung des rechten Rheinufers, die Errichtung des Limes und der Bau einer Brücke von Koblenz nach Ehrenbreitstein (49 n. Chr.) machten den Bereich der heutigen Altstadt zu einem attraktiven Siedlungsgebiet für Einheimische und Eroberer. Die beginnende Völkerwanderung und der Fall des Limes veranlassten die römische Führung zu Beginn des 4. Jahrhunderts dazu, die Grenzstädte am Rhein zu befestigen. In Koblenz wurde das spätantike Kastell am südlichen Moselufer durch einen mächtigen steinernen Mauerring mit Rundtürmen ertüchtigt, um insbesondere die im 2. Jahrhundert errichtete Moselbrücke gegen die nach Westen drängenden Germanen zu verteidigen.
Die Franken traten im ausgehenden 5. Jahrhundert das Erbe der Römer im Mittelrheingebiet an. Für das Jahr 585 ist mit dem Besuch des Merowingerkönigs Childebert II. (575-596) erstmals der Aufenthalt eines fränkischen Herrschers in Koblenz belegt. Koblenz sollte im Mittelalter noch mehrfach Ort von Begegnungen auf höchster politischer Ebene sein, bot sich doch die Stadt aufgrund ihrer günstigen Verkehrslage, ihres wehrhaften Charakters und dem Vorhandensein von Königsgut als Schauplatz für solche Treffen an. Allerdings gewann Koblenz niemals den Charakter eines königlichen Zentralorts.
Im 9. Jahrhundert wurde Koblenz immer wieder in die Konflikte zwischen den Nachfahren Karls des Großen hineingezogen. 842 nahmen in St. Kastor Abgesandte der Söhne Ludwigs des Frommen (Regierungszeit 814-840) die Verhandlungen auf, die in den Teilungsvertrag von Verdun im Jahre 843 mündeten: Koblenz wurde dem als Lotharingien bezeichneten Mittelreich Kaiser Lothars I.(Regierungzeit als Kaiser 817/823-855) zugeschlagen. Pfingsten 860 war Koblenz dann Schauplatz eines Gipfeltreffens zur Beilegung der Streitigkeiten zwischen Ludwig dem Deutschen (843-876 König des Ostfränkischen Reiches), Karl dem Kahlen (843-877 Westfränkischer König, 875-877 Römischer Kaiser) und Lothar II.(855-869 fränkischer König)
Erst als sich Lothringen – und damit auch das Erzstift Trier – 925 dem ostfränkischen Reich anschloss, entwickelten die Trierer Erzbischöfe größeres Interesse für die Siedlung im Rhein-Mosel-Dreieck. Dabei hatte Erzbischof Hetti (814-847) bereits im ersten Drittel des 9. Jahrhunderts mit Zustimmung Kaiser Ludwigs des Deutschen am Zusammenfluss von Rhein und Mosel das Stift St. Kastor gegründet. Kaiser Heinrich II. (Regierungszeit als römisch-deutscher König 1002-1024, ab 1014 Kaiser) schenkte 1018 den Königshof mit allen Rechten (darunter auch Zoll und Münze) sowie das Stift St. Florin der Trierer Kirche. Bis 1794 sollte die Stadt der weltlichen Herrschaft der Trierer Kurfürst-Erzbischöfe unterstehen.
Das Herrschaftszentrum des sich herausbildenden Kurstaats lag weiterhin im Raum Trier. Doch im Laufe der Jahrhunderte verlagerten sich die Interessen der Erzbischöfe immer mehr von der Mosel an den Rhein. Als Aufenthaltsort diente ihnen zunächst die 1152 von Erzbischof Hillin (Episkopat 1151-1169) auf dem südlichen Sporn des Ehrenbreitsteins errichtete Burg, später auch der Stolzenfels gegenüber der Lahnmündung sowie die erzbischöfliche Stadtburg („Alte Burg“) am Moselufer. Die Trierer Oberhirten förderten den Ausbau der städtischen Infrastruktur etwa durch die Einbeziehung des Siedlungsraums entlang des Rheins in den Mauerring, die Errichtung der steinernen Moselbrücke unter Erzbischof Balduin von Luxemburg oder die Ausbildung von Gerichts- und Verwaltungsbezirken. Ein Stadtrat ist erstmals 1332 belegt.
