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3. 1 Grundherrschaft
Villikation Rüdesheim (I 6)
Grundherr ursprünglich der Erzbischof von Köln, (1160) zu Lehen vergeben, vor 1217 an den Herzog von Limburg, dann an den Herrn von Monschau (s. u. Gerimtsherrschaft). Zur curtis gehörten ca. 180 Mg sogenannte Jugger- (= urspr. Salland) und ca. 750 Mg sogenannte Reußheimer (= Erbpachtland) Land (LAV NRW R JB III R Eusk. 173 = 1628); Mg der Rüdesheimer Villikation zählte 180 Ruten (V 6)
Hof soll in der Mitte des 13. Jahrhunderts durch die Herren von Monschau ihrem Hauskloster Reichenstein übertragen worden sein, nachweislich seit 1458 durch Reichenstein in Zeitpacht vergeben(LAV NRW R Reichenstein Akt 1 und 2), Grundherrschaft 1355 (s. u. Gerichtsherrschaft) an Jülich
Villikation (Euskirchen)
Ursprünglich wahrscheinlich Königsgut (s. u. Gerichtsherrschaft); 1226 (Hilliger, Pantaleon, S. 99 f) Grundherr der Herr von Heinsberg (und Falkenburg), der 14 in Wüschheim, Kessenich (hier der Herr von Heinsberg bereits 1190 Grundherr (NrhUB 1526) und Disternich gelegene Allode, einen Dinghof, Salland, eine Mühle sowie 22 jährlich aus Disternich zu beziehende Malter Weizen tauschweise (gegen Hof in Bith) an St. Pantaleon in Köln überträgt (vgl. insgesamt Fink)
Villikationszentrum Mühle und Dinghof (= Mühlenhof, LAV NRW R JB III 1151 = 1565 ff) in Euskirchen (II 5), zugehörig das sogenannte Commelland (= ursprünglich Salland) ca. 270 Mg (LAV NRW R JB III R Eusk. 173= 1628), Mg der Heinsberger Villikation zählte 150 Ruten (V 6); aus den genannten 14 Alloden sind wahrscheinlich folgende jülicher (an Pantaleon grundzinspflichtig) freiadelige Hofgüter bzw. Rittersitze hervorgegangen
in Euskirchen: Bleivers- bzw. Schallenburg (II 1) mit 138 Mg und Kürten- bzw. Jesuitenhof mit 91 Mg
in Kessenich: Burg Kessenich (ursprünglich der Sitz eines vor 1400 ausgestorbenen gleichnamigen Rittergeschlechtes) mit 235 Mg, Plettenberger bzw. Bartelshof mit 134 Mg, Lindenhof mit 74 Mg und (um 1642 zerstörter) Elderhof
in Wüschheim: Gymnicher Hof mit 87 Mg und Junkersdorfer Hof mit 93 Mg (vielleicht ursprünglich auch noch der Hof des Euskirchener Hospitals)
ferner Ratsheimer Hof (2,5 km östlich Euskirchens, am Gemarkungsrand, vgl. Tafel 2, Ur-Messtischblatt) mit 96 Mg und Augenbroicher Hof (I 6, 2 km südwestlich Euskirchens, am Gemarkungsrand, vgl. ebda.) mit 150 Mg (vgl. insgesamt StaE B VIII a 1; B VIII h, mit Mg-Zahl zu 1707 ff und Heimat 8, S. 33 ff)
Die restlichen drei bzw. vier Allodialgüter sind wahrscheinlich bei Disternich zu suchen, hierunter vielleicht auch die 1628 (LAV NRW R JB III R Eusk.173) genannte, ca. 1 km südöstlich der mittelalterlichen Stadt zwischen Rüdesheim und Disternich gelegene (Festschrift II, S. 240 ff) Adolfs-, Oleffs- bzw. Auelsburg = 1736 von Hecken (und rechteckigem Graben) umgebenes, zehnt- und lastenfreies Wiesenstück von ca. 5 Mg (StaE Eusk. B VIII a 1 und insgesamt Fink)
3. 1 Gerichtsherrschaft
Euskirchen (Martinspfarrei) war ursprünglich wahrscheinlich Königsgut, da das innerhalb der Pfarrei gelegene Kessenich 856 als Königsgut bezeugt ist (D L II 5) und der Gerichtszug des Euskirchener Hochgerichtes noch 1555 an die Reichsstädte Düren und Aachen ging (Lac Arch III, S. 373)
Die Villikation Rüdesheim war ursprünglich Tafelgut der Erzbischöfe von Köln, bereits um 1160 (I 6) zu Lehen vergeben, vor 1217 Lehen der Herzöge von Limburg, wenig später (mit Vogtei) an die Limburger Nebenlinie der Herren von Monschau. Vogtei über Villikation (Euskirchen) 1226 (s. o.) im Besitz der Herren von Heinsberg (und Falkenburg). Beide Vogteien (1270) durch Erbfall in die Hand Walrams (des Roten) von Monschau und Falkenburg vereinigt (über Walrams Mutter Berta von Monschau nach dem Erlöschen der Monschauer Linie 1265; vgl. insgesamt Fink)
Nach der 1302 durch Walram den Roten u. a. (III 9) zwecks Konzentration aller Rechtstitel und Vereinigung beider Vogteigerichte vollzogenen Stadterhebung (III 3) 1311 letzter, auf die Dauer erfolgloser Versuch der Kölner Erzbischöfe, ursprüngliche erzstiftliche Rechte bei Euskirchen (pro iuribus ecclesie nostre apud Euskirgin = Rüdesheim) wiederzugewinnen (NrhUB III 101 und Festschrift I, S. 38) . 1355 erhält Markgraf Wilhelm von Jülich im Tausch gegen Sittard von Reinhard Herr von Monschau, Falkenburg und Schönforst veste in Stat zu Eustkirch mit der heerheyt ind mit den gerichten, hoge ind neder, bennen ind buyssen Eustkirch gelegin, die zu Eustkirch gehorint (u. a.) ind mit den hove zu Rudesheym (Publ. hist. et archeol. de Limbourg XI, 1874, S. 293 ff). Um 1368 Ausgleich mit dem Herzog von Brabant (Lehnsherr in der Nachfolge der Herzöge von Limburg), der Ansprüche anderer Monschauer Erben auf Euskirchen erworben hatte (Butkens, Trophées I 1486), seit 1369 Euskirchen unangefochten jülicher Stadt, 1614 an Pfalz-Neuburg (vgl. insgesamt Fink und Festschrift II, S. 431 ff, wo aber die ursprünglichen zwei Villikationen und zwei Vogteigerichte nicht erkannt worden sind)
Herren- und Hochherrengeding
Ungebotenes Ding des vogteilichen Hochgerichts der Herzöge von Jülich in der Nachfolge der Herren von Heinsberg, bzw. von Monschau-Falkenburg. Gerichtstermine: Jeweils 1. Montag nach Heilige-Dreikönige, Weißer Sonntag und Martini (StaE A 43)
Rüdesheimer Herren- bzw. Hochherrengeding
Ungebotenes Ding des vogteilichen Hochgerichtes der Herzöge von Jülich in der Nachfolge der Erzbischöfe von Köln, Herzöge von Limburg, Herren von Monschau bzw. von Monschau-Falkenburg. Gerichtstermine: Jeweils 1. Mittwoch nach Heilige-Dreikönige, Weißer Sonntag und Martini (ebda.)