Das Zentrum der Pfarrseelsorge in der Stadt war die Liebfrauenkirche. Die wichtigsten geistlichen Einrichtungen im mittelalterlichen Koblenz waren die beiden Kanonikergemeinschaften St. Kastor und St. Florin. Unter den Stiftsherren finden sich sowohl einige spätere Trierer Erzbischöfe als auch der bedeutende Theologe und Kirchenreformer Nikolaus von Kues. Zahlreiche geistliche Gemeinschaften vervollständigen das Bild der Koblenzer Sakrallandschaft: Neben die benediktinischen Gemeinschaften traten im 13. und 14. Jahrhundert Ordensniederlassungen der Franziskaner und Dominikaner sowie der Zisterzienser und Kartäuser. Unter Erzbischof Dietrich von Wied (Episkopat 1212-1242) siedelte sich der Deutsche Ritterorden in Koblenz an. Das Ordenshaus, von dem sich die Ortsbezeichnung „Deutsches Eck“ herleitet, entstand in unmittelbarer Nachbarschaft zum Kastorstift. Reformatorisches Gedankengut konnte sich in Koblenz nicht durchsetzen, vielmehr rief Erzbischof Jakob von Eltz die Jesuiten in die Stadt. Das von ihnen 1582 begründete Jesuitenkolleg besteht als Gymnasium bis auf den heutigen Tag (Görres Gymnasium).
Die günstige Verkehrslage der Stadt brachte es mit sich, dass immer wieder Kaiser und Könige in Koblenz Station machten. Nicht immer kamen sie in friedlicher Absicht: So standen sich Heinrich IV.(Regierungszeit als römisch-deutscher König 1056-1105, Kaiser ab 1084, gestorben 1106) und sein Sohn Heinrich V. (Regierungzeit als römisch-deutscher König 1106-1125, ab 1111 Kaiser) 1105 auf dem Höhepunkt ihrer Auseinandersetzung bei Koblenz mit ihren Truppen gegenüber. 1198 kam es im ausgetrockneten Flussbett der Mosel zur Schlacht zwischen den beiden Anwärtern um die deutsche Königswürde Philipp von Schwaben (1198-1208) und Otto IV. (1198-1218, ab 1209 Kaiser) Der Verlierer dieser Schlacht, König Otto, kehrte ein Jahr später zurück und ließ große Teile der Stadt in Schutt und Asche legen.
Erzbischof Albero sorgte 1138 dafür, dass auf der Fürstenversammlung in Lützelkoblenz (seit 1891 Stadtteil von Koblenz) mit Konrad III. (Regierungszeit 1138-1152) erstmals ein Staufer zum deutschen König gewählt wurde. 1338 richtete Kaiser Ludwig der Bayer (Regierungszeit als römisch-deutscher König 1314-1347, ab 1328 als Kaiser) in Anwesenheit des englischen Königs Eduard III. (Regierungszeit 1327-1377) einen Fürstentag in Koblenz aus. 1492 berief König Maximilian (Regierungszeit als römisch-deutscher König 1486-1519, ab 1508 als Kaiser) einen Reichstag nach Koblenz ein, um von den Reichsständen Mittel im Kampf gegen die Türken und die Franzosen einzufordern.