Hohes Schöffengericht
mit Schultheiß und sieben Schöffen in der Nachfolge des genannten alten vogteilichen Hochgerichtes der Herzöge von Heinsberg. Ergänzung durch Kooptation: Schöffen präsentieren Landesherrn bzw. dessen Amtmann zwei oder drei Ratsverwandte, der einen zum Schöffen ernennt (Heimat 2, S. 418 f). Hauptgericht (erstmals 1554 heufftgericht (LAV NRW R JB III R Eusk. 3), für Gerichte des Amtes (III 9) Euskirchen, seinerseits Appellation an Hauptgericht Düren (Lac Arch III, S. 373)
Rüdesheimer Schöffengericht
mit Schultheiß (identisch mit dem des vorgenannten Hauptgerichtes) und sieben Schöffen (nicht identisch mit denen des Hauptgerichtes) in der Nachfolge des genannten alten vogteilichen Hochgerichtes der Herzöge von Monschau, nach der Vereinigung der beiden Hochgerichte (erste Hälfte des 14.Jahrhunderts) aber nur noch hofrechtliche Kompetenzen (weil Grund- und Gerichtsherr identisch sind). Tagungsort: vor der Antoniuskapelle (= innerstädtische Filiale der Rüdesheimer Georgskirche, IV 4), Appellation an Hauptgericht, Ergänzung wie dort durch Kooptation (Lac Arch III, S. 374 und Heimat 2, S. 443)
Hofgericht (St. Pantaleon)
der ursprünglich Heinsberger, 1226 (s. o. Grundherrschaft) an Kölner Abtei St. Pantaleon übertragenen Villikation mit vom Abt bestellten Schultheiß und Geschworenen; Tagungsort: Mühlenhof (II 5) (Lac Arch III, S. 374 sowie insgesamt Fink)
3. 1 Weistümer
Herrengeding (StaE A 43 = Kop 1704)
Rüdesheimer Herrengeding (ebda. A 44 = Kop um 1710)
Hofgericht St. Pantaleon: Weistum und judicialia des Hoffgedings auf der Mullen zu Euskirchen (StaK Pantaleon RuH 2 = Archivverzeichnis 18. Jahrhundert; insgesamt Fink)
3. 1 Amtsträger und Bedienstete
1248 scultetus (des Herren von Monschau in Rüdesheim, AHVN 23, 1871, S. 165 )
1302 scultetus (des Herren von Monschau-Falkenburg in Euskirchen, III 3)
1322 officiatus, scabini (III 2)
1322/24 sculthetus (des Abtes von St. Pantaleon, Hilliger, Pantaleon, S. 253)
1355 sieben genannte Schöffen (LAV NRW R Schweinheim 38)
1356 (jülicher) amptman (ebda. Jülich 238)
1399 (jülicher) rentmeyster (UB Georg, S. 57)
3. 2 Bede
1302 bei Stadtrechtsverleihung (III 3) Befreiung von omni exactionis molestia (u. a.) gegen Zahlung einer auf 40 Mark fixierten jährlichen Herbstbede (in festo beati Martini)
3. 2 Markt
1302 Stadtrechtsbestimmung: Wenn in foro auf Kosten des Landesherrn ein Kaufhaus (rerum venalium domus) errichtet werden sollte, ist für dessen Benutzung ein jährlicher Pachtzins zu zahlen (III 3)
1322 April 13: Reinald, Herr von Monschau-Falkenburg verleiht scabinis et universis oppidanis de Euskirhcen einen gefreiten Wochenmarkt (omni septimana sit liberum forum) am Mittwoch, der erstmals am 5. Mai gehalten werden soll, sowie einen einwöchigen gefreiten Jahrmarkt (nundine annales libere) vom Tage des Heiligen Cornelius (14. September) an, verleiht den ansässigen und zuziehenden Handwerkern Vergünstigungen auf die Dauer von zehn Jahren (III 3), setzt die Höhe der Marktbuße auf fünf Mark kölner Währung fest und stellt den Kaufleuten, die den Markt besuchen, die Wahl des Gerichtsstandes frei, bestimmt unter Strafandrohung einer 60-Schilling-Buße, daß alle Früchte nur mit dem geeichten Stadtmaß gemessen werden und der Fruchtverkauf erst nach einem entspchechenden Glockenzeichen beginnen darf; landesherrlicher Amtmann und Schöffen werden beauftragt, zwei curmeistre genannte Männer als Lebensmittelpolizei einzusetzen
1528 Herzog Johann von Jülich verleiht einen erffligen vryen Jairmart am Simon- und Judatag (28. Oktober; LAV NRW R Hs A 13)
1579 Herzog Wilhelm von Jülich erneuert die vor langen Zeiten verliehenen (s. o. zu 1528) und durch den Brand (von 1533, II 2) und Kriegsereignisse in Abgang geratenen drei freien Jahrmärkte auf St. Pauli Bekehrung (25. Januar), Matthäi (21. September) und am Simon- und Judatag (28. Oktober, Katzfey, Münstereifel II, S. 62 f)
1697 Verlegung eines bisher auf Peter und Paul (29. Juni) gehaltenen Jahrmarktes auf den Sonntag Judica (Passionssonntag, Heimat 3, S. 106 f)
1717 Am 10. Juni zu haltender Wollmarkt errichtet (StaE B VI a 6)
1772 Einrichtung eines Fruchtmarktes am Dienstag mit vom Magistrat erlassener Marktordnung und eingesetztem Marktmeister (Heimat 3, S. 131)
1787 Verlegung des Matthäimarktes (21. September) auf den 23. April (Viehhandel und Krämerei, StaE B VI a 6)
1789 Verlegung dieses Marktes auf den 1. Sonntag im Mai = heutiger Maimarkt (ebda.)
1818 Maimarkt = Kram- und Wollmarkt, Simon- und Judamarkt (28. Oktober) = Kram- und sehr bedeutender Viehmarkt (LAV NRW R Hs N V 1)
1833 täglicher Obstmarkt eingerichtet (Heimat 3, S. 98)
1848 Wochenmärkte am Dienstag und Freitag (ebda.)
1853 Vier neue Wollmärkte eingerichtet, 1879 auf zwei, 1886 auf einen beschränkt, 1889 aufgegeben (ebda., S. 132)[
1878 Neue Viehmärkte (neben Simon- und Judamarkt), deren Zahl 1925 auf zwölf angestiegen war (ebda.)
3. 2 Akzise
1469 Herzog Gerhard von Jülich überträgt Euskrichen (zum Ausbau der Stadtbefestigung) auf die Dauer von zwölf Jahren das Recht, die kleyne Zynsen und tolle (innerhalb der Stadt) zu erhöhen und erlässt eine Akziseordnung (Heimat 4, S. 137 f ohne Akziseordnung)
1529 Herzog Johann von Jülich überlässt Euskirchen die Erhebung des Wegegeldes (von jedem Pferd, so mit getzouwe der straissen durch unse Stadt gebruychen wird, ein Heller) auf Widerruf (LAV NRW R JB II 4237)
1645 Krämer-Akziseordnung vom Magistrat erlassen (Heimat 4, S. 161 f)
Insgesamt im 16.–18. Jahrhundert (in der Reihenfolge der Ertragshöhe) Bier-, Wein-, Krämer-, (seit Mitte des 17. Jahrhunderts Krämer- vor Weinakzise), Fleisch- und Fellakzisen erhoben (StaE B III b u. c)
3. 3 Stadtrechtsverleihung bzw. Freiung
1302 August I. verleiht Walram, Herr von Monschau und Falkenburg, seiner villa Euskirchen näher genannte Freiheiten: Befreiung aller Ansässigen und Zuzügler ab omni exactionis molestia gegen Zahlung einer jährlichen Herbstbede von 40 Mark. Hand- und Spanndienste (feriarum opera per ebdomadas), Beisteuer zur Schwertleite und zur Aussteuer (für Töchter des herrschaftlichen Hauses), Beiträge zu Grunderwerbs- und Auslösungskosten sowie Hilfeleistungen bei entfernten (montes Alpium vel mare transire) Kriegszügen oder Wallfahrten werden von den civibus urbis nicht mehr verlangt, es sei denn, sie leisten diese freiwillig; dagegen Verpflichtung, Walram und seinen Verbündeten jederzeit und überall hin Heeresfolge zu leisten und zur ständigen Bereithaltung der nach Vermögenslage und Nachbarzeugnis erworbenen Waffenausrüstung; Forderung zum gerichtlichen Zweikampf nur durch auf Jahr und Tag eingesessene Bürger; Ausweisung fremder, ohne Gründe in die Stadt geflohener Flüchtlinge unter Geleitleistung bis zur Hoheitsgrenze; Abzugsfreiheit, ohne Rücksicht auf Vermögenslage und nach Erfüllung bürgerrechtlicher Verpflichtungen, für jedermann; freie Verwendung des nicht mehr bebauten bürgerlichen Grundbesitzes; freie Schweinemast im herrschaftlichen Wald; Befreiung von der Beherbergungspflicht gegenüber herrschaftlichen Gefangenen; landesherrlicher Schutz für in Walrams Hoheitsbereich erworbenes und Jahr und