Die Nähe zu Frankreich sollte auch weiterhin die Geschicke der Stadt bestimmen. Im 16. Jahrhundert wurde die Burg auf dem Ehrenbreitstein zur Festung ausgebaut. Sie galt als der sicherste Ort im gesamten Erzstift, weshalb dort von 1657 bis 1794 der Heilige Rock – die wertvollste Reliquie der Trierer Kirche – verwahrt wurde. Unterhalb der Festung ließ Erzbischof Philipp Christoph von Sötern ein Residenzschloss errichten. Die ständige Bedrohung Triers veranlasste ihn, nach der Fertigstellung der „Philippsburg“ seine Residenz von der Moselmetropole an den Rhein zu verlegen. Doch auch Koblenz blieb nicht von den großen kriegerischen Auseinandersetzungen des 17. Jahrhunderts verschont. Im Dreißigjährigen Krieg waren Stadt und Festung zwischen französischen und kaiserlichen Truppen heftig umkämpft. Die Aufbauleistungen nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges machte der Pfälzische Erbfolgekrieg 1688 wieder zunichte: Koblenz konnte zwar nicht eingenommen werden, wurde aber durch französischen Beschuss stark in Mitleidenschaft gezogen. Die südlich der Stadt gelegenen Burgen Stolzenfels und Lahneck wurden zerstört.
Unter Erzbischof Johann Hugo von Orsbeck wurde auch die Verwaltung des Erzstifts in Ehrenbreitstein (ab 1937 Stadtteil von Koblenz) angesiedelt. Der letzte Trierer Kurfürst Clemens Wenzeslaus von Sachsen entschied sich dann für die Verlegung der Residenz von Ehrenbreitstein nach Koblenz. Für den Bau des neuen Residenzschlosses am Rheinufer musste die Stadtbefestigung im Süden der Stadt geöffnet werden, womit nicht nur Raum für das Schloss, sondern auch für die Erweiterung der Stadt um die so genannte „Neustadt“ gewonnen wurde. Den Vorsitz der für die Planungen zuständigen Residenzbaukommission hatte der Kanzler Georg Michael Frank La Roche (1720-1788) inne. Dessen Frau Sophie La Roche (1730-1807) gilt als die Begründerin des deutschen Frauenromans und unterhielt in Ehrenbreitstein einen literarischen Salon, in dem unter anderem der junge Goethe (1749-1832) und Wilhelm Heinse (1746-1803) zu Gast waren.
Die Freude des Kurfürsten an seiner 1786 bezogenen Residenz währte nicht lange, denn die Umwälzungen der Französischen Revolution waren auch am Rhein zu spüren. Clemens Wenzeslaus – ein Onkel Ludwigs XVI. (Regierungszeit 1774-1792, hingerichtet 1793) – gewährte den französischen Royalisten Aufnahme in seiner Residenzstadt. Koblenz wurde so zum Zentrum der Gegenrevolution und das Kurfürstentum zum erklärten Ziel der Revolutionsarmee. 1794 floh der Kurfürst vor den französischen Truppen, während sich Koblenz kampflos ergab. Die Aufrichtung eines Freiheitsbaumes vor dem kurfürstlichen Schloss am 26. Oktober markierte das Ende der alten Ordnung und den Beginn der fast zwei Jahrzehnte währenden Herrschaft der Franzosen. Ab 1798 war Koblenz die Hauptstadt des Rhein-Mosel-Departements. Nach dem Frieden von Lunéville 1801 mussten die Franzosen das rechte Rheinufer und damit auch die Festung Ehrenbreitstein aufgeben, welche ihnen erst 1799 nach mehr als fünfjähriger Belagerung übergeben worden war. Napoleon (1769-1821) hielt sich 1804 mit seiner Frau Josephine (1763-1814) in Koblenz auf. In der Neujahrsnacht 1813/1814 endete mit dem Einmarsch der russischen Truppen die französische Herrschaft am Zusammenfluss von Rhein und Mosel. Der katholische Publizist Joseph Görres, der noch 1797 für die Errichtung einer cisrhenanischen Republik eingetreten war, gab nun in seiner Heimatstadt den „Rheinischen Merkur“ heraus – bis zu seinem Verbot im Jahr 1816 das bedeutendste politische Organ seiner Zeit, in dem sich unter anderem die Gebrüder Jakob (1785-1863) und Wilhelm (1786-1859) Grimm und der Freiherr vom Stein (1757-1831) zu Wort meldeten.