Tag besessenes Grundeigentum (terra). Daneben folgende Herrenrechte: Anfall erbenlosen Gutes an den Landesherrn; Verpflichtung der gesamten Bürgerschaft (universa civitas) zur Instandhaltung der Befestigungsanlagen (fossati, aggeris aut valli urbem ambientis) und der öffentlichen Wege (plateas et vias) inner- und außerhalb der Stadt; Pachtzahlung für ein vom Landesherrn eventuell auf dem Markt zu errichtendes Kaufhaus (III 2) unbeschadet der städtischen Freiheiten sowie jährliche Rekognition (sechs Denare, zwei Kapaunen) von jeder Hofstatt (de singulis areis) neben allen alten (bestehen bleibenden) Rechten, Zinsen und Gerichtsgefällen (AHVN 51, 1891, S. 99 ff)
1322 April 13: Reinald, Herr von Monschau-Falkenburg, verleiht Euskirchen einen Wochen- und einen Jahrmarkt (III 2) und bestimmt, dass alle bereits in der Stadt wohnenden und alle noch zuziehenden Handwerker (exercentibus ollicia seu opera manualia) auf die Dauer von zehn Jahren (vom 5. Mai dieses Jahres an) sich ihres Gewerbes und ihrer Mobilien völlig frei bedienen können; wenn sie in dieser Zeit ein Erbgut (hereditatem) erwerben, wird nur der halbe Steuersatz fällig, nach Fristablauf haben sie dann den gleichen Steuerbetrag wie die übrigen Bürger zu zahlen. Diese Befreiung gilt nicht für zuziehende Bäcker und Brauer (= Schutzbestimmung für bereits ansässige Vertreter dieser Gewerbe, AHVN 51, 1891, S. 102)
1355 Markgraf Wilhelm von Jülich bestätigt Euskirchen die von den Herren von Falkenburg (s. o.) erhaltenen Privilegien (Katzfey, Münstereifel II, S. 58)
1441 Herzog Gerhard von Jülich und Gerhard von Loen bestätigen, dass die von Euskirchen zur Auslösung ihrer verpfändeten Lande geleistete Beisteuer nicht von Rechts wegen, sondern allein (aus) guten getrewen Hertz gezahlt worden sei und dass sie – unter Anerkennung der bisherigen Euskirchener Privilegien – zukünftig keinerlei ungewöhnliche Bede mehr fordern werden (ebda., S. 59 f)
1475 Herzog Wilhelm von Jülich bestätigt Euskirchener Privilegien unter zusätzlicher Verpflichtung zur Anerkennung der Schöffenurteile (siehe insbesondere bei scheffen urdel zu laissen ind zo halden; ebda., S. 60 f)
1661 Pfalzgraf Philipp Wilhelm, Herzog von Jülich, befreit die Bürger der vier jülischen Hauptstädte Jülich, Düren, Münstereifel und Euskirchen für die Güter, die sie zu ihrem eigenen Bedarf einführen und für die sie bisher den halben Zoll zahlten (laut Privileg Herzog Wilhelms III.), von jeglicher Zollzahlung (LAV NRW R Münstereifel Stadt 19)
1661 Pfalzgraf Philipp Wilhelm, Herzog von Jülich ordnet an, dass die Hauptstädte Jülich, Düren, Münstereifel und Euskirchen als immediat landtstende nur vor seiner Kanzlei zu Recht stehen und geurteilt werden sollen (Scheins, Beitr. z. Gesch. Münstereifel, S. 97 f)
1856 Verleihung der preußischen Städteordnung für die Rheinprovinz
3. 4 Stadtgericht (Bannmeile, Außenbürger)