Die Neuordnung Europas auf dem Wiener Kongress wurde maßgeblich vom 1773 als Sohn eines kurtrierischen Staatsrats in Koblenz geborenen österreichischen Außenminister Clemens Wenzeslaus Lothar Fürst von Metternich mitbestimmt. In der Kongressschlussakte wurde unter anderem festgelegt, dass die Rheinlande von Bingen bis Kleve sowie Westfalen an das Königreich Preußen fallen sollten. Koblenz wurde Sitz des Oberpräsidenten der preußischen Provinz Großherzogtum Niederrhein beziehungsweise ab 1822 der Rheinprovinz (ab 1830 so bezeichnet). Zugleich wurden der Ehrenbreitstein und die umliegenden Höhenzüge ab 1817 zur mächtigsten Festungsanlage im Westen des Reiches ausgebaut. Zu den preußischen Militärs, die nach den Befreiungskriegen an den Rhein kamen, gehörten General von Gneisenau (1760-1831) und Oberst von Clausewitz (1780-1831), welcher in Koblenz die Arbeit an seinem Werk „Vom Kriege“ aufnahm.
Das Verhältnis zwischen den mehrheitlich katholischen Rheinländern und dem protestantisch geprägten preußischen Zentralstaat gestaltete sich spannungsreich. Zu den führenden Köpfen des poltischen Katholizismus in Deutschland gehörten die aus Koblenz stammenden Juristen August und Peter Reichensperger. Militär und Verwaltung wurden die dominierenden Kräfte in der Stadt. Vom gewerblich-industriellen Aufschwung des 19. Jahrhunderts profitierte Koblenz kaum, da die mächtigen Festungsanlagen die Ansiedlung größerer Gewerbebetriebe verhinderten. Bemerkbar machten sich jedoch das Aufleben der Rheinschifffahrt und des Fremdenverkehrs. Vor allem Engländer und Niederländer befuhren den Rhein zu Schiff, um die Orte zu entdecken, die Literaten wie Clemens Brentano, Lord Byron (1788-1824), Victor Hugo (1802-1885) oder Maler wie William Turner (1775-1851) in ihren Werken verewigt hatten. 1845 unternahm auch Queen Victoria eine Rheinreise und verbrachte einige Tage in dem unter anderem nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) aufgebauten Schloss Stolzenfels. Viele der Reisenden hatten die „Rheinreise von Straßburg bis Rotterdam“ aus dem Koblenzer Verlagshaus Karl Baedeker im Gepäck.
1890 stimmte das Kriegsministerium endlich der Niederlegung der einer Stadterweiterung im Wege stehenden Stadtbefestigungen zu. Nun entstanden neue Stadtviertel mit Schulen, Kirchen und Krankenhäusern. Kurz nach der Jahrhundertwende wurden der jetzige Hauptbahnhof sowie der Mosel-Zollhafen in Betrieb genommen. Der Nothafen vor der Moselmündung am „Deutschen Eck“ wurde zugeschüttet, um 1897 Platz für ein Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. (Regentschaft ab 1858, ab 1861 als König, 1871-1888 als Kaiser) zu schaffen. Dieser hatte von 1850 bis 1858 als Militärgouverneur in Koblenz residiert. Besonders Wilhelms Frau Augusta (1811-1890) erfreute sich bei den Koblenzern großer Beliebtheit, welche ihr 1896 in den von der Kaiserin gestifteten und von Peter Josef Lenné geplanten Rheinanlagen ein Denkmal setzten.