Stadtgerichtsbezirk durch Vereinigung der beiden Vogteigerichte (III 1 Gerichtsherrschaft) Rüdesheim und (Euskirchen) entstanden; das zu dieser Villikation gehörige Wüschheim ist 1449 in dem gerichte von Euskirchen gelegen (StaK Maximin RuH 1) und wird 1624 mit Kessenich als Euskirchen angehöriges Dorf genannt (LAV NRW R JB II 4142). Außenbürger: Einwohner von Augenbroich (I 6), Rüdesheim (I 6), Kessenich und Wüschheim (bis 1798, III 9, Fink)
3. 5 Schöffen- und Stadtsiegel (Beschreibung)
1333 gemeines Schöffensiegel (sigillum nostrum; AHVN 32, 1878, S. 150 bzw. 1347 sigillum commune nostri scabinatus; StaK Pantaleon 170)
1361 Stadtsiegel (ingesegel der burger und gemeynde von Euskirchen; NrhUB III 621)
1468 persönliche Siegel der Schöffen des Euskirchener und des Rüdesheimer Gerichtes (StaK Pantaleon 432)
- Schöffensiegel
Bild: zwei zinnengekrönte Türme, die eine Festungsmauer einfassen; seitlich zwei Wappenschilde mit nach innen gewandtem zweigeschwänztem Löwen (Limburg)
Umschrift: S SCABINORVM DE EVSKIRCHEN (StaK Pantaleon 170 = 1347) - (kleineres) Schöffensiegel
Bild: wie erses Schöffensiegel, ohne die beiden Löwenschilde
Umschrift: SCHEFEN ZO EYKERCHEN (LAV NRW R JB II 2378 = 1596) - Stadtsiegel
Bild: wie erstes Schöffensiegel
Umschrift: SIGILLVM VNIVERSITATIS OPIDI IN EVSKIRCHEN (LAV NRW R Monschau-Schönforst 26 = 1361) - Stadtsiegel
Bild: zwei Tortürme mit hochgezogenem Fallgatter
Umschrift: STATT EVSKIRCHEN (Gissinger, S. 165 = 1679) - Stadtsiegel
Bild: Torburg, seitlich davon ohne Schild zwei Löwen (Jülich)
Umschrift: BVRGERMEIST VND RATHSIGILL DER STAD EVSKIRCHEN (Rhein. Siegel III, Tafel 51 nr 2 = 18. Jahrhundert)
3. 6 Gemeinde, Bürgermeister und Rat
1302 wird die universa civitas zur Instandhaltung der Stadtbefestigung verpflichtet (III 3)
1322 erhalten scabini und universi oppidani Marktprivileg (III 2)
1355 erhalten steede und burgere von Euskirhcen Privilegienbestätigung (III 3)
1361 burgere und gemeynde (NrhUB III 621)
1364 burgermeistere und gemeine burgere (UB Köln IV, S. 498)
1394 burgermeister, scheppen, rade und gemeyn burgere (Nijhoff, Gelderland III 190)
1409 zwei burgemagistri (Heimat 1, S.42)
1621 hat Magistrat sein archivum im Dicken Turm bei der Martinskirche (Beitr. 1898, S.76)
1741 auf Hochherrengeding (aus den Meistbeerbten) sechs gemeins Männer (je zwei aus den drei Kirspelen, s. u.) zur Prüfung der Rechnungsführung des Magistrats bestimmt (StaE A 44)
Nach der Zusammensiedlung spätestens bei der Stadtrechtsverleihung von 1302 Gesamtgemeinde der weiterhin existenten Nachbarschaftsgemeinden bzw. Honschaften (s. u.), Bürgermeister und Rat aber erst nach Anfall an Jülich (1355 bzw. 1368, III 1 Gerichtsherrschaft). Bürgermeisterwahl am Dienstag nach Dionysii (9. Oktober), dabei zunächst Wahl des gemeinen Bürgermeisters (Steuerkollektor) aus der Bürgerschaft durch Schöffenräte, dann Wahl des Herren- oder regierenden Bürgermeisters aus den Schöffenräten durch die Ratsverwandten; Bestätigung durch landesherrlichen Amtmann; Wiederwahl war erst möglich, wenn jeder Schöffe einmal das Amt bekleidet hatte. Ratsverwandte wurden durch Gesamtrat aus mehreren von der Bürgerschaft vorgeschlagenen Kandidaten (ohne landesherrliche Bestätigung) erwählt (StaE B III b c = 1591 ff und Heimat 2, S. 467 ff)
Jährlich (getrennte) Honschaftsversammlungen der drei Honschaften oder Kirspele Disternich, Kessenich und Rüdesheim (II 2 und 5) am Pfingstmontag zur Regelung von Nachbarschafts- bzw. Gemeindeangelegenheiten, insbesondere der Baupflichten (Instandhaltung von Wegen, Zäunen und Flutgräben) und zur Verpachtung der jeweiligen Gemeindeliegenschaften (z. B. Broich und Disternicher Heide); Zuzügler des vergangenen Jahres wurden auf ein Jahr zu Hunnen (Erbpachtzins- und Steuerkollektoren) bestimmt. Honschaften sind Untergemeinden mit getrennt gehüteten Viehherden auf eigenen Weidebezirken in der Gegend ihres ursprünglichen Dorfes (StaE A 43 und 44, C VI a = 17./18. Jahrhundert und Heimat 2, S. 593 ff)
3. 7 Bruderschaften
1387 Priesterbruderschaft ULF und Katharina in St. Martin (Festschrift II, S. 439 und 444), deren Statuten 1469 von Papst Paul II. bestätigt (ebda., S. 442)
1415 Sebastianus-Bruderschaft (III 8) in St. Martin (Heimatkalender 1961, S. 125 und Festschrift II, S. 440)
1475 Bruderschaft BMV (haben 1536 die Loer under sich; Redlich II 1, S. 226 = Bruderschaft der Löhrer, s. u. Zünfte) in St. Martin (StaE B VI a 2 und Festschrift II, S. 443), deren Statuten 1505 durch Erzbischof Hermann von Köln bestätigt (ebda.)
1536 daneben Trinitatis- und Anna-Bruderschaften in St. Martin (Redlich III, S. 225 f)
1628 Matthias-Bruderschaft in St. Martin gegründet (Heimat 10, S. 12)
1656 Bruderschaft des hl. Antonius und der hl. Barbara in Antoniuskapelle (Festschrift II, S. 470)
1714 Bruderschaft Todesangst Christi in St. Martin (ebda., S.447)
1717 Bruderschaft der Unbefleckten Empfängnis in Kapuzinerkirdte gegründet (ebda., S. 470)
1725 Visitationsbericht: vor einigen Jahren neue Bruderschaft genannt Wüllenaccept (wahrscheinlich der Wollweber, s. u. Zünfte) in St. Martin gegründet (Beitr. 1899, S. 59 f)
3. 7 Zünfte
1585 Amtsmeister der Schuhmacher, Löhrer (bereits 1536 genannt, s. o. Bruderschaften), Pelzer, Hamacher und Fleischhauer, alle die mit Leder und Schmeer umgehen sowie Schultheiß und Schöffen des hohen Gerichtes zu Euskirchen erneuern die Ordnung der Bruderschaft BMV (s. o.) und bestätigen deren alten besiegelten Brief (Festschrift II, S. 444 f)
1687 Wullenambach (StaE B VI a 1)
1705 Mitglieder des ziemlich angewachsenen Wullenweber ambachs bitten den Kurfürsten, die Einrichtung einer rechtmäßigen Wollweberzunft (nach den beiliegenden Artikeln der Münstereifeler Zunft) zu genehmigen (ebda.)