Während des Ersten Weltkriegs war die Rhein-Mosel-Stadt eine wichtige Etappe auf dem Weg an die Westfront. Im Waffenstillstand von Compiègne musste das Deutsche Reich einer alliierten Besetzung der Rheinlande zustimmen. Oberste Behörde in den besetzen Gebieten war die Hohe Interalliierte Rheinlandkommission, die 1920 ihre Arbeit in Koblenz aufnahm. Die militärische Befehlsgewalt in der Stadt übten zunächst die Amerikaner aus, ab 1923 die Franzosen. Die Proklamation einer „Rheinischen Republik“ durch Separatisten im Oktober 1923 war nur eine kurze Episode in der Zwischenkriegszeit.
Im Sommer 1930 endete die Besatzung der Rheinlande. Zu den Befreiungsfeiern am 22.7.1930 reiste Reichspräsident Paul von Hindenburg (1847-1934, Reichspräsident 1925-1934) aus Berlin an. Anlässlich der Feierlichkeiten fanden beim Einsturz einer Stegbrücke unweit des Deutschen Ecks 38 Menschen den Tod – die schwerste zivile Katastrophe in der Stadtgeschichte. Seit der Rheinlandbesetzung durch die Deutsche Wehrmacht 1936 war Koblenz wieder Garnisonsstadt. Dagegen regte sich in weiten Kreisen der Bevölkerung ebenso wenig Widerstand wie 1933 gegen die Machtübernahme der Nationalsozialisten in Stadtverwaltung und Stadtverordnetenversammlung. 1934 erhielt die Gauhauptstadt vor dem Schloss eine „Thingstätte“, die mehr als 100.000 Personen Platz bieten sollte. Für die jüdischen Koblenzer ebenso wie für Roma und Sinti war dagegen kein Platz mehr in der Stadt. Alleine 1942/1943 wurden 870 Menschen aus dem Stadt- und Landkreis Koblenz in Konzentrationslager deportiert. Bis zum April 1944 blieb die Stadt von größeren Luftangriffen verschont. Von da an war Koblenz jedoch Ziel von 36 Luftangriffen, welche die Stadt zu 87 Prozent zerstörten. Das historische Stadtbild war damit auf immer verloren. Im März 1945 besetzten amerikanische Truppen die Stadt.
Gemäß den Beschlüssen der Potsdamer Konferenz (17.7.-2.8.1945) übernahmen die Franzosen im Juli 1945 die Besatzungsgewalt. Am 30.8.1946 erließ der französische General Marie-Pierre Koenig (1898-1970) eine Verordnung über die Gründung eines „rhein-pfälzischen Landes“. Die mit der Ausarbeitung einer Verfassung beauftragte „Beratende Landesversammlung“ nahm am 22.11.1946 ihre Arbeit im Koblenzer Stadttheater auf. Der erste rheinland-pfälzische Landtag tagte von 1947 bis 1951 ebenfalls in der Rhein-Mosel-Stadt, da es in dem von den Franzosen als Landeshauptstadt vorgesehenen Mainz keinen geeigneten Tagungsort gab. Im Mai 1950 beschloss der Landtag von Rheinland-Pfalz die Verlegung von Parlament und Landesregierung nach Mainz.
Die Konferenz der westdeutschen Ministerpräsidenten im Berghotel auf dem Rittersturz bei Koblenz vom 8.-10.7.1948 war eine wichtige Etappe auf dem Weg zum Grundgesetz, dem der rheinland-pfälzische Landtag am 18.5.1949 zustimmte. 1953 wurde durch Bundespräsident Theodor Heuss (1884-1963, Bundespräsident 1949-1959) das Denkmal am Deutschen Eck zum Mahnmal der Deutschen Einheit umgewidmet. Nach der Wiedervereinigung trat 1993 an die Stelle der Bundesflagge ein Nachguss des 1945 durch amerikanischen Artilleriebeschuss zerstörten Reiterdenkmals.
Nach der Gründung der Bundeswehr war Koblenz, seit 1962 Großstadt, lange Zeit die größte bundesdeutsche Garnisonsstadt. Doch die jüngsten Bundeswehrreformen gingen nicht spurlos an Koblenz vorbei: Die Zahl der militärischen und zivilen Dienstposten ist rückläufig, das Heeresführungskommando wurde aufgelöst und 2012 trat an die Stelle des Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw). Doch das Bild einer Beamten- und Behördenstadt trifft auf Koblenz schon längst nicht mehr zu, vielmehr ist die Stadt ein wichtiger Wirtschafts- und Hochschulstandort geworden. Gerade die mittelständische Wirtschaft profitiert von der verkehrsgünstigen Lage dieses Oberzentrums. Mit der Eintragung des Oberen Mittelrheins von Bingen bis Koblenz in die UNESCO-Welterbeliste (2002) und die Bundesgartenschau (2011) haben Tourismus und Fremdenverkehr neuen Aufschwung genommen.
Stadtgeschichtliche Zeitschrift
Koblenzer Beiträge zur Geschichte und Kultur. Neue Folge. Redaktion: Ingrid Batori u. a., Koblenz 1991-2006.
Literatur
Hans Bellinghausen (Hg.), 2000 Jahre Koblenz. Geschichte der Stadt an Rhein und Mosel, Boppard 1971.
Axel von Berg, Koblenz im Wandel, Koblenz 2011.
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. 3.1: Stadt Koblenz. Südliche Vorstadt und Oberwerth, bearb. von Herbert Dellwing und Udo Liessem, Düsseldorf 1986. 3,2: Stadt Koblenz. Innenstadt, bearb. von Herbert Dellwing und Reinhard Kallenbach, Worms 2004. 3.3: Stadt Koblenz. Stadtteile, bearb. von Ulrike Weber, Worms 2013.
Beate Dorfey, Petra Weiß, Stadtführer Koblenz. Auf den Spuren des Nationalsozialismus, hg. vom Stadtarchiv Koblenz und Landeshauptarchiv Koblenz, Koblenz 2012.
Energieversorgung Mittelrhein GmbH (Hg.), Geschichte der Stadt Koblenz. Gesamtredaktion: Ingrid Bátori in Verbindung mit Dieter Kerber und Hans Josef Schmidt, Band 1: Von den Anfängen bis zum Ende der kurfürstlichen Zeit,. Stuttgart 1992. Band 2: Von der französischen Stadt bis zur Gegenwart, Stuttgart 1993.
Reinhard Kallenbach, Koblenzer Geschichte neu erzählt, 2. überarb, Aufl., Koblenz 2015.
Erich Keyser (Hg.), Städtebuch Rheinland-Pfalz und Saarland. Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte. IV Südwestdeutschland, 5. Teilband. Im Auftrage der Arbeitsgemeinschaft der historischen Kommissionen und mit Unterstützung des Deutschen Städtetages, des Deutschen Städtebundes und des Deutschen Gemeindetages, Stuttgart 1964.
Thomas Tippach, Koblenz als preußische Garnisons- und Festungsstadt, Wirtschaft, Infrastruktur und Städtebau (Reihe: Städteforschung, Reihe A: Darstellungen Band 53), Köln/Weimar/Wien 2000.
Ulrike Vogt, Preußische Staatbauten in Koblenz einschließlich der Festungsbauten 1815-1914, Aachen 1987.
Klaus T. Weber, Die preußischen Festungsanlagen von Koblenz (1815–1834). (Kunst- und Kulturwissenschaftliche Forschungen 1), Weimar 2003.
Online
Stadtchronik. [Online]
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Storm, Monika, Stadt Koblenz, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/stadt-koblenz/DE-2086/lido/57d11fd00472a0.61506310 (abgerufen am 05.12.2024)