1745 Lederzunft (Schuhmacher-, Rot- und Weißgerberamt) hat 30 Mitglieder (StaE B VI a 2)
1782 wenig bedeutsame Wullenwebers, Rot- und Weißgerber Ambache (ebda. A 44)
3. 8 Wehrwesen (Schützen)
1302 Verpflichtung der Bürger zum Besitz einer Waffenausrüstung und zur Heeresfolge (III 3)
1415 erstmals genannte Sebastianus-Bruderschaft (III 7) errichtet 1559 anlässlich der Übernahme einer neuen Schießbahn auf dem Stadtgraben am Rüdesheimer Tor Statuta oder Ordnung und Policey Sti. Sebastiani deren Schützengesellschaft (Gissinger, S. I ff); u. a. Verpflichtung, Fronleichnamsprozession mit Gewehren, Fändeln und Trommelschlag zu begleiten sowie bei Besuch des Landesherrn Salut zu schießen und Ehrenwache zu stellen (StaB B III c = 1699)
1503 landesherrlicher Amtmann erhält Anweisung, dafür zu sorgen, dass die burgere und huisluide der Städte und Ämter Münstereifel und Euskirchen mit harnesch und gewere wohl gerüstet sind und in den Städten das geschutz ufzorüsten (v. Below, Landtagsakten I, S. 183)
1699 Haken auf dem Dicken Turm (II 4), benötigtes Pulver aus städtischen Mitteln in Köln gekauft (StaE B III c)
1728 Bürgerwache, nachbarschaftsweise in zehn bis zwölf Rotten eingeteilt mit je einem Wacht-, einem Rottmeister und zwölf bis dreizehn Rottgesellen = insgesamt 145 Mann (Heimat 6, S. 41)
1820 Wacht-Reglement der Bürgermeisterei Euskirchens: Artikel 1: Selbständige Bürger sind ohne Standes- und Altersunterschied wachtpflichtig (= Nachtwache, ebda. S. 5)
3. 9 Stellung im Territorium
Stadterhebung aus territorialpolitischen Gründen: „Grenzfeste im äußersten Südosten der expansiven brabantisch-limburgischen Territorialgemeinschaft“ (F. Steinbach in Festschrift I, S. 38) gegen den Erzbischof von Köln (vgl. auch III 1 Gerichtsherrschaft). Nach 1355 jülischer Amts- und Kellnereibesitz (III 1 Amtsträger), seit 1469 hinter Jülich, Düren und Münstereifel vierte der vier jülischen Hauptstädte (v. Below, Landtagsakten I, S. 19 Anm. 17)
1550 Amt Euskirchen mit Stadt Euskirchen (mit Augenbroich, Rüdesheim, Kessenich und Wüschheim), jülicher Teil von Kuchenheim und Unterherrschaften Roitzheim (mit Stotzheim und Billig), Groß- und Klein Vernich, Wachendorf sowie Kirchsahr und Vischel (Redlich II 1, S. 830 und LAV NRW R JB III R Eusk. 3)
1584 mit zusätzlichen Unterherrschaften Große-Büllesheim und Frauenberg (ebda. 6)
1789 ohne Kuchenheim, Wachendorf, Frauenberg, Kirchsahr und Vischel
1794 Mairie Euskirchen (mit Stadt, Rüdesheim, Kessenich, Wüschheim, Großbüllesheim, Groß und KIein Vernich, Niederberg, Euenheim, Billig und Roitzheim) Kanton Zülpich, Arrondissement Bonn
1798 Mairie Euskirchen (nur noch mit Stadt, Rüdesheim und Kessenich), Kanton Zülpich, Roer-Departement (insgesamt StaE B 4 und Heimat 1, S. 201 ff)
1816 Bürgermeisterei Euskirchen mit Stadt, Augenbroich, Rüdesheim, Kessenich und Billig, 1836 Augenbroich und Billig zur Bürgermeisterei Wachendorf (Heimat 2, S. 587); zur Verwaltungsreform von 1969 vgl. I 7
1816 bis 1827 Kreis Lechenich, seit 1827 Kreis Euskirchen (seit 1973 mit dem ehemaligen Kreis Schleiden) im Regierungs-Bezirk Köln (seit 1879 mit Amtsgericht)
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Flink, Klaus, Rheinischer Städteatlas Euskirchen. Teil 3: Herrschaft und Gemeinde, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/rheinischer-staedteatlas-euskirchen.-teil-3-herrschaft-und-gemeinde/DE-2086/lido/5d760ad3d72496.73340362 (abgerufen am 05.12.2